Kapitel 89

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Mario's Sicht:

"Mario, wir gehen heute Abend feiern. Kommst du mit?" fragte mich Lewy, als wir unsere Runden liefen. "Heute? Ich weiß nicht..." entgegnete ich. Meine Gedanken waren hauptsächlich noch bei Nell. Würde sie mir erzählen, was Pep von ihr wollte? Ich hatte ihr in all der Zeit nie einen triftigen  mir zu vertrauen.Meine Fresse, was denkst du wieder?! Vielleicht ist es ja auch etwas positives! Es muss nicht immer alles negativ enden! versuchte ich mich selbst zu überzeugen. "Maaario!" lachte Lewy und im selben Moment spürte ich, wie mir kaltes Wasser von meinem Nacken über meinen kompletten Rücken nach unten floss. Ich blieb stehen. "Bah!" rief ich aus und drehte mich zu der Person um, die dieses Attentat mit einer Wasserflasche auf mich getätigt hatte. David. "Bist du jetzt wieder aus deiner Traumwelt aufgetaucht?" grinste dieser. "Hä?!" war meine Antwort. "Ich habe mit dir geredet!" sagte jetzt Lewy wieder. "Ja, tut mir leid. Was hast du gesagt?" fragte ich. "Ich war dabei dich für heute Abend zu überzeugen. Du kannst doch deine Freundin mitbringen!" wiederholte er also. "Mhmm..." machte ich nur. "Also kommst du - kommt ihr - mit?" sicherte David ab. "Mal sehen. Ich frage sie später." gab ich zurück. "Warum nicht jetzt?" wollte Lewy wissen und deutete mit dem Kinn zur Tür, die ins Innere des Gebäudes führte. Denn durch diese trat Nell gerade auf den Rasen. Allerdings sah sie alles andere als glücklich aus. Mit energischen Schritten stapfte sie zur Ersatzbank, gefolgt von den Augenpaaren des gesamten FCB Kaders. "Was ist denn mit der los?" brach Basti die folgende Stille. Jetzt spielte sich genau dieselbe Szene nochmal ab, nur dass diesmal Pep zur Bank marschierte. "Was ist denn mit dem los?" wiederholte Basti halb lachend. Pep redete wild gestikulierend auf Nell ein, die nur stur vor sich hin starrend und mit verschränkten Armen da saß. "Ja los, worauf wartest du? Deine Füße machen sich ja schon selbstständig!" drängte Lewy und gab mir einen kleinen Schups in Richtung Ersatzbank. Wie automatisch setzte ich einen Fuß vor den anderen. "...bist 21! Statt dein Leben zu leben, stürzt du lieber in Arbeit!" waren die ersten Wortfetzen, die ich vernahm. Nell sah trotzig zu Pep hoch. "Stürzt du dich lieber in Arbeit. Es heißt dich." verbesserte sie ihn. Pep schlug sich die Hand vor die Stirn. "Lenk nicht ab!" gab er zurück. "Was ist hier los?" unterbrach ich die Diskussion. "Im Vertrag gab es einen Haken." meinte Nell zu mir. "Und dieser wäre?" hakte ich nach. "Frag deine Freundin!" warf mir Pep an den Kopf, während Nell gleichzeitig zischte "Frag deinen Trainer!" Mit diesen Worten stürmten beide in entgegengesetzte Richtungen davon. Ich drehte mich zu den anderen um. "Ich glaube, du gehst ihr jetzt besser hinterher." meinte Javi. "Und das Training?" erwiderte ich. "Ich denke, sie ist jetzt wichtiger." sprach Manu, wobei ein warnender Unterton mitschwang. Ich zögerte kurz und joggte dann zur Kabine,wo ich mich zügig umzog, um dann nach Nell zu suchen. Glücklicherweise lehnte sie an meinem Auto und starrte auf den Boden. "Wieso hast du denn keine Jacke an?" fragte ich sie direkt und rieb mit meinen Handflächen über ihre eiskalten Arme. "Die hab ich in Marco's Auto vergessen." murmelte sie. "Und dieser Idiot fährt einfach weg." entgegnete ich kopfschüttelnd. Dann zog ich meine eigene Jacke aus und legte sie um ihre Schultern. "Musst du nicht trainieren?" fragte sie. Ich schüttelte nur den Kopf und schloss den Wagen auf. Nachdem ich sie auf den Beifahrersitz gedrängt hatte, stieg ich selbst ins Auto. Während der Fahrt starrte Nell aus dem Fenster. Als ich meine Hand vom Ganghebel zu ihrem Schenkel wandern ließ, zuckte sie zusammmen. "Du willst jetzt wissen, was los war, richtig?" sagte sie dann. Ich lächelte leicht. "So ist es. Also?" forderte ich sie auf. Sie stieß ein lautes Atmen aus. "Die wollen mich eigentlich gar nicht." begann sie schließlich. Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. "Das verstehe ich nicht. Ich habe doch extra mit Pep gesprochen." entgegnete ich verwirrt. "Nein, so meine ich das nicht. Pep hat gesagt, in Zukunft ist die Kapazität für eine einzelne, einfache Ärztin wie mich überlastet." erklärte sie. "Und worauf läuft das hinaus?" bohrte ich nach. "Ich darf nicht mehr alleine arbeiten. Ich brauche eineHilfskraft." meinte sie abwertend und spuckte die Wörter dabei förmlich aus. Sofort schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Es blieb kurz still. Als ich zu ihr rübersah, wischte sie gerade mit dem Handrücken über ihre Augen, wo sich Tränen ihren Weg ins freie bahnten. Ich wandte meinen Blick wieder der Straße zu, griff aber nach ihrer Hand. Diese war eiskalt. "Hey? Nicht weinen. Dieses miese Schwein ist es doch nicht wert, dass du Tränen vergießt." tröstete ich. "Woher weißt du, dass es deswegen...?" setzte sie an, doch ich durchschnitt ihr das Wort. "Ich kenne dich lange genug. Und ich vergesse nie das Gesicht eines Menschen, der meiner Freundin etwas angetan hat." "Er hat mich nicht verge-gewaltigt." murmelte sie. "Das macht doch keinen Unterschied! Er hat es versucht und das reicht. Ich weiß nicht, wie eine Frau sich dabei fühlt, aber ein Typ, der zu sowas fähig ist, gehört in den Knast." widersprach ich. "Dreckig. Man fühlt sich wie ein Stück Dreck. Und ich verstehe, warum Mum das nicht ausgehalten hat." warf sie ein. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, also nickte ich nur.Du warst schon immer eine Null im Trösten.sagte mir die Stimme in meinem Kopf. "Das stimmt nicht. Du musst nur bei mir sein, das tröstet mich." sagte sie. "Hab ich das gerade laut gesagt?" fragte ich und lachte verlegen. Sie nickte lächelnd. Wir kamen gerade bei mir an. "Aber Nell... Pep sagte etwas davon, dass du erst 21 bist und dich nicht überarbeiten sollst. Das hat doch nichts mit der Aushilfe zu tun, oder?" bohrte ich doch noch einmal nach, als wir ausstiegen. Eigentlich wollte ich ihr die Tür öffnen, aber ich war zu langsam. Jetzt lief sie mir voraus. "Die zweite Möglichkeit wäre, dass ich den Doktor bekomme. Aber Pep will das nicht." meinte sie. Sie trat zur Seite, damit ich die Tür aufschließen konnte, vor der wir mittlerweile standen. "Was soll das heißen? Dass du den Doktor bekommst?" fragte ich verwundert. "Hätte ich einen Doktortitel, würden die michalleinakzeptieren." erklärte sie. "Und woher willst du den so schnell bekommen?" erwiderte ich. "Woher? Mario, dazu schreibt man eine Doktorarbeit." gab sie zurück. Mir stand erstmal kurz der Mund offen. "Du willst eine Doktorarbeit schreiben? Dr. Neuer?" wiederholte ich. Ihr Blick verfinsterte sich. "Was ist daran so schlimm?" Ich ging auf sie zu und legte meine Arme um ihre Taille. "Nell, ich fürchte, ich muss Pep recht geben. Du bist 21! Du hast es nicht nötig, dich für diesen Job in Arbeit zu stürzen." wollte ich sie umstimmen. Jetzt wandt sie sich aus meinem Griff. "Traust du es mir etwa nicht zu?" warf sie mir vor. Jetzt musste ich vorsichtig sein. "Doch, aber wozu brauchst du das? Eine Weile kannst du auch so noch dort arbeiten und danach... kannst du wieder Fotoshootings machen oder so." schlug ich vor. "Fotoshootings? Mario, ich bin keine Modetussi. Und kein magersüchtiges Model, das man in beliebige Klamotten stecken kann. Komm damit klar, dass du als einziger Fußballprofi eine Freundin hast, die selbstständig sein will!" Darauf stürmte sie wütend in Richtung Schlafzimmer, vorbei an Marco, der gerade aus dem Gästezimmer kam. Verwirrt sah er ihr nach. "Marco, was immer du jetzt sagen willst: Lass mich bitte kurz in Ruhe mit ihr reden." warnte ich, bevor er mir etwas vorwerfen konnte und lief ihr nach. Sie saß mit dem Rücken zu mir auf dem Bett und bürstete energisch ihr langes Haar. Ich kletterte hinter sie auf das Bett. Natürlich hatte sie mich längst bemerkt, ignorierte mich aber. "Nell, du kannst machen, was du willst. Die Öffentlichkeit ist mir egal. Es geht mir um dich. Ich will mir keine Sorgen machen müssen, wenn du dich übernimmst." sprach ich leise auf sie ein. Weil sie nichts erwiderte, fuhr ich fort. "Wäre ich nicht so dumm gewesen, wären wir längst verheiratet. Und ich denke es gehört sich so für einen Ehemann, immer hinter dir zu stehen. In jeder Angelegenheit. In guten wie in schlechten Zeiten, verstehst du?" Sie legte die Haarbürste seufzend weg. "Ich kann das, Mario." Ich begann mit meinen Händen ihre Schultern zu massieren. "Daran habe ich nie gezweifelt." flüsterte ich. Sie entspannte sich langsam unter meiner Berührung. "Ich liebe dich." wisperte ich und küsste ihren Nacken. Sie hob ihre Hand und legte sie auf meine, die immernoch auf ihrer Schulter lag und diese massierte. "Mario... Bitte, lass es uns langsam angehen." sagte sie kaum hörbar. Ich stockte kurz in meiner Bewegung. "Ha-hab ich was falsch gemacht?" fragte ich unsicher. Sie drehte sich sofort zu mir um. "Nein, hast du nicht! Ich liebe dich doch auch! Aber wir haben noch so viel Zeit, uns wirklich kennen zu lernen. Ich will dieses Kribblen genießen. Diese unglaublichen Gefühle, die du in mir auslöst." Ich musste automatisch lächeln. Und ich konnte sie tatsächlich verstehen. "Aber wäre es zu einer Hochzeit gekommen hättest du doch ja gesagt oder?" sicherte ich ab. "Ja, natürlich." lächelte sie. Dann zog sie mich zu sich. "Das nennst du langsam?" fragte ich grinsend, kurz bevor sich unsere Lippen berührten. Ich ließ mir ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen und auf einen Schlag war das eben genannte Kribbeln so stark wie nie. Ich kam kaum zu Atem, musterte ihr wunderschönes Gesicht, das leichte Lächeln, das ihre zarten Lippen umspielte und ihre Augen. In denen ich mich immer wieder verlor. Die Farbe des Ozeans, wo ich einfach dahintrieb. Unsere Lippen berührten sich nur mit einem Hauch und trotzdem drohte mein Herz zu explodieren vor Glück. Obwohl es bei diesem sanften Kuss blieb, erfüllte mich dieses Gefühl, bis ich beinahe vergessen hätte, dass Lewy mit uns feiern gehen wollte. Erst jetzt fielen mir auch die Stimmen aus dem Wohnzimmer auf. "Erwartest du Besuch?" flüsterte Nell. "Nein, aber ich habe eine Befürchtung, wer das sein könnte." gab ich zurück. In diesem Moment klopfte es an der Schlafzimmertür. "Ja?" bat ich die Person herein. Die Tür öffnete sich und Marco stolperte mit Lewy herein. Dicht gefolgt von Mo und Leo. "Maaaayo!" rief Lewy zur Begrüßung. Mit seinem polnischen Akzent klang mein Name immer wie Mayo, deshalb hatte er mich so getauft. "Hast du schon vorgeglüht, oder was?" fragte ich und erhob mich vom Bett. "Der war doch schon immer so!" lachte Leo. "Was zum Teufel macht ihr alle hier?" mischte sich jetzt Nell ein. "Ich dachte, weil Marco in Bayern-Gesellschaft immer Allergien bekommt, gehen wir zusammen feiern. Dortmunder Jungs. Wie früher." erklärte Lewy und warf dabei einen abwertenden Blick auf Marco, der nur wie blöd grinste. "Achso, na dann viel Spaß, Jungs." lächelte Nell. Wir sahen uns entgeistert an. "Du kommst natürlich mit!" verkündete Mo, worauf wir zustimmend nickten. Seufzend erhob sie sich. "Ich bin nicht gerade ausgeh-tauglich." zweifelte sie und deutete an sich herunter. Wir alle verdrehten die Augen. "Kobiety!" stöhnte Lewy genervt auf. "Auf Deutsch?" fragte Marco nach, weil wir ihn alle verdattert anblickten. "Frauen." wiederholte Lewy. "Achso. Ja, das kannst du laut sagen." lachte Mo dann. "Pff, ich kann nur immer wieder wiederholen, wie schlimm ihr mit euren Haaren seid!" wandte Nell kopfschüttelnd ein. "Dann müssenwiruns jetzt eben um dein Outfit kümmern." beschloss Mo, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. Nell bekam einen Lachkrampf. "Was ist so witzig?" fragte ich. "Ihr? Ihr habt doch keine Ahnung." brachte sie unter Lachtränen hervor. Wir blickten uns nur wieder an. "Ich fühle mich irgendwie herausgefordert, wie seht ihr das?" wollte Marco wissen. Wir vier nickten. Während Lewy und Leo Nell ins Bad beförderten, zog ich Nell's Tasche hervor, die sie nie wirklich ausgepackt hatte, in der Mo und Marco sofort begannen zu stöbern. Irgendwann stießen wir auf das schwarze Weltmeister-Shirt mit der 1 vorne drauf. Für dieses entschieden wir uns dann auch. Schließlich fanden wir dazu eine enge Röhre, die von Rot in Schwarz überging und somit perfekt passte. "Die Schuhe such ich aus!" lachte Lewy. In diesem Moment trat Nell aus dem Bad. Frisch geduscht, mit jeweils einem Handtuch um Körper und Haar. Ihr Blick schweifte als erstes über das Chaos aus Klamotten auf dem Wohnzimmerboden. "Oh. Mein. Gott. Ich hoffe diese Sauerei hat wenigstens einen Sinn!" rief sie aus. Marco präsentierte ihr jetzt unsere Wahl. Im selben Moment tauchte Lewy mit schwarzen Pumps wieder auf. "Okay, ich muss zugeben: Ihr habt es drauf." sagte Nell anerkennend. Wir allesamt grinsten triumphierend. Sie nahm sich die Klamotten und verschwand damit im Bad. Als sie wieder heraus kam, musste ich erst mal schlucken. Wie damals in Brasilien hatte sie einen Knoten in das Shirt gemacht, weil es sonst zu weit war. Ihre Haare hatte sie geglättet, sodass sie jetzt glatt über Rücken und Schultern lagen. Im nächsten Moment spürte ich ihre Lippen ganz sanft auf meinen, während ihre Hand an meiner Wange lag. "Mario, wir wollen gehen." erinnerte sie mich grinsend. Ich musste mich räuspern. "Äh ja, natürlich." sagte ich dann schnell und folgte ihr. "Sollen wir laufen? Ist ja nicht weit." schlug Marco vor. "Und wenn ihr erkannt werdet?" warf Nell ein. Wir sahen uns nur lachend an. Wie auf Kommando zogen wir unsere Jacken bis zum Kinn hoch und zogen eine Cap hervor, die sich jeder aufsetzte. "Seid ihr öfters in geheimer Mission unterwegs?" lachte Nell. "Früher schon." grinste Lewy. Ich zog Nell ihre Kapuze über den Kopf. "Nicht dassdichnoch jemand erkennt, Süße." grinste ich und legte den Arm um sie. Wir machten uns langsam auf den Weg zum Club. Nichtsahnend, in welchem Chaos dieser Abend enden würde...

HALLO MEINE LIEBEN! ES TUT MIR SOOO LEID, DASS ES SO LANGWEILIG IST IN LETZTER ZEIT. ICH BEMÜHE MICH NATÜRLICH WEITERHIN :(

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt