Mia's P.o.V.
Ich stand auf und setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich holte meine Hausaufgaben aus meiner Tasche und legte sie auf den Tisch.
Sechs Fächer. Sechs Bücher. Sechs Hefte. Sechs Ordner.
Dezent viel.
Echt grauenhaft. Das grenzt ja schon fast an geistiger Körperverletzung!
Diese blöden Hausaufgaben sind doch nur dazu da, um den Schülern die Freizeit zu rauben. Zumindest wenn das so unfassbar viel ist. Das ist doch unmenschlich. Vor allem, wenn man das ganze Zeug mit sich rumtragen muss.
Echt kein Leichtgewicht.
Deswegen verstehe ich nicht, wie diese ganzen anderen Mädchen mit Handtaschen rumlaufen. Das ist ja noch schlimmer, als das alles auf dem Rücken zu tragen.
Das Gewicht grenzt da sogar fast an normaler Körperverletzung. Dass das gedulded wird...
Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich habe meine Hausaufgaben einfach immer gemacht und nicht darauf geachtet, wie viel Zeit es in Anspruch genommen hat.
Genervt stöhnte ich auf und starrte die verschiedenen Materialien vor mir an. Die Schrift auf den mehr oder weniger weißen Blättern. Die verschiedenen Farben, die das ganze ein wenig 'interessanter' machen sollen, was allerdings kläglich scheitert.
Ich entschloss mich dazu, mit Physik zu beginnen, dann hätte ich das schonmal hinter mir und so schwer war das nicht.
Ich schlug also die Seite im Buch auf und begann die Aufgabenstellung schonmal abzuschreiben. Als ich allerdings anfing, die Aufgabe zu bearbeiten, merkte ich schnell, dass es gar nicht so einfach war, wie vorerst erwartet.
Haben wir sowas überhaupt gemacht? Irgendwie verstehe ich nur Bahnhof, aber ich bezweifle, dass ich die einzige bin, der das so geht. Aber warum ist das plötzlich so kompliziert? Ich hab doch sonst auch immer alles verstanden.
Diese ganzen Zahlen, Maße und Linien machen mich langsam verrückt. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie das alles funktioniert, dabei war ich doch immer im Unterricht da.
Aufgepasst habe ich doch eigentlich auch immer. Gut. In letzter Zeit, habe ich das ganze vielleicht ein wenig vernachlässigt, aber ich war doch immer da und so abwesend war ich gar nicht.
Ich legte Physik zu Seite und schlug dann doch erstmal Deutsch auf. Ich hasse Analysen, aber was sein muss, muss sein.
Wozu braucht man das später überhaupt? Ich setze mich ja bestimmt nicht hin, wenn ich einen Text lese, und fange erstmal an, das ganze auf Stilmittel oder Reime oder sowas zu analysieren.
Irgendwie bin ich momentan nur am Meckern, aber mögen tue ich das ganze auch nicht sonderlich. Am Liebsten wären mir jetzt Ferien.
Morgens ausschlafen, keine nervigen Hausaufgaben, man muss niemanden sehen, von dem man gefühlt Augenkrebs bekommt und außerdem hat man mehr Zeit für Freunde. Die habe ich in letzter Zeit ja ziemlich vernachlässigt, was sich ja aber nachher ändern soll.
Ich holte eine Flasche Wasser, welche ich neben meinem Bett stehen hatte. Ich trank einen kräftigen Schluck und packte die Flasche wieder weg. Eine gute Abwechslung zu dem nervigen Zeug vor mir.
Ich legte ein Heft nach dem anderen zur Seite, bis ich alle einmal durchprobiert und nichts erreicht habe. Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und fuhr mir mit der Hand einmal über das Gesicht.
Wie kann es sein, dass es für mich momentan nur bergab geht? Das hat alles angefangen, seitdem Jack irgendwie wieder in mein Leben gekommen ist. Hätte er nicht einfach sein Leben weiterleben können? Nur eben ohne mich? Das wäre für uns beide einfacher.
Ich überlegte, was der Grund für unseren plötzlichen Kontakt war, allerdings schien es mir schon viel zu lange her. Es scheint, als hätten wir nie einen Kontaktabbruch gehabt, allerdings weiß ich sehr sicher, dass wir einen langjährigen Kontaktabbruch hatten.
Wie der zu Stande kam, weiß ich blöderweise aber auch nicht. Was hat er bloß mit mir gemacht? Die Erinnerungen daran sind einfach verschwommen. So als würde ich das alles durch Wasser sehen.
Ich höre alles verschwommen bis gar nicht, ich sehe kaum was und es ist einfach verschwommen. Ich kann nichts etwas anderem zuordnen. Wie ein unlösbares Rätsel mit tausend verschiedenen Lösungen.
So wie meine Hausaufgaben.
Ich stand auf, ging zu meinem Regal und holte mein altes Fotoalbum raus. Meine Mutter hatte es mir vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt. Es sind Bilder aus dem Kindergarten und der Grundschule.
Mit Freunden, im Urlaub oder einfach zu Hause. Manchmal, wenn ich mich schlecht fühle oder ich mich langweile, schaue ich es mir an und muss immer wieder grinsen. Die Blicke sind häufig sehr witzig oder ich erinnere mich einfach an die Zeit zurück.
Damals war alles noch so einfach, aber heute ist einfach alles unnötig kompliziert. Dinge, die man ganz einfach lösen könnte oder einfach nicht unnötig kompliziert machen müsste, werden einfach so weit hochgepusht, bis sie entweder komplett nervig oder gefühlt unmöglich sind.
Das Album ist für mich, wie ein kleiner, spontaner Zufluchtsort.
Als es an der Tür klingelte, rappelte ich mich auf und ging die Treppenstufen nach unten, um die Tür zu öffnen. Wir hatten zwar keine Zeit ausgemacht, aber ein wenig früh war das schon.
Unten angekommen, sah ich meine Mutter, die gerade die Tür öffnete. Ich ging ebenfalls zur Tür, aber blieb weit genug davon entfernt stehen, doch da war keine Melodie, keine Mel und auch keine Marina. Jack war es allerdings auch nicht.
Dieser Mann, der in der Tür stand, war zwar ebenfalls attraktiv, aber älter als Jack. Ja, ich habe Jack gerade indirekt als attraktiv bezeichnet. Wäre ja auch eine Lüge, wenn nicht.
Dieser Mann war offensichtlich sehr gepflegt. Seine schwarzen Haare waren nach hinten gegeelt. Seine dunklen Augen musterten meine Mutter, bis er an ihr vorbei, direkt zu mir schaute.
Es fühlte sich so an, als würde er mir mit seinem Blick direkt in die Seele schauen, was wirklich einschüchtern war. Wer war das bloß?
Meine Mutter drehte sich ebenfalls zu mir um und sah mich fragend an. Tja Mum. Ich kenne ihn genauso wenig.
Sie schien wohl zu merken, dass ich mindestens genauso verwirrt war und drehte sich zu dem unbekannten Mann um. Bisher sagte keiner ein Wort. Bisher.
Meine Mutter stemmte ihren rechten Arm in die Hüfte und schaute zu ihm hoch. Sie ist allgemein nicht unbedingt die Größte, aber der Mann war sowieso noch größer.
"Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?" Der Mann schaute meine Mutter kurz überrascht an, bis er wohl verstand und sich kurz räusperte. "Natürlich dürfen Sie fragen. Wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen. Verzeihen Sie bitte.", fing der Mann an, woraufhin meine Mutter eine Handbewegung machte, die ihm bedeuten solle, fortzufahren.
"Mein Name ist Clinton. Clinton Michaels."
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A little different (*pausiert*)
Teen FictionMia ist eine richtige Streberin, Liebling aller Lehrer und nur auf die Schule konzentriert. Deshalb hat sie auch nur einen engen Freundeskreis. Naja wie denn auch anders wenn so gut wie alle Mädchen auf ihrer Schule Bitches sind.... Jack ist das gen...