Kapitel 22

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Matteo POV

Ich will gerade aufstehen, um dem kalten Nass zu entgehen, da läuft ein Wachmann an der Lücke in der Hecke vorbei. Dachte ich jedenfalls, denn als er schon fast am Eingang der Lichtung vorbei gelaufen ist, wirft er beiläufig einen kurzen Blick zum Brunnen und damit auch zu meinem tropfnassen Ich. Als er den Blick wieder abwendet, glaube ich schon, er hätte mich nicht gesehen, doch als er wie vom Donner gerührt stehen bleibt und mich mit schockgeweiteten Augen ansieht, weiss ich, dass ich falsch liege.

Wenigstens kann ich den Wachmann als meinen besten Freund Gaston identifizieren. Trotzdem merke ich wie meine Wangen sich leicht rot verfärben und das passiert eigentlich nie. Doch selbst so ein attracktiver Prinz wie ich, findet die Vorstellung im Springbrunnen sitzend vorgefunden zu werden peinlich. Gaston, der sich wieder aus seiner Schockstarre zu lösen scheint, bricht in Gelächter aus. Danke Kumpel. Vielen lieben dank, denke ich genervt und erhebe mich endlich aus dem Brunnen.

Wieder trockenen Untergrund unter den Füßen, laufe ich auf meinen immer noch lachenden Freund zu. Mal ganz ehrlich, warum habe ich gerade ihn als besten Freund auserkoren? ,,Ich...soll dich....suchen...deine Eltern....wollen mit....dir....reden", stammelt Gaston und wird immer wieder von seinen Lachattacken unterbrochen. Meine Eltern wollen mit mir reden? Und schicken dafür extra Gaston? Das kann nichts Gutes bedeuten. Andererseits handelt es sich bei dem Gaspräch sicher nur um Lunas neuen Job. Na ja, vielleicht empören sie sich noch darüber, dass ich auf dem Ball nicht mit Amber getanzt habe.

Seufzend laufe ich los, ohne darauf zu achten ob mir mein Kumpel hinterher läuft oder nicht. Tut er leider. Ich wäre jetzt echt lieber allein gewesen, um mich auf die bevorstehende Standpauke vorzubereiten. Aber, da ich Gaston seit seinem Beziehungsratschlag nicht wieder gesehen habe, wehre ich seine Gesellschaft nicht ab. ,,Also, verräts du mir, was du im Brunnen wolltest?", fragt Gaston amüsiert, während er neben mir läuft. Ich stöhne auf. Natürlich will er gerade darüber reden. Also erzähle ich ihm alles, was nach unserem letzten Treffen passiert ist. Das Tischkarten schreiben, das Treffen mit Amber, der Ball, bis zum heutigen Jobangebot und dem Fall in den Brunnen. ,,Wow, klingt nicht so als hättest du große Fortschritte gemacht", meint Gaston schließlich. Wo er Recht hat, hat er Recht. Aber alles wird besser, wenn sie erst mal meine persönliche Zofe ist.

,,Ich weiss, aber keine Sorge ich habe schon einen Plan, wie ich sie wieder besänftige", sage ich nicht ohne Stolz und halte im die Kette vors Gesicht. ,,Das ist ihre Kette. Sie muss sie im Brunnen verloren haben und wenn ich sie ihr zurückgebe, ist sie bestimmt zu erleichtert um sauer zu sein", erkläre ich. ,,Klingt nach einem guten Plan, Bro. Also dann, viel Glück. Ich verabschiede mich", meint er und läuft davon. Mittlerweile sind wir oder besser gesagt ich vor dem Arbeitszimmer meines Vaters angelangt.

Ich atme noch Mal tief ein. Dann betrete ich den Raum ohne jegliche Ankündigung. Im Raum warten, wie erwartet schon beide Elternteile auf mich - meine Mutter auf dem kleinen Sofa rechts von mir und mein Vater auf dem pompösen Schreibtischstuhl, hinter dem großem Mahagonientisch. Während meine Mutter eine neutrale Miene aufgelegt hat, durchbohrt mich Vaters wütender Blick schon seit dem Betreten des Zimmers. ,,Ihr wolltet mich sprechen", sage ich ohne jegliches Gefühl in der Stimme.

,,Du hast die kleine Bedienstete zu deiner persönlichen Zofe gemacht. Warum?", fragt er mit schneidender Stimme und kommt damit sofort auf den Punkt. Mein Vater ist kein Mensch, langer Umschweife, müsst ihr Wissen. ,,Luna hat in der kurzen Zeit, die sie hier ist hervorragende Arbeit geleistet und da meine letzte Zofe wegen familiären Gründen vor zwei Wochen gekündigt hat, war ich sowieso auf der Suche nach einer Neuen", antworte ich möglichst sachlich. Obwohl meine Entscheidung weder von Lunas Leistungen, noch von der fehlenden Zofe ausging.

Auch mein Vater scheint mir nicht ganz zu glauben, lässt mich meine Lüge aber durchgehen. ,,Na fein. Dann sollte ja der Heirat mit Amber nichts im Weg stehen. Du wirst sie morgen zum Brunch treffen. Du kannst von Glück reden, dass sie nach dem Ballfiasko noch nicht abgereist ist", sagt mein Vater streng. Ich kann von Glück reden? Wohl eher von Pech. Mir wäre es nur recht, wenn diese hohle Ziege abreisen würde. ,,Vater, ich sagte, doch schon, ich werde Amber nicht heiraten! Deshalb halte ich ein weiteres Treffen auch für falsch. Nicht, dass sich die Arme noch Hoffnungen macht", versuche ich meine Eltern zu überreden.

,,Matteo, du wirst...", beginnt mein Vater schon wieder mit dieser alten Leiher, doch überraschender Weise unterbricht ihn meine Mutter. ,,Ich weiss nicht, warum du einer Heirat mit Amber so abgeneigt bist. Sie ist doch ein hübsches und anständiges Mädchen. Vor allem, wen willst du sonst heiraten?" Zum aller ersten Mal fragt mich jemand, was ich will. Doch genau auf diese Frage habe ich keine Antwort. Ich habe darüber noch nicht einmal nachgedacht, aber meine spontane Antwort wäre auf jeden Fall: Niemand. Doch diese Antwort wird meine Mutter sicherlich nicht gelten lassen.

,,Auf jeden Fall nicht Amber", meine ich schließlich überzeugt und laufe zur Tür. Da ich es nicht gebrauchen kann, dass Mutter nachhakt. Außerdem wird mein Abgang unterstreichen, dass ich Amber nicht heiraten werde. Sobald die Tür hinter mir zu schlägt, fühle ich mich automatisch besser. Zeit, dass ich Luna einen Besuch abstatte und die Kette wieder ihre Besitzerin findet...

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Ich danke skatergirl2408 für die Idee, dass jemand vorbei kommt, während er im Brunnen sitzt. Ich hoffe die Szene hat euch gefallen ^^

LG Mysticdream18

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt