Brief

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Lieber Jemand,

normalerweise fängt man jetzt mit "Wie geht es dir? Mir geht es super!" oder "Lange nichts mehr von dir gehört!" oder eben einer anderen dieser langweiligen Floskeln an. Eine Aneinanderreihung nutzloser Worte, die einen noch sinnloseren Satz bilden. Wie viele Leute meinen diese Floskeln wirklich ernst? Einer aus 1000? Die Meisten versuchen doch nur diesen blöden Briefanfang möglichst schlau zu überbrücken und fühlen sich dann ganz toll, wenn sie aus all den Floskeln diejenige herausgepickt haben, die am vermeindlich besten zu ihrer Situation und ihrer Beziehung zu der im Brief angesprochenen Person passt.
Also spare ich mir das ganze Gerede um nichts, es führt doch sowieso zu keinem Ergebnis.
Ich weiß, dass Du es mir nicht übel nimmst, dass ich einfach direkt zum Punkt komme, lieber Jemand. Schließlich würde ich behaupten, dass Du mich so gut kennst wie kaum ein Anderer - sonst würde ich jetzt auch wohl kaum hier sitzen und ausgerechnet Dir diesen Brief schreiben. Jeder, dem ich das erzählen würde, hätte mich spätestens ab dem jetzt kommenden Teil des Briefes für vollkommen übergeschnappt und verrückt abgestempelt - und wahrscheinlich ist das gar nicht mal so abwegig.
Lieber Jemand, wo soll ich bloß anfangen? Jetzt würdest Du sagen, dass Du das auch nicht weißt, immerhin weißt Du ja nicht mal, was ich sagen will. Oder vielleicht würdest Du mir wie die meisten Menschen die Antwort: "Am besten ganz vorne." geben. Das Problem ist, wo ist vorne? Ist vorne da, wo ich bemerkt habe, dass ich ohne Dich nicht mehr leben kann und es auch nicht mehr möchte? Oder ist vorne der Zeitpunkt, an dem bei uns noch alles gut war? Vielleicht ist es auch der Moment gewesen, als ich merkte, dass sich zwischen uns etwas verändert hat, dass Du Abstand genommen hast. Wahrscheinlich ist vorne einfach da gewesen, wo ich Dir zum ersten Mal begegnet bin und das Schicksal seinen Lauf genommen hat.

Du warst anfangs nicht wirklich interessant für mich. Du warst wie jeder Andere auch, den ich an dieser Institution getroffen habe. Bis zu jenem Tag... Mein Leben stand Kopf zu dem Zeitpunkt als Du die alles verändernde Frage stelltest, die Dir den Weg in mein Herz geöffnet hat. Du fragtest: "Wie geht es dir?" Ja, diese von mir so verhasste Floskel war es, die alles verändern sollte, denn ich spürte hinter dieser Frage keine Höflichkeit, keinen Zwang, sondern aufrichtiges Interesse für meine Gefühle und meine Sorgen. Das erste Mal seit langer Zeit hatte sich jemand wirklich um mich bemüht. Du hast mir geholfen, mein Leben einigermaßen auf die Reihe zu bekommen und wenigstens annähernd erträglich zu machen. An dieser Stelle möchte ich ganz besonders hervorheben: "Ich bin NICHT verliebt in Dich, ich war es auch nie und werde es auch nie sein, auch wenn es vielleicht manch einer geglaubt hat oder es manchmal so wirkte!" Mach Dir darüber keine Gedanken. Und dennoch bist Du allein die Person, die momentan den größten Platz in meinem Herzen hat, die mein Leben bestimmt und für die ich alles tun würde. Mir geht es nicht gut, immer noch nicht. Aber solange ich Dich habe, ist es erträglich. Du bist es mir wert, das durchzustehen, für Dich lebe ich.
Ich habe versucht, es Dir begreiflich zu machen. Dir begreiflich zu machen, was Du mir bedeutest. Mit Worten, mit Schrift, ja ich habe sogar Musik sprechen lassen - oder hast Du das Klavierstück wieder vergessen, was ich nur für Dich komponiert habe? Ich habe vorher noch nie etwas auf dem Klavier für jemanden komponiert und werde es wohl auch so schnell nicht wieder tun. Der Gedanke daran, an Dich, zerreißt mein Herz.
Ich kenne Dich. Zwar nur ein winzig kleines Bisschen und lange lange lange nicht so sehr wie Du mich kennst, aber ich weiß eines ganz genau: Du kannst diese ganzen Zeichen meinerseits nicht übersehen haben. Du weißt genau, was ich fühle und wie ich dich brauche, dich mit jeder Faser meines Körpers vermisse. Du bist nicht dumm, nein, im Gegenteil! Du hast meine Andeutungen der letzten Monate sehr wohl verstanden und dennoch gehst Du nicht darauf ein, lässt mich allein - voller Sehnsucht nach Dir. Du weißt, mit mir kannst Du alles machen, Du kannst mich hinhalten wie Du willst, ein simples "Hallo" von Dir genügt, um mich Dir alles verzeihen zu lassen. Wie kannst Du es mit Deinem Gewissen vereinbaren, mich wissentlich so kaputt zu machen. Da wäre vielleicht ein klarer Schnitt Deinerseits besser gewesen als dieses Hinhalten. Ich blute innerlich- mein Herz vergießt Tränen wegen dir Tag für Tag.

Ich wünschte, Du würdest Dir ein Herz fassen und einen Schritt auf mich zu zu machen, anstatt Dich weiter abzukapseln. Bitte! Ich brauche Dich wirklich. Du bist mein Lebenselixier der letzten Monate gewesen und wirst es auch in den kommenden bleiben.

Lieber Jemand, wenn Du das jemals lesen solltest, fühle Dich angesprochen. Wahrscheinlich denkst Du Dir "Nein, das kann nicht ich sein, um die es da geht." - aber Du bist es! Und das wirst Du auch wissen, wenn Du diesen Brief sorgfältig liest, denn Du kennst mich. Die kleinen Hinweise reichen aus, um mich zu identifizieren. Du bist auf MICH gestoßen in den Weiten des Internets.

Eigentlich ist alles, was ich bisher geschrieben habe, für die Tonne. Denn das Einzige, was es aussagt, ist: Ich hab Dich lieb, mehr als alles Andere auf dieser Welt! Bitte, bitte verurteile mich nicht dafür.

Ich danke Dir für alles!
Vielleicht sehen wir uns nochmal wieder. Ich warte auf Dich! Always...
- Eine Person aus Deiner Vergangenheit ♡

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