Es war einer dieser schönen Winternächte, an denen man zusammen mit seiner Familie gemütlich auf dem Sofa sitzend Plätzchen essen konnte, als etwas passierte, dass sein Leben für immer veränderte. Auch er saß auf dem Sofa und aß Plätzchen, doch er tat dies nicht in Begleitung seiner Familie. Im Gegenteil, er saß alleine auf dem Sofa vor dem prasselnden Kamin. Seine Eltern waren nach dem Abendessen sofort losgefahren und er hatte ihnen nur noch ein hastiges "Tschüss" zugerufen.
Nun saß er also da und wartete. Er wusste jedoch nicht genau worauf, denn seine Eltern würden erst in den frühen Morgenstunden zurück kommen. Dennoch wartete er. Irgendwann machte er aus Langeweile den Fernseher an und begann zu zappen. Nach einer Weile ließ er sich auf irgendein Programm ein. Jedoch bekam er nicht viel davon mit. "Vielleicht sollte ich einfach ins Bett gehen.", dachte er. Obgleich die starke Müdigkeit ihn drängte schlafen zu gehen, tat er dies nicht.
Als es gerade halb eins schlug beschlich ihn ein ungutes Gefühl, dass sich noch nicht einmal durch eine unnötige Dauerwerbesendung unterdrücken ließ. Auch hatte er den starken Drang etwas zu trinken. Eigentlich wollte er die bequemen Kissen nicht alleine zurücklassen, aber der Drang nach etwas Flüssigem gewann den Kampf gegen seine Faulheit. Also ging er in die Küche und nahm die Wasserflasche in die Hand. Er setzte sie an die Lippen und begann in gierigen Zügen die ganze Flasche lehr zu trinken. Das schaffte er sonst nie, auch nicht, wenn er an einem heißen Tag noch nichts getrunken hatte. Verwundert überlegte er sich, was er nun tun könnte. Es erschien im logisch sich für eine Weile an den Küchentisch zu setzen und mal ein bisschen über sich und sein Leben nach zu denken.
Kurz vor ein Uhr morgens saß er immer noch dort und überlegte, ob er nicht doch ins Bett gehen sollte, als es an der Tür klingelte. Verwundert ging er zu einem Fenster um nachzusehen, wer so spät noch etwas von ihm wollte. Vor der Tür erblickte er zwei Polizisten. Erstaunt öffnete er die Tür und fragte blauäugig: "Ist etwas passiert?". Der jüngere der beiden musterte ihn kurz und sagte dann: "Guten Abend. Ich bin Herr Koch und das ist mein Kollege Herr Richter. Könnten wir kurz herein kommen?". Er nickte und ließ die Beamten eintreten. "Sind Sie alleine?", fragte Herr Richter. Wieder nickte er. "Ich glaube es wäre besser, wenn sie sich zunächst hinsetzten würden.", meinte Herr Koch. Er brachte die beiden an den Küchentisch und setzte sich. "Nun... Ihre Eltern sind heute Abend in einen schweren Autounfall verwickelt worden.", meinte Herr Koch und machte eine kurze Pause, "Sie sind dabei tragischerweise ums Leben gekommen."
"Gestorben...Meine Eltern...Tot...Mama...Tot...Papa...Tot...Sie kommen nicht zurück...Tot...Ich sehe sie nie wieder...Gestorben...", hallte es in seinem Kopf. Dann hörte er noch die Kirchturmglocken ein Uhr schlagen, bevor alles in ein tiefes Schwarz versank...