Kapitel 17

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Taleria P.O.V.

Die Frage über mein Outfit hat sich, in der Sekunde, als ich mein Zimmer betrat, erledigt. Auf meinem Bett lagen ein nachtblaues Kleid und eine kleine Notiz.
Verwundert ging ich hin und nahm das Stück Pergament in die Hand.
Bei Einbruch der Dunkelheit im Thronsaal.
„Verdammt!" Hektisch schnappte ich mir das Kleid und zog mich um.
Als ich dann endlich auf dem Weg zum Thronsaal war, war es bereits weit nach Einbruch der Dunkelheit.
Hastig, schon fast laufend, eilte ich auf die große Tür zu, welche ich gestern zum ersten Mal gesehen hatte.
Gerade, als ich sie öffnen wollte, wurde sie auch schon jemand anders aufgerissen.
„Taleria, da bist du ja! Das verstehst du unter Einbruch der Dunkelheit?"
Vor mir stand ein gehetzt wirkender Gandalf.
„Tut mir leid, ich bin gerade erst in mein Zimmer zurückgekommen."
„Nun gut, es ist ja jetzt nicht mehr von Bedeutung. Komm alle warten auf dich." Und schon drehte sich der Zauberer wieder um und eilte voraus.
„Alle? Also so wirklich alle?" Nervös fing ich an meine Hände zu kneten.
„Ja, du hättest auch etwas früher kommen sollen. Du hast dich doch vorbereitet, oder?" Mithrandir betrachtete mich mit einem skeptischen Blick.
„Vorbe- ach ja, das. Also...nicht direkt. Mein Plan besteht im Moment aus abwarten und beobachten."
„Abwarten und Beobachten? Du weißt schon, dass du einige Worte sagen sollst, oder?"
„Ja. Der Plan ist noch nicht ganz ausgereift." Ungläubig schüttelte Gandalf den Kopf.
„Ach Taleria. Du treibst uns alle noch in den Wahnsinn."
„Keine Sorge Gandalf. Ich schaff das schon." Zusammen traten wir durch eine Tür, welche ins Nichts führte.
Dachte ich zumindest. Wie sich herausstellte, führte ab hier nur eine weitere Treppe nach unten.
„Wohin führt die?", fragte ich Gandalf.
„Nach unten.", antwortete dieser und ging voraus.
„Ach wirklich? Danke dafür.", murmelte ich und folgte ihm.
Es dauerte nicht lange und wir wurden von kompletter Dunkelheit umhüllt.
„Gandalf! Wo sind wir?"
„Wir sind im Baum."
„Im Baum? Warum zum Teufel sind wir im Baum?"
„Würdest du, nur für einen Moment, aufhören so viele Fragen zu stellen? Wir sind gleich da." Da es zu dunkel war, konnte ich den Gesichtsausdrucks Gandalfs nicht sehen, aber er musste ziemlich genervt sein.
„Aber...", setzte ich sofort zur Gegenrede an, doch ich verstummte sofort wieder, nur um einen Moment darauf mit offenem Mund stehen zu bleiben.
Irgendwie mussten wir wieder ins Freie gekommen sein, denn unter uns erstreckte sich ein Meer aus tausend Lichtern.
Kleine, große, weiße und bunte Lichter waren überall verstreut.
„Na? Jetzt hast du keine Fragen mehr, was?" Lachend klopfte mir der Zauberer mit dem grauen Hut auf den Rücken.
„Was ist das hier?" Nur mit Mühe brachte ich diese Worte hervor, da mein Gehirn immer noch etwas überwältigt war.
„Das, liebe Taleria, ist bân merethrond. Hier finden alle wichtigen Volksfeste der Elben statt."
„Es ist wunderschön." Immer noch verblüfft ging ich die ersten Stufen hinunter.
„Taleria! Da bist du ja, mein Kind. Wo warst du denn?" Es war meine Großmutter, welche mich aus meinem Trancezustand befreite.
„Ich, äh, ich habe die Nachricht zu spät gelesen. Wir waren noch in der Stadt.", entschuldigte ich mich verlegen.
„Wir? Ach, egal. Jetzt komm, ich muss dir dringend ein paar Leute vorstellen." Und schon wurde ich von Galadriel durch die Elben gezerrt.

Nach etlichen Gesprächen mit unbekannten Elben, schaffte ich es endlich ein Glas Wasser zu ergattern und mich in eine ruhige Ecke zu verziehen.
„Was macht den die Hauptattraktion des Abends in einer dunklen Ecke?", wurde ich von hinten angesprochen.
„Ich bin keine Attraktion."
„Nein, natürlich nicht. Ich heiße Daglas.", meinte der Fremde entschuldigend und reichte mir seine Hand, welche ich zögerlich schüttelte.
„Taleria, aber das wisst ihr ja schon."
„Wer nicht?" Der Elb vor mir lachte laut auf, sodass ich seine weißen Zähne blitzen sehen konnte.
Die überschwängliche Freundlichkeit meines Gegenübers verwirrte mich. Das war einfach nicht typisch für einen Elben.
Bei meinen bisherigen Bekanntschaften hatten alle etwas kühl gewirkt. Höflich, ja, aber kühl und irgendwie berechnend. Als ob sie mir nicht wirklich vertrauen würden. Ich konnte diese Reaktion natürlich verstehen.
Was würde ich wohl denken, wenn irgendeine wildfremde Person zu mir kommt und erzählt, sie wäre von einer anderen Welt und außerdem noch die Enkelin Galadriels.
„Taleria! Ich habe dich schon überall gesucht!" Nun kam auch noch Celebron dazu und zog mich in eine kurze Umarmung.
Überrascht von dem plötzlichen Körperkontakt drückte ich ihn kurz und antwortete dann: „Großvater! Ich freue mich auch Euch zu sehen. Ich hoffe Ihr seid wohlauf. Daglas hier, hat sich mir gerade vorgestellt." Erst jetzt bemerkte Celebron meinen Gesprächspartner und musterte ihn mit deutlich kühlerem Blick.
„So leid es mir auch tut, Daglas, ich muss meine Enkelin kurz entführen. Sie wird heute noch ein paar Worte an uns richten.", sagte er zu Daglas und zog mich sanft mit sich mit.
Ach ja. Da war ja was... Nach einigen Schritten Entfernung nahm Celebron eine etwas entspanntere Haltung ein.
„Taleria, du darfst dich mit Daglas nicht zu sehr anfreunden. Er mag vielleicht wie ein Freund erscheinen, doch er wird dich nur zu seinem eigenen Vorteil ausnutzen!"

Bei seinen Worten musste ich leicht grinsen. „Esehrt mich, dass ihr Euch Sorgen um mich macht, doch ich hätte mich sowieso baldaus dem Staub gemacht. Ich erkenne einen falschen Charakter, wenn ich einensehe."
„Gut. Jetzt lass uns zu deiner Großmutter gehen. Es wird langsam Zeit, dass wirdich der großen Menge vorstellen."
Es dauerte nicht lange, da hatten wir Galadriel auch schon gefunden. Oderbesser gesagt: sie uns.
„Taleria, wo warst du denn schon wieder? Es wird Zeit, dass du ein paar Wortesagst."
„Aber–"
„Komm mit." Unterbrach mich Galadriel und eilte schon wieder davon. Seufzendergab ich mich und beeilte mich, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.Galadriel schritt auf das Podium, welches etwas abseits stand, zu.
Es war nicht besonders groß und langsam fing ich an zu bezweifeln, ob michüberhaupt alle hören würden.
Meine Großmutter bedeutete mir zu warten und stieg selbst auf das Podium.
Augenblick wurde es mucksmäuschenstill auf dem Platz und alle blicktenerwartungsvoll zu ihrer Herrin auf.
„Ich grüße euch.", begann sie mit fester Stimme. „Ihr alle wisst, warum wirheute dieses Fest feiern, aber lasst es mich noch einmal sagen: Taleria,Tochter Lyeeras, und somit meine und Celebrons Enkelin, ist nach Hausegekommen."
Mit diesen Worten drehte sie sich zu mir um und winkte mich zu sich herauf. Jetzt oder nie!
Noch einmal atmete ich tief durch, dann stieg ich die wenigen Stufen auf dasPodium und stellte mich neben Galadriel. Und plötzlich starrten mich hunderte von Elben erwartungsvollan.
Ich spürte förmlich, wie mein Herz zu rasen begann und das Blut mir ins Gesichtströmte. Überfordert versuchte ich einen verständlichen Satz zu formen, dochalles was ich herausbrachte, war:
„Äh, h-hi." Nervös zupfte ich an meinem Ärmel und suchte irgendein bekanntesGesicht.
Aragorn stand, Gott sei Dank, nicht weit weg von mir. Er streckte mir beideDaumen entgegen und schenkte mir ein breites Grinsen. Einfach ich selbst...okay.
„Also...ich weiß, dass ihr alle vermutlich eine starke Frau, eine Kriegerin,erwartet. Die Wahrheit ist, dass ich eigentlich nicht wirklich besonders bin.
Als ich hierherkam, konnte ich praktisch nichts und nur dank meinen Freundenhabe ich es überhaupt bis hierher geschafft. Aber die Dinge haben sichgeändert. Ich habe geliebte Personen verloren, habe um mein Leben gekämpft undbin nach Lóthlórien gekommen.
Ich bin nicht von hier und ich weiß, ihr kennt mich alle nicht. Doch ich werdealles in meiner Macht Stehende tun, um diesen Krieg zu gewinnen, Sauron wiederin das Loch zu schicken, aus dem er gekrochen kam und sicherzustellen, dass ernie wieder herauskommt."
Nachdem ich aufhörte zu reden, blieb es für einen schrecklichen Moment langstill. Dann, nach und nach, fingen alle an zu klatschen, bis ich irgendwann vonjubelnden Elben und Elbinnen umringt war.
Erleichtert atmete ich aus und schloss für einen Moment die Augen. Geschafft!
„Taleria! Hallo? Taleria?!" Es war Aragorn, welcher lachend vor mir stand undan meinen Schultern rüttelte.
„Was?" „Komm mit, ich möchte dir ein paar Freunde vorstellen.", grinsend zog ermich vom Podium herunter. Warum werde ichheute nur herumgezogen?
„Gibt es da auch was zu trinken? Ich habe seit Stunden nichts mehr getrunken."
„Natürlich. Was möchtest du trinken? Ich werde uns etwas holen."
„Wie nett von dir.", lachend klopfte ich ihm auf den Rücken. „Haben die hierauch Wein? Ich brauche Alkohol."

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