Prolog

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Verträumt lag ich in meinem Zimmer auf dem Boden, die Hände hinter meinem Kopf verschränkt, meine Beine ein Stück angewinkelt und starrte an meine Decke. Die getrockneten Tränen klebten unangenehm auf meinen Wangen. Nur das Mondlicht, welches durch mein großes Fenster schien, beleuchtete schwach den dunklen Raum.

Ich wusste nicht mehr wie lange ich schon hier lag und mich nicht bewegte. Ich hatte wieder einen Zusammenbruch gehabt. Meine Kraft war am Ende, ich war ausgelaugt. Ich bin einfach auf dem Boden liegen geblieben. Die Erinnerungen und Vorwürfe wurden täglich größer. Wer weiß ob sie jemals mich in Frieden lassen würden. Ich hasste mich, ich hasste ihn dafür was er mir angetan hat. Er hatte mir sie genommen. Es war nicht sein Recht sie wegzuschicken, ihnen zu drohen.

Schweigend lauschte ich meinen gleichmäßigen Atemzügen und dem leisen Ticken meiner Armbanduhr. Ich musste das durchstehen. Doch die Frage war ob ich bis dahin durchhalten würde.

Tik Tak Tik Tak

Langsam neigte ich meine Kopf zur rechten Seite und starrte das rechteckige Päckchen, welches knapp 20 Zentimeter von meinem Gesicht entfernt im durchsichtigen Seitenfach meiner Sporttasche eingepackt war, an. Eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, wanderte bis zu meinem Beinen und ließ meinen Körper erschaudern. Erst jetzt bemerkte ich die Kälte, die sich in mir breit gemacht hatte.

Schon viele Male lag ich hier. Entfloh der Außenwelt. Schirmte mich vor dem Leben ab.

Es war der einzige Raum in dem ich in meinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. Mein Schlafzimmer war eher spärlich möbliert. Gegenüber meiner Tür stand mein Bett in einer Ecke, in der gegenüberliegenden Ecke stand mein Schreibtisch und neben diesem stand eine kleine Kommode an dieser wiederum schloss mein Kleiderschrank an. Das große Fenster befand sich zwischen dem Fußende des Bettes und dem Schreibtisch.

Langsam stand ich auf und stellte mich vor mein Fenster. Mein Oberschenkel berührte leicht die warme Heizung. Eine angenehme Wärme breitete sich auf meiner Haut aus. Mit einer Hand stützte ich mich auf dem Heizkörper ab, die Andere lag auf dem kühlen Fensterbrett. Gedankenverloren beobachtete die Lichterkette meiner Nachbarn, die durch den leichten Wind hin und her geschaukelt wurde.

Mein Blick glitt auf den Boden, wo die weißlich schimmernde Schachtel immer noch an der gleichen Stelle lag wie auch schon vor 2 Stunden.
Etliche Male lag die Packung schon neben mir, doch bis heute blieb sie ungeöffnet. Etliche Male spielte ich mit dem Gedanken diese Welt für immer hinter mir zu lassen, meinem Leben ein Ende zu setzen. Doch etwas hinderte mich immer wieder daran die Tablettenpackung zu öffnen. Eine kleine Hoffnung.
Eine kleine Hoffnung das einzige was mir im Leben noch blieb zu finden.

Meine Brüder.

Rain against my window Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt