1. Ein Fehler kommt selten allein

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Er sah mich mit seinen hellblauen Augen an. „Du bist mir wirklich wichtig. Sehr wichtig. Du bist ein Teil meines Lebens." Er lächelte leicht und sah mich erwartungsvoll an.

Konnte ich ihm glauben? Sollte ich mich wirklich fallen lassen und ihm sagen, was ich für ihn empfand? Sollte ich ihm wirklich sagen, dass ich jeden Tag an ihn dachte und mir nichts mehr wünschte, als seine Freundin zu sein?

„Das ist nett von dir. Du bist mir auch wichtig." Mein Blick wanderte langsam zu ihm, während ich gespannt auf seine Reaktion wartete.

Er atmete tief ein, sah kurz weg und leckte sich über seine Lippen. „Okay."

Okay, war das eindeutig nicht für ihn. Er hatte mehr von mir erwartet, das war mir klar. Aber wie sollte ich ihm je wieder meine Gefühle gestehen, wenn ich ständig daran dachte, was in den vergangen drei Jahren bereits geschehen war.

Ich gab ihm damals nicht nur mein Herz, sondern auch meine Jungfräulichkeit. Zudem hatte ich bereits zwei meiner Ex Freunde wegen ihm betrogen und mehr Tränen für ihn vergossen, als für meinen eigenen Opa, der vor einem Jahr verstarb.

Wie oft hatte er mir bereits Hoffnungen auf eine ernste Beziehung gemacht, die er dann bei jedem Mal noch schmerzhafter zerstörte.

Ich sah ihn an. Er lag auf dem Bauch in seinem Bett und hatte den Kopf in Richtung Wand - weg von mir - gedreht. Was er wohl dachte? Dachte er überhaupt? Noch viel wichtiger, dachte er an mich? War ich ihm wirklich so viel wert, wie er es immer behauptete? War ich wirklich die Einzige, mit der er derzeit Sex hatte, obwohl er keine Beziehung mit mir eingehen wollte?

Wie sollte ich ihm das glauben, immerhin meldete er sich bloß alle zwei Wochen, um mich dann für drei Stunden zu sich einzuladen, was dann wiederum zu 90% zum Sex führte.

„Lass uns einfach weiterhin nur Freunde sein und ab und zu Sex haben." Mein Herz schlug schneller, als ich registrierte, dass diese Aussage nicht von ihm, sondern von mir kam.

Ich hielt die Stille kaum aus. Hatte er mich gehört? Er drehte sich jedenfalls nicht um, um mich anzusehen.

Gerade als ich dachte, dass er wahrscheinlich schon schlief, drehte er sich langsam um und sah mir mit seinen wunderschönen blauen Augen tief in meine schlichten braunen Augen.

„Ich möchte aber, dass wir etwas beziehungsähnliches ausprobieren." Er richtete sich auf und schaute mir noch tiefer in die Augen. „Ich mag dich wirklich, Miriam."

Mein Herz pochte wie verrückt. Mir fiel es unglaublich schwer nicht in Freudentränen auszubrechen, denn dieser Mann löste eindeutig mehr Gefühle in mir aus, als mir lieb war.

„Und für wie lange? Zwei Tage? Drei Tage? Oder sogar eine ganze Woche?" Meine Stimme klang ruhig und vor allem aufrichtig. Es war eine berechtigte Frage. Das wusste auch er.

„Ich weiß nicht für wie lange. Aber ich mag dich und ich möchte es probieren."

Aus irgendeinem Grund kamen Gefühle in mir hoch, die wahrscheinlich kein anderes Mädchen in dieser Situation nachvollziehen konnte.

Er machte mich wütend. Seine verdammten Augen, warum zum Teufel strahlten sie bloß so hell? Warum konnte er so verdammt gut küssen und WARUM musste ich mich je in ihn verlieben?

Dabei war doch von Anfang an klar, dass er nie eine ernste Beziehung mit mir eingehen wollen würde. Mir war jedoch nicht klar, dass ich auch nach drei Jahren noch auf seinem Bett sitzen würde, in seinem WG-Zimmer, dass ich mittlerweile in- und auswendig kannte.

Ich sah an die Wand, sah mir die zwei Longboards an, die dort hingen. Plötzlich fragte ich mich, ob er je wieder mit ihnen fahren würde. Tatsächlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass er jemals damit gefahren war, doch die kleinen leicht verdreckten Räder erzählten eine andere Geschichte.

„Bist du dir sicher, dass du das möchtest? Ich habe keine Lust wieder enttäuscht zu werden." Meine Worte standen einsam im Raum. Konnte er hören, wie verletzt und verzweifelt ich war? Wahrscheinlich nicht.

„Ja, ich bin mir wirklich sicher." Die Antwort kam erst nach einer kurzen Überlegung und klang für seine Verhältnisse tatsächlich aufrichtig.

Hatte er sich vielleicht wirklich verändert? Kam ihm nun endlich die Eingebung, dass er mit mir nicht nur den besten Sex (,das war übrigens seine Meinung,) haben konnte, sondern auch eine derartig verständnisvolle und perfekte Freundin gewonnen hatte, die alles für ihn tun würde?

Anscheinend beantwortete ich mir diese Frage mit Ja, denn ich lächelte ihn schüchtern an und sagte: „Okay, dann lass es uns probieren."

Bevor ihr euch fragt, ja ich bereute es noch in derselben Sekunde.

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