Kapitel 3️⃣2️⃣

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PoV Takuya

Ich verlor Lou aus meinem Sichtfeld, als ich vorgesprungen war, um Nuno zu schützen. Ich drehte mich kurz nach hinten und sah die kleine Katze sich hinter dem Baum verstecken, doch Lou konnte ich nicht sehen. Da wurde von einem Stechen in meiner rechten Schulter und kurz darauf auch in der linken, abgelenkt. Meine Arme wurden schwächer. Wütend verengte ich meine Augen. Nicht dieses Mal. Ich sprang auf und griff nach meiner Waffe. Ich schaffte es, sie auf den Kuro, der mich angriff zu richten, doch mein Arm drohte, nachzugeben. Ich wollte den Auslöser drücken, doch in diesem Moment verlor ich jegliche Kraft in meiner Hand und die Pistole fiel zu Boden. Der Kuro kam viel zu schnell auf mich zu, packte mich am Arm und drückte mir eine Hand auf den Mund. Er zog mich mit sich und obwohl ich versuchte, mich zu wehren, war er viel zu stark. Ich hatte niemanden mehr seit Aki's Schrei gesehen. Wo sind die, wenn man sie braucht?! Lou und Aki kämpften wohl gerade gegen die übrigen Kuros, aber was war mit Draco?
»Takuya Takeishi.« Ich zuckte zusammen und riss die Augen auf, als ich meinen Namen hörte. Ich musste weggetreten gewesen sein, ohne es gemerkt zu haben. Ich war in einem kleinen hellerleuchteten Raum. Wenigen Meter vor mir stand, auf einer leichten Erhöhung, wie ein Podest oder sowas, ein Mann mit einem genugtuendem Grinsen auf den Lippen. »Endlich steht es vor mir.« »Es?!«, fragte ich leicht wütend. Der Mann blieb ganz ruhig. »Das erste Testobjekt. Und bevor du dich beschwerst, ich habe mir die Mühe gemacht, deinen Namen rauszufinden.« Wäre mir lieber gewesen, wenn du das nicht hättest. »Wer bist du und wo bin ich?« Ein Lachen folgte auf meine Frage. »Ganz ruhig, Kleiner. Bevor du irgendwelche Fragen stellst, solltest du erstmal zuhören.« Er sagte nichts weiter und ging durch eine Tür, die sich hinter ihm befand. Ich rannte ihm hinterher, aber als auf das Podest treten wollte, stieß ich gegen etwas unsichtbares. »Was zur Hölle?!« Doch bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen konnte, hörte ich die Stimme des Mannes durch die Tür dringen.
»Das seid also ihr. Die Helden, die meinen, die Welt retten zu können.« Helden? Was..? »Eins kann ich euch sagen: Ihr seid keine Helden. Was euch passiert ist, war nicht eure Bestimmung oder euer Schicksal. Es hätte jeden treffen können.« Mir lief es kalt den Rücken hinunter bei diesen Worten. Daraufhin war ein Schreien zu hören. Ich verstand zwar nicht, was die Person sagte, aber ich erkannte die Stimme: Draco!
Ich meinte, kurz darauf auch Lou's and Clary's Stimmen zu hören. Dann redete der Mann wieder, doch ich hörte nicht mehr zu. Hektisch sah ich mich nach einer Tür oder einem anderen Ausgang um, indem ich den kleinen Raum ablief, doch vergebens. Die Tür, durch die der Mann verschwunden war, öffnete sich und er trat wieder in mein Sichtfeld. Er sah mich wissend an, wie ich am anderen Ende des Raumes stand. »Du musst durch die Falltür am Boden.« Natürlich, die Falltür am Boden! Warum bin ich da denn nicht drauf gekommen? Ich verbiss mir den sarkastischen Kommentar. Ich versuchte, den Boden unauffällig nach besagter Falltür abzusuchen. Doch das Lachen dieses seltsamen Ober-Kuro's zeigte mir, dass ich mich wohl doch nicht so unauffällig anstellte. »Lass mich hier raus! Und meine Freunde auch!«, fuhr ich ihn an. »Wie niedlich«, meinte der Mann. »Aber ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst, hier eingesperrt zu sein. Du kannst jederzeit gehen.«
Ich blickte ihn nochmal kalt an, bewegte mich aber dann aber, wenn auch misstrauisch, vorwärts. Tatsächlich erkannte ich etwas am Boden, das aussah, als könne man es öffnen. Ich hockte mich hin und zog an dem Griff, den ich erst jetzt sah. Die Klappe ließ sich problemlos öffnen. Dort war eine Leiter die nach unten führte. Man konnte nicht weiter als vielleicht Meter sehen, da es zu dunkel war. Ich blickte ein letztes Mal zum Ober-Kuro auf, dann kletterte ich rückwärts den schmalen Durchgang hinunter. Es ging mehrere Meter in die Tiefe, bevor ich Boden unter den Füßen spürte. Ich landete in einem Gang, der in zwei Richtungen führte. Ich lief nach rechts, in der Hoffnung, irgendwie die anderen zu erreichen. Sicher gab es mehrere solcher Falltüren, durch eine ich auch in den Raum gelangen würde, indem sich Draco, Clary und Lou befanden.

Ich lief schon seit einigen Minuten und war immer nur einem geraden Tunnel gefolgt; es gab keine Abzweigungen, keine Wege nach unten und erst recht keine nach oben. Mein Herzschlag war gestiegen, da mir bewusst wurde, dass mir hier möglicherweise irgendwann der Sauerstoff ausgehen könnte. Ich ging in gedrosseltem Tempo weiter und ging meine Möglichkeiten durch: Ich könnte einfach weitergehen in der Hoffnung, einen anderen Weg,Ausgang oder bestenfalls meine Freunde zu finden. Ich könnte umkehren und mich zurück in den kleinen Raum zum Ober-Kuro begeben. Niemals! Oder ich könnte umkehren und bei der Leiter weiterlaufen, doch ich bezweifelte, dass sich dort mehr befinden würde als hier. Also entschied ich mich dazu, weiterzugehen.

Nach zu langer Zeit, die ich mittlerweile nicht mehr einschätzen konnte, merkte ich, wie langsam der Fall eintrat, vor dem ich mich gefürchtet hatte: Mir ging ganz klar der Sauerstoff aus. Ich schwitzte und wurde langsamer, bis ich schließlich zusammenbrach. Ich versuchte, mich aufzuraffen, doch hatte nicht die Kraft dazu. Ein leises »Hilfe«, war das letzte, das ich, wie ein Hauchen, über meine Lippen brauchte, bevor ich abschaltete.

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