12.2 Julia

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Die Woche ging nach meinem Empfinden sehr langsam vorbei. Zum einen, weil ich es nicht erwarten konnte meine beste Freundin wieder in den Arm zu schließen und zum anderen, weil ich endlich das Ergebnis dieser Gott verdammten Prüfung wissen wollte.

Artemis spannte mich extra auf die Folter, denn ich hatte am Freitag nur drei Kurse bei ihm und er grinste mich jedes Mal so vielsagend an. Musste er es so spannend machen? Ich merkte langsam, wie aus der Ungeduld langsam Wut wurde, weil meine Nervenenden am zerreißen waren. Das läuten der Glocke zeigte das Ende der Stunde. Ich seufzte und packte meine Bücher in meine Tasche. „Julia?" Ich zuckte vor Schreck zusammen und das letzte Buch fiel auf den Boden. Artemis stand lächelnd vor mir. Er amüsierte sich über mich, was mich nur noch wütender machte. „Machst du dich etwas lustig über mich?", knurrte ich ihn an und er sah mich ganz unschuldig an. „Nein, wie kommst du darauf? Ich wollte dich eigentlich bitten, mich in mein Büro zu begleiten, da ich etwas wichtiges mit dir besprechen muss.", sagte er auf einmal ganz sachlich. Ich nahm meine Tasche und folgte ihm unsicher. In seinem Büro schloss er hinter mir die Tür und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Setz dich bitte.", sagte er und zeigte auf den Stuhl vor sich. Ich ging zu ihm und setzte mich. Artemis holte einen Umschlag aus seiner Tasche und schob ihn mir hin. „Was ist das?", fragte ich ihn etwas irritiert an. Dann sah ich das Wappen des Prüfungskometes als Absender. „Ich habe ihn noch nicht aufgemacht. Das wollte ich dir überlassen.", erklärte er mir und lächelte mich aufmunternd an. Ich nahm den Umschlag in die Hand und holte tief Luft. Jetzt oder nie! Ich öffnete den Umschlag und zog einen zusammen gefalteten Brief heraus und fing an, laut vor zu lesen: „ Sehr geehrter Herr Heyer, sehr geehrte Frau Mey, hiermit möchten wir Ihnen gerne mitteilen, dass die abgelegte Prüfung zur Anmeldung der Prüfung für März 2018 erfolgreich bestanden wurde. Somit kann Frau Mey ihr Studium von sechs auf fünf Semester verkürzen. Mit freundlichen Grüßen..." Ich starrte den Brief eine ganze Weile an und las ihn immer und immer wieder durch. Artemis räusperte sich und holte mich aus meinen Gedanken zurück. „Herzlichen Glückwunsch, meine Liebe. Ich hatte aber schon so eine Ahnung, doch bevor ich es noch nicht schriftlich hatte, konnte ich es dir noch nicht sagen.", erklärte er mir. „Seid wann weißt du das?", hakte ich nach. Er zuckte mit den Schultern und sah mich unschuldig an. „Naja, einer vom Ausschuss hatte mich angerufen und mir erzählt, wie detailliert du in dem freien Teil alles beschrieben hast. Das hat den Ausschuss so begeistert, dass sie dir die volle Punktzahl geben wollten. Wo hattest du das alles her? Sie sagten auch, dass da Dinge drin standen, die in keinem Lehrbuch stehen, sondern teilweise nur in Chroniken einiger Familien." Ich wurde knall rot, als er das zu mir sagte und er zog eine Augenbraue nach oben. „Ich höre?", forderte er mich auf. Ich seufzte und gab mich geschlagen. „Ich war mit Gabriel bei Senna, damit ich in ruhe lernen konnte, weil hier konnte ich es wirklich nicht da mich jedes Mal meine Schwestern gestört haben. Jedenfalls habe ich während einer Lernpause in Sennas Bücher durch gesehen und habe dort die Bücher über die Kreuzzüge gefunden. Ich konnte sie nicht mehr aus den Händen legen und habe gelesen und gelesen und habe mir die wichtigen Details gemerkt. Bist du mir jetzt böse?", fragte ich ihn etwas kleinlaut. „Nein, bin ich nicht. Ich habe ihm versichert, dass die Familie von Gabriel so eine Chronik zu Hause hat und du sie zum lernen genutzt hast. Ich finde es sogar sehr gut, dass du die Bücher von Senna nutzt. Ich kann dir natürlich auch meine geben, da wir das gleiche Alter haben, aber ihre Sammlung ist etwas größer wie meine. Senna hat nämlich viele Einzelstücke, die es nicht mehr gibt.", erklärte er mir und ich musste schmunzeln. Das stimmte, ich habe so einige Bücher in ihren Regalen gesehen, die auf der roten Liste stehen. „Das ist wahr.", stimmte ich ihm zu. Artemis sah auf seine Uhr und seufzte. „Es wird Zeit, ich muss nach Hause. Komm, du wirst mit Sicherheit schon erwartet." Wir standen auf und gingen zusammen raus auf den Gang, wo die Studenten wie wilde Hühner herum rannten um zu ihren letzten Kursen zu kommen.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt