13.1 (Julia)
Die Luft draußen war stickig und schwül. Dabei hatten wir erst Anfang Juni und es kam mir so vor, als hätten wir schon Mitte August. Ich lief zu meinem Auto und warf die Sporttasche in den Kofferraum. Innerlich kochte ich immer noch vor Wut, aber nicht mehr ganz so schlimm wie vorher. Eine Bewegung in meinem Augenwinkel ließ mich aufblicken und ich sah in dunkel braune Augen. Der Mann kam auf mich zu und grinste mich süffisant an. Sein Blick sagte mir mehr, als tausend Worte. „Wenn ich du wäre, würde ich nicht näher kommen.", sagte ich in einem ruhigen sicheren Ton. Doch er ließ sich von meinen Worten nicht abschrecken. „Was willst du dagegen tun? So ein zartes kleines Mädchen, wie du es bist. Du kannst nichts gegen mich ausrichten.", sagte er immer noch grinsend zu mir. Als er vor mir stand streckte er seine Hand aus und streichelte mit seinen Fingerspitzen über meine Wange. „Du weißt gar nicht, was du da tust.", knurrte ich ihn an und sah ihn dabei finster an. „So, meinst du das? Hm, ich kann dir gerne zeigen, das ich weiß, was ich tu.", flüsterte er mir ins Ohr. Die Wut kochte erneut in mir hoch und ich war kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Seine Hand wanderte weiter meinen Hals entlang und blieb an meiner Kehle stehen, die er leicht zu drückte. Ich wusste, was er vor hatte, konnte seine dunkle Aura spüren. Da ich noch nicht wieder auf der Jagd war, kam er mir genau Recht. Es ist selten, dass die Beute zum Jäger kommt, doch diesmal hatte ich Glück. Der Mann zog mich an sich und versuchte mir seinen Willen auf zu drücken. Ich ließ ihn einen Moment mit seiner freien Hand meinen Körper erkunden und ließ mich von ihm gegen die Wand der Halle drücken. Diese Zeit nutzte ich um mich zu verwandeln. Er ließ meine Kehle los und wanderte mit dieser Hand an meinen Hinterkopf, wo er meine Haare packte und meinen Kopf nach hinten zog, damit ich ihn ansehen musste. Als unsere Blicke sich trafen konnte ich sehen, wie seine Augen sich weiteten und sein Körper sich versteifte. „Ich hatte dich gewarnt.", hauchte ich ihm zu. „Wer oder was bist du?"
Ich drehte mich mit ihm zusammen um, sodass er jetzt an der Wand stand und stellte mich auf die Zehnspitzen, sodass ich an ihn heran kam. „Ich. Bin. Der. Tod.", flüsterte ich ihm zu und biss zu. Sein Blut jagte wie Feuer durch meinen Körper und füllte meine Energiereserven wieder auf. Ich konnte die Mädchen sehen, die der Kerl schon entführt, vergewaltigt und ermordet hat. Kurz bevor er starb hörte ich auf, verschloss die Bisswunde und legte ihn behutsam auf den Boden. Ich pflanzte ihm ein, dass er, wenn er wieder zu sich kommt zur Polizei gehen soll und sich stellt. Mehr konnte ich für ihn nicht mehr tun.
Zuhause war nur Aramo da, der vor dem Fernseher die Nachrichten verfolgte. „Oh, hallo. Du bist spät.", begrüßte er mich. Ich setzte mich zu ihm und sah ihn fragend an. „Was ist das denn für eine Begrüßung? Sind die anderen noch bei Anne?"
„Ja, sind sie. Ich habe es nicht mehr ausgehalten und bin Heim.", erklärte er mir. „Ah ja. Ich bin aufgehalten worden und da ich eh auf die Jagd wollte hat es sich angeboten.", sagte ich ihm und zuckte mit den Schultern. Aramo sah mich interessiert an. „Ich habe es schon in den Nachrichten gehört. Ein Polizist hat ihn zufällig bei seiner Streife neben unserer Lagerhalle gefunden. Ich habe erst gedacht, es wäre Gabriel gewesen, aber da du es gerade erwähnt hast wundert mich gar nichts mehr.", sagte er und zeigte auf den Fernseher, wo gerade das Wetter angesagt wurde. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Wenn die Beute schon Mal zum Jäger kommt, muss man es halt ausnutzen." Aramo stand auf und schüttelte belustigt den Kopf. „Willst du auch etwas essen?", fragte er mich am Türrahmen. „Ja, gerne. Und danach muss ich lernen."
Nach dem Essen ging ich in Gabriels und mein Zimmer und zog meine Bücher hervor. Die letzten Prüfungen für das Semester standen an und ich wollte die gute Leistung, die ich der Zeit hatte nicht verlieren. Selbst Artemis war guter Dinge, das ich das Studium ohne Probleme überstehen werde und sogar mit sehr guten Noten. „Du bist die beste Studentin, die ich in den letzten Jahren je hatte.", hatte er zu mir gesagt, als er mir vorschlug die Prüfung für die Zulassung meines Examens zu schreiben und ich musste sagen, das er recht hatte. Ich nutze viele Bücher, die in unserer Bibliothek stehen und ich war schon mehr als genug bei Senna und habe mich bei ihr bedient, so wie jetzt auch. Sie hatte mir sogar erlaubt das Buch mit zu nehmen und bei meinem nächsten Besuch einfach wieder zurück zu geben. Auch wenn Heinrich VIII nicht unbedingt zu meinen Lieblings Geschichten gehörte, war er doch sehr interessant.
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Krieger des Lichts Licht und Schatten
FantasyEin Kampf, zwei Welt, eine große Liebe. Seit je her besteht der Kampf zwischen Gott und seinem Bruder Luzifer. Der Kampf zwischen Gut und Böse. Doch was haben Julia und ihre Schwestern damit zu tun? Ein Schüleraustausch nach Amsterdam bringt alles a...