Kapitel 24

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Jess:

Nach einem langen, arbeitsreichen Wochenende kam ich am Sonntag Nachmittag schließlich in den Stall, wo Johannes bereits Summer fertig gemacht hatte. Ein wunderschöner Palomino Hengst, der allerdings im Umgang nicht ganz so einfach war. Auf mich hörte er mittlerweile, da er wusste, dass ich auch mal härter durch griff, doch den Anderen tanzte er auf der Nase herum und gerade bei Johannes wusste er genau, dass er mit ihm alles machen konnte. Trotzdem musste er ihn jeden Tag satteln und das machte er mittlerweile wirklich gut und schnell.

Als ich in den Stall kam, stand Johannes also schon mit dem fertig gesattelten Hengst auf der Stallgasse.

"Hallo!", sagte ich und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss.

"Du bist heute aber spät dran.", bemerkte er und erwiderte.

"Ich hab dir doch noch geschrieben, dass ich später komme.", sagte ich verwundert. Normalerweise schaute er doch immer auf sein Handy und las die Nachrichten auch. Und allgemein war er an diesem Tag irgendwie komisch. Es musste allerdings trotzdem weiter gehen also schwang ich mich auf den Rücken des Hengstes und arbeitete ein wenig mit ihm.

So arbeitete ich nach für nach alle Pferde ab, bis ich schließlich auch mit Halim fertig war. Diesen versorgten wir, wie immer, gemeinsam.

"Und warum warst du schon wieder so spät?", fragte Johannes.

"Das hab ich dir doch geschrieben. Ich musste länger arbeiten.", sagte ich und so langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Was war denn nur los mit ihm?

"Achso. Okay. Nicht schlimm.", sagte er und das verwirrte mich noch mehr. Sonst schimpfte er immer, wenn ich später war. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht. Und ich hatte da eine böse Vorahnung.

"Sag mal stehst du unter Drogen?", äußerte ich meinen Verdacht. Auch wenn ich das eigentlich selber nicht so wirklich glauben konnte. Er war schon so lange clean und wirklich glücklich. Warum sollte er da Drogen nehmen?

"Nein. Wieso?", fragte er und bestätigte meine Gedanken.

"Weil du so entspannt bist. Das kenn ich von dir nicht.", erklärte ich noch immer etwas unsicher.

"Ach und wenn in mal gute Laune hab, muss ich gleich Drogen genommen haben, oder wie?", fragte Johannes gereizt.

"Nein, aber du siehst allgemein so aus.", stritt ich ab. Was war nur los mit ihm? Irgendetwas stimmte da definitiv ganz und gar nicht! Das war nicht der Johannes, den ich kannte.

"Wenn die Ärztin das sagt.", meinte er genervt.

"Jetzt ernsthaft. Du fängst nicht wieder mit dem Scheiß an, oder?"

"Ne, ne."

"Und wenn es so ist, dann sei wenigstens so ehrlich und sag es offen. Ich hab keinen Bock dich tot irgendwo in der Ecke zu finden, weil du zu viel erwischt hast!"

"Wirst du nicht. Keine Sorge."

"Okay. Du weißt wie scheiße der letzte Entzug war. Überleg dir gut, ob du das nochmal willst!"

"Können wir jetzt vielleicht mal über was erfreulicheres reden? In den paar Minuten, die wir haben, will in nicht noch über Drogen reden!"

"Okay. Wie war dein Tag?"

"Bisher eigentlich wirklich gut. Und wie war's bei dir so?"

"Frag nicht. Ich bin froh, wenn ich aus dem Laden raus bin."

"So schlimm?"

"Ja. Da sind echt nur unfähige Idioten, die selber nicht wissen, was sie da tun und die sollen mir was bei bringen."

"Na super. Da lernt man natürlich unglaublich viel."

"Ja. Absolut."

Wir unterhielten uns über alles mögliche, bis ich mit Halim zusammen zurück zu der Villa ging. Dort ließ ich ihn auf dem Grundstück frei und er trabte direkt zufrieden zu Pirat und Hans Jürgen. Ich hingegen ging rein, um mich vor meine Bücher zu setzten und zu lernen. Johannes war sowieso für die abendliche Fütterung eingeteilt und würde erst später kommen. Da konnte ich auch in Ruhe lernen. Und kochen wollte er auch, also musste ich mich um nichts kümmern.

So lernte ich die ganze Zeit und aß zwischendurch nur etwas. Dazu trank ich eine ordentliche Menge Kaffee und machte die Nacht durch, bis ich wieder in die Klinik fuhr. Ein ganz normaler Tag in meinem aktuellen Leben. Neben den ganzen Überstunden, die ich machte, damit in diesem Laden überhaupt irgendwas lief, arbeitete ich ein paar Stunden die Woche noch in einer anderen Klinik, um vor den Prüfungen noch ein bisschen zu lernen. Nebenbei ritt ich jeden Tag mindestens drei Pferde und lernte die ganze Theorie. Für Schlaf blieb da einfach nicht viel Zeit.

So vergingen die Wochen. Ich lernte fast den ganzen Tag und wenn ich Johannes dann mal sah, war er total komisch. Was er hatte, konnte ich mir jedoch nicht erklären. Für mich sah es noch immer danach aus als würde er irgendwelche Drogen nehmen, doch ich fand nirgendwo etwas und ich wollte ihm auch kein Unrecht tun. Daher schob ich es darauf, dass er mich einfach vermisste. Ich sollte allerdings schon bald erfahren, was das eigentliche Problem war.

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