15.2 Gabriel

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Die Tür zu Julias Zimmer ging einen Spalt breit auf und sie steckte vorsichtig den Kopf hindurch. „Gabriel?", flüsterte sie in die Dunkelheit und sah sich um. Ich löste mich aus dem Schatten der gegenüberliegenden Wand und ging auf sie zu. „Ich bin hier, Liebste." Julia machte die Tür ganz auf und ich schlang meine Arme um sie. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper, ob aus Angst oder Müdigkeit konnte ich nicht sagen. Julia lehnte ihren Kopf an meine Brust und seufzte erleichtert auf. Ich gab ihr einen Kuss auf den Scheitel und drückte sie enger an mich. „Schsch, ich bin ja da und ich lasse dich nie wieder alleine. Komm, ich bring dich ins Bett.", flüsterte ich ihr zu. Ich löste mich von ihr, nahm sie in die Arme und trug sie zu ihrem Bett, wo ich sie vorsichtig absetzte.

„Bitte geh nicht weg. Bleib da.", sagte sie zu mir, als ich mich umdrehte um selbst ins Bad zu gehen. Ich beugte mich zu ihr herunter und küsste sie. „Keine Angst. Ich bleib hier. Aber trotz allem muss ich mal kurz wo hin.", beruhigte ich sie. Julia legte sich zurück und nickte mir nur zu. Ich reichte ihr ein Glas Wasser, bevor ich ins Bad ging um mich selbst für die Nacht fertig zu machen. Im Bad sah ich, dass das Dienstmädchen meine Jogginhose auf die kleine Kommode, die neben der Tür stand, gelegt hatte. Ich zog schnell meinen Anzug und mein Hemd aus und schlüpfte in die bequeme Hose. Als ich in das Zimmer zurück kam, hatte sich Julia schon in ihre Decke gerollt und schlief, doch ihr schlaf war mehr als nur unruhig. Ich strich ihr mit meiner Hand sanft über die Wange bevor ich mich zu neben sie legte. Vorsichtig legte ich meine Arme um sie und konnte spüren, wie sie langsam ruhiger wurde. „Wie gerne würde ich jetzt sehen, was du siehst.", murmelte ich vor mich hin und strich ihr sanft über den Rücken. Ich zuckte leicht vor Schmerz zusammen, als sie ihren Kopf auf meine Brust legte und meine empfindlichen Rippen berührte. Julia seufzte fast erleichtert, als ich mich runter beugte und sie auf den Scheitel küsste. Da ich nicht schlafen konnte beobachtete ich sie und sobald ich merkte das sie unruhig wurde, legte ich ihr meine Hand auf den Rücken.

Es klopfte leise an der Tür und noch bevor ich etwas sagen konnte wurde sie aufgemacht und Romano kam herein. Er sah erst mich, dann seine Tochter besorgt an. Ich wollte aufstehen, doch er schüttelte den Kopf und nahm den Stuhl mit, der am Kamin stand. „Bleib ruhig liegen. Wie geht es ihr?", wollte mein Onkel wissen und setzte sich auf den Stuhl. „Wie soll es einem schon gehen, der Wochenlang und Monate lang eingesperrt war und dann noch von seinen eigenen Leuten angegriffen wird. Sie will nicht alleine sein und wenn ich mich kurz umdrehe und unsere Körper keinen Kontakt mehr haben, bekommt sie Alpträume. Was mich wundert, wir sind nicht mehr verbunden, doch sie spürt, wenn ich da bin und beruhigt sich wieder, wenn ich sie berühre.", erzählte ich ihm und sah dabei auf Julia, die mit dem Rücken zu mir lag. „Hm, ihr seid zwar nicht mehr über euer Blut verbunden, aber dafür umso stärker durch das Band der Liebe. Eure Gefangenschaft hat dieses Band nur noch mehr verstärkt.", flüsterte Romano mir zu. „Das Band der Liebe! Ich dachte immer nur, das wäre eine Legende, eine alte Geschichte, die sich mal jemand ausgedacht hat." Mein Onkel schmunzelte, als ich das sagte. „Nein, mein Junge. Sie gibt es wirklich und sie ist um einiges stärker, als wie der Blutsschwur." Ich fühlte, wie die Matratze leicht anfing zu vibrieren, als Julia anfing zu zittern. Automatisch legte ich meine Hand auf ihren Oberschenkel und ich fühlte, wie sie wieder ruhiger wurde. „Siehst du, was ich meine?", fragte ich ihn und zeigte mit dem Kopf auf Julia. „Sie hat sich von mir weggedreht und kaum hatte sie keine Verbindung mehr, fing sie an zu zittern.", sagte ich zu ihm. Romano nickte nur, als er das sah. Ich sah ihn nachdenklich an, da mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf ging. „Was ist?", fragte Romano mich. „Hast du diese Aura bei Presus gespürt? Diesen Hass, den er ausgestrahlt hatte?", fragte ich meinen Onkel direkt. Ich sah, wie sich sein Blick verfinsterte, als er daran dachte. „Ja, das habe ich und das den ganzen Abend schon. Ich habe ihn daher den ganzen Abend überwachen lassen und kaum lassen wir ihn mal fünf Minuten aus den Augen greift er meine Tochter an.", brummte er vor sich hin.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt