Unruhig ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Ich konnte fühlen, das Gabriel wieder zurück war, doch irgendetwas hielt ihn von mir ab. Als es an meiner Tür klopfte eilte ich zu ihr um sie zu öffnen, doch aus meiner Freude ihn wieder zu sehen wurde Endtäuschung. "Ach, ihr seid es nur.", murmelte ich vor mich hin, als ich in Sarahs und Yasmins Gesichter blickte. "Na, das nenne ich mal eine Begrüßung.", brummte Yasmin mich an und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Sarah zog eine Augenbraue hoch und sah zwischen uns beiden hin und her. "Entschuldigt bitte, ich hatte eigentlich mit Gabriel gerechnet. Kommt doch bitte rein.", sagte ich zu ihnen und öffnete die Tür ganz. Meine Schwestern traten ein und blieben mitten im Raum stehen. Yasmin stieß einen anerkennenden Pfiff aus und Sarah sah sich staunend in dem Zimmer um.
"Nicht schlecht, Schwesterherz. Es hat schon seine Vorteile, die Tochter des Königs zu sein, oder?", neckte mich Sarah und streckte mir die Zunge raus. Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. "Irgendwie schon, auch wenn mich so manche Dinge nerven. Aber ihr zwei müsst nicht so eifersüchtig tun. Mein Vater ist jetzt auch eurer.", wies ich sie darauf hin und lächelte schelmisch.
"Wenn du es genau nimmst, ist er unser Stiefvater. Du bist seine leibliche Tochter, das ist etwas anderes.", klärte mich Sarah ganz die Anwältin auf. Ich kicherte und hielt mir dabei die Hand vor den Mund. Die beiden sahen mich an und lachten mit. Ich genoss das Gefühl, sie wieder bei mir zu haben. Sarah setzte sich auf das Sofa vor dem Kamin und legte eines der Kissen auf ihren Schoss. Ich legte mich neben sie und bettete meinen Kopf auf das Kissen. Yasmin hob meine Füße hoch, bevor sie sich setzte und legte diese auf ihre Oberschenkel. So saßen wir eine ganze Weile schweigend zusammen. Zärtlich strichen mir beide mit ihren Fingern über meine Haut und ich fühlte mich wie früher, wo ich noch kleiner war. Wir saßen immer so zusammen, wenn ich traurig war, egal ob ihm Wohnzimmer auf dem Sofa oder auf meinem Bett. Uns drei konnte niemand so schnell trennen und wir beschützten uns gegenseitig. "Wie geht es dir?", brach Sarah das Schweigen und blickte auf mich hinunter. "Besser. Die Biss und Schnittwunden, so wie die Kratzer sind alle verheilt. Das einzige, was noch nicht ganz verheilt ist, sind meine gebrochenen Rippen, aber selbst das wird wieder.", antwortete ich ihr. Doch ich konnte sehen, dass ihr diese Antwort nicht reichte. "Und wie sieht es in dir drin aus? Ich meine es war eine Situation, die man nicht jeden Tag erlebt." Ich antwortete ihr nicht gleich sondern starrte in das Feuer vor mir. "Es geht. Ich habe nach wie vor Alpträume, wenn Gabriel nicht da ist und ab und an kommt es vor, das ich mich verkrieche und alleine sein will. Das sind leider auch die Situationen, wo er in mein Kopf eindringt.", erklärte ich den beiden. Sarah bewegte sich etwas unter mir und drückte sanft meine Schulter. "Ach meine süße. Ich wünschte, ich könnte dir deinen Schmerz abnehmen.", sagte sie und beugte sich zu mir herunter um mir einen Kuss auf das Haar zu geben. Ich schloss die Augen um die Tränen zu unterdrücken, die sich gerade in meinen Augen sammelten. Ja, Luzifer hatte meine Seele verletzt, doch zum Glück nur so weit, dass sie wieder heilen konnte. Ich schlang meine Arme um Sarahs Thalie und drückte sich stärker an mich. Dabei vergrub ich mein Gesicht noch mehr in das Kissen, um mein schluchzen zu unterdrücken. "Lass es raus, Julia. Weine ruhig, wir sind ja bei dir.", flüsterte sie mir zu und drückte dabei sanft meine Schultern. Bei dieser sanften Berührung brachen bei mir alle Dämme und ich weinte haltlos in den Armen meiner Schwestern. Yasmin schob meine Beine etwas zur Seite und legte sich hinter mich, dabei legte sie ihre Arme um meine Beine und drückte ihren Kopf an meine Hüfte. So lagen wir eine gefühlte Ewigkeit da und ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Als meine Tränen versiegten setzte sich mich wieder auf und schniefte etwas undamenhaft in das Taschentuch, das mir Yasmin reichte. "Alles ok?", fragte Yasmin mich und musterte mich eindringlich. Ich nickte und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Ach, bevor ich es vergesse. Es gibt einen Grund, warum wir heute hier sind.", sagte Sarah und holte ein kleines Samtsäckchen aus ihrer Tasche. Sie öffnete es und schüttete den Inhalt in meine Hand. "Darius hat sie gefunden, als er in der Ruine war. Er hat uns gebeten sie dir zu geben, wenn du wieder sicher bei uns bist.", erklärte mir Sarah. Ich starrte auf die Kette in meiner Hand und wieder wurden meine Augen feucht. "Ich dachte, ich hätte sie bei ihm verloren.", flüsterte ich vor mich hin und drückte meine Hand feste gegen meine Brust. Die Kette bedeutete mir alles. Sie zeigte nicht nur, wer ich war, sondern war das Symbol unserer Liebe. Sarah nahm sie mir vorsichtig aus der Hand und legte sie mir um. Das kühle Metall nahm sofort die Wärme meines Köpers auf und ich fühlte mich wieder ein Stück komplett. "Er muss sie dir vom Hals gerissen haben, bevor er dich mit genommen hat. Die Kette lag hinter dem Altar an der Wand.", erklärte mir Sarah und strich sanft mit ihren Fingern über meine Wange. Yasmin räusperte sich neben mir und sah mich lächelnd an, bevor sie aufstand. "Wir haben noch etwas anderes für dich.", flötete sie gut gelaunt und kam mit einer großen Reisetasche wieder zu mir. "Was ist das?", fragte ich sie leicht verwirrt und zeigte darauf. "Das sind, liebes Schwesterherz, deine Unterlagen für die Uni. Anne und Artemis haben den ganzen Stoff für dich zusammen getragen, damit du nicht hinter her hingst und es liegt sogar ein Zettel dabei, wo Artemis die Tage notiert hat, an denen er dich hier prüft. Die beiden hatten Angst, dass du dich langweilst." Ich sah sie mit offenen Mund an. Die Uni hatte ich total vergessen. "Wie lange bin ich schon weg?", fragte ich sie nervös. Ich wusste, dass die Zeit hier in dieser Welt anders verlief, aber ich wusste nicht genau wie. "Lass mich kurz überlegen. Du hast auf alle Fälle die letzten zwei Monate vom zweiten Semester verpasst. Wir haben bei uns gerade Ende Dezember. Aber mach dir keine Gedanken, es ist alles geregelt.", erklärte mir Sarah und sah mich dabei liebevoll an. Ich überlegte kurz, das zweite Semester ging bis Ende Juli, ich wurde an meinem Geburtstag, sprich am 06.06. entführt. Ich war zwar drei Monate bei Luzifer, doch in unserer Welt waren es drei Tage. Danach haben sie mich gleich hierher gebracht. Ich bin seit sechs Tagen hier, das hieße, dass hier ein Tag auf der Erde ein Monat sein musste. "Wie lange?", fragte ich erneut, obwohl ich die Antwort schon kannte. Sarah seufzte und sah erst zu Yasmin, bevor sie wieder mich ansah. "Fast sieben Monate.", antwortete sie mir. Ich hatte fast ein ganzes Semester verpasst. "Das war es mit dem Vorziehen.", brummte ich vor mich hin und vergrub mein Gesicht in meine Hände. "So ein Blödsinn. Warum hat Artemis das alles für dich vorbereitet? Komm lass den Kopf jetzt nicht hängen."
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Krieger des Lichts Licht und Schatten
FantasyEin Kampf, zwei Welt, eine große Liebe. Seit je her besteht der Kampf zwischen Gott und seinem Bruder Luzifer. Der Kampf zwischen Gut und Böse. Doch was haben Julia und ihre Schwestern damit zu tun? Ein Schüleraustausch nach Amsterdam bringt alles a...