17.3 Julia

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Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen, so nervös war ich. Heute werde ich den Mann meiner Träume heiraten. Doch war ich nicht aus diesem Grund nervös. Nein, es war ein kleiner Staatsakt, da die Thronerben unseres Volkes heiraten werden und daher wusste ich, dass das groß werden würde. Zu groß für mich. Ich meine, welches Mädchen träumt nicht davon eine Märchenhochzeit zu haben? Doch nachdem mir meine Schwestern und meine Mutter erzählt hatten, wer alles kommen würde ist mir schlecht geworden. Ich stand auf und ging in mein Bad um mir Wasser in die Wanne zu lassen. Vielleicht konnte ich dabei abschalten und meine Gedanken neu sortieren. Ich stieg gerade in die Wanne als eine aufgebrachte Ester die Tür rein kam. "Hoheit, warum habt Ihr denn nicht auf mich gewartet?", fauchte sie mich an und stemmte ihre Hände in die Hüfte. "Es tut mir leid. Ich konnte nicht mehr schlafen, weil mir so viel im Kopf herum geht und da dachte ich mir, ich nehme ein Bad um runter zu kommen.", entschuldigte ich mich bei ihr und sah sie schuldbewusst an. "Euch ist verziehen, immerhin heiratet man nicht alle Tage. Kommt, ich helfe Euch." Ester kam zu mir und fing an mich von oben bis unten zu waschen. "Darf ich Euch etwas fragen?", brach sie nach einer Weile das Schweigen. Ich nickte ihr als Zustimmung zu, doch sie fing an herum zu drucksen. Ich drehte mich zu ihr herum und sah sie aufmunternd an. Sie holte tief Luft und ich konnte sehen, wie sie anfing die Worte in ihrem Kopf zu sortieren. "Das gestern, wart das Ihr? Diese Macht die ich gespürt habe?" Ich sah sie erstaunt an. Ich hatte mit jeder Frage gerechnet, aber nicht mit dieser. "Ja, das war ich. Warum fragst du?" Ester half mir aus der Wanne und wickelte mich in ein Handtuch. Dann sah sie mich durch den Spiegel an und sprach weiter: "Ich muss zugeben, ich hatte etwas Angst, als ich es spürte. Diese Macht war so stark, das jeder im Schloss fast auf die Knie gegangen wäre, denn jeder dachte, sie käme von Eurem Vater. Aber da er sich zu dem Zeitpunkt um Rosengarten aufhielt konnte das nicht sein. Denn ich sah ihn dort mit Eurer Mutter und die beiden waren genauso überrascht. Also konnte es nur eine Möglichkeit geben...." Ester beendete den Satz nicht, sondern ließ ihn offen stehen. Ich drehte mich zu ihr um und sah ihr tief in die Augen. Nach ihrer Erzählung hatte ich vermutet, Angst darin zu sehen, doch es war nicht so. Sie strahlten etwas anderes aus, was ich nicht genau beschreiben konnte. "Ester, was fühlst du gerade? Ich kann es nicht ganz deuten."

"Ich verehre und liebe Euch. Aber ich liebe Euch nicht so, wie ihr das jetzt denkt. Eher so als wenn Ihr meine beste Freundin wärt. Aber ich weiß, dass das nicht geht. Eine Zofe kann nie die Freundin einer zukünftigen Königin werden.", sagte sie etwas verlegen. "Warum denn nicht? Ich sehe dich seit dem ich hier bin als Freundin an und darum wünsche ich mir, dass du heute dabei bist. Wenn du kein passendes Kleid hast, nimm eins von meinen." Ester fiel die Kinnlade herunter und sah mich mit großen Augen an. "Aber, das kann ich nicht annehmen. Ich bin doch nur ein Dienstmädchen.", stotterte sie vor sich hin. "Nein, du bist meine Zofe und soweit ich weiß ist diese immer in der Nähe ihrer Dame. Also wir machen das jetzt so. Du machst zuerst eine Braut aus mir und dann kümmere ich mich um dich. Ok?" Ester strahlte mich an und quickte vor Freude. "Vielen, vielen Dank, Hoheit." Ich folgte ihr aus dem Bad in mein Ankleidezimmer, wo eine Kleiderpuppe mein Kleid trug. Mir verschlug es den Atem als ich sah, was es für eins war. Es war das Kleid, das ich bei Annes letzter Anprobe an hatte und mich sofort verliebte. Meine Mutter hatte sich also daran erinnert. Ich trat vor das Kleid und strich mit meinen Fingern vorsichtig über den Spitzenstoff. "Wollen wir?", fragte mich Ester und ich nickte ihr zu. Sie nahm das Kleid von der Puppe und kam zu mir herüber. Ich legte das Handtuch auf die Seite und zog zuerst die Unterwäsche an, die auf dem kleinen Stuhl lag, bevor Ester mir in das Kleid half. Der schmale Meerjungfrauenschnitt schmeichelte meiner Figur und brachte meine Weiblichkeit nur noch mehr zum strahlen und die Schleppe alleine war ein Traum. Als ich das Kleid an hatte und Ester mir die Haare und das Makeup gemacht hatte drehte ich mich vor meinen Spiegel um meine eigene Achse, damit ich mich bewundern konnte. "Hoheit, es fehlt noch etwas.", sagte Ester und hielt das Diadem und den Schleier nach oben. "Gleich. Zuerst suchen wir etwas für dich aus.", sagte ich zu ihr und ging zu der großen Sammlung von Kleidern. Ich zog eines nach dem anderen heraus und hielt es ihr hin. Doch sie schüttelte bei fast alles den Kopf. Ich stellte mich mit verschränkten Armen vor die restlichen Kleider und überlegte. Ich wusste, eins hatte ich noch, was ihr gefallen könnte. Ich zog ein rosa Seidenkleid hervor und hielt es ihr hin. Esters Augen fingen sofort an zu strahlen und sie nickte. "Ok, dann ziehen wir dich mal an.", sagte ich zu ihr und lächelte sie liebevoll an. Ich setzte sie auf den Stuhl, wo ich zuvor gesessen hatte und fing an ihre Haare zu frisieren. Im nu wurde aus dem einfachen Dienstmädchen eine strahlende Zofe. Ester begutachtete mein Werk im Spiegel und Freudentränen stiegen ihr in die Augen. "Oh, Julia, das ist unglaublich. Ich danke Euch.", quietschte sie vor Freude und warf sich mir in die Arme. "Gerne und jetzt, darfst du mich fertig machen." Sie nickte und eilte mit Diadem und Schleier an meine Seite. Ich setzte mich auf den Stuhl, auf dem Ester zuvor gesessen hatte und ließ sie machen.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt