„Es ist nicht deine Schuld"

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Auch wenn wir zurück sind, hinter den sicheren Mauern kann ich dich Bilder nicht verdrängen.
Die Leichen, oder eher was davon noch übrig ist.
Ich stehe mit gesenktem Blick auf dem Innenhof im Hauptquartier des Aufklärungstrupps.
Vor mir brennt das Feuer hoch, das Brennmaterial sind die Leichen Überreste.
Neben mir, ebenfalls mit gesenktem Blick stand Hans die eine Hand zur Faust geballt.
Die andere umklammert krampfhaft meine.
James war uns beiden ein guter Freund und Kamerad, der Schmerz über seinen Verlust ist Hans deutlich anzusehen.
Bis tief in die Nacht hinein standen wir beiden vor dem Feuer das Langsam erlosch.
Als nur noch die Glut zu unseren Füßen lag ergriff Hans zum ersten Mal das Wort.
„Smith hat es uns von Anfang an gesagt, 30% kommen nicht wieder"
In seiner stimme lag Wut und Trauer aber am meisten Hass.
Doch bevor ich etwa erwidern kann hat er meine Hand losgelassen und ist nach drinnen gegangen.
Ich schaue noch einmal auf die Glut ehe ich mich ebenfalls in Bewegung setzte.
Erwin arbeitet wahrscheinlich noch in seinem Büro, Berichte schreiben oder sowas.
Zaghaft klopfe ich an seine Tür und warte bis das dumpfe „herein" ertönt.
„Na? Noch am arbeiten?"
Erwin sieht überrascht auf und seine Lippen verziehen sich zu einem
Kleinen Lächeln.
„Die Berichte" bestätigt Erwin meine Annahme und deutet auf die Zettel auf dem Schreibtisch.
„Verstehe"
Erwin widmet sich wieder seinem
schreiben während ich zu seinem Bücherregal gehe und Irgendein beliebiges rausziehe.
Ich setzte mich auf den Sessel vor seinem Schreibtisch und fange an darin herum zu blättern.
Es sind Strategien für den Kampf und jede Menge Notizen die in Erwins Handschrift geschrieben sind.
Darunter finde ich auch ein paar Notizen die verdächtig nach unserer Formation aussehen die wir heutzutage benutzen um uns in der Außenwelt zu bewegen.
Allerdings sieht mir das hier eher nach den ersten Versuchen aus.
Ich weis nicht wie lange ich genau in seinem Büro saß und las während Erwin seine Arbeit tut aber es ist eine Angenehme Stimmung.
Ich Summe leise vor mich hin während ich seine Ideen studierte.
Je länger ich seinen teils wirren Gedankengängen folge wird mir klar das Erwin unglaublich Intelligent sein muss um sich solch komplexe Sachen auszudenken.
Ich werfe einen Blick zu Erwin der genau in diesem Moment aufsteht und sich streckt.
Ich höre das unangenehme knacken seiner Knochen und verziehe das Gesicht.
„Du solltest schlafen" sagt Erwin und nimmt mir das Buch aus der Hand.
Er wirft einen Blick auf den Einband und zieht eine Augenbraue hoch.
„Das hast du die ganze Zeit gelesen?" fragt er zweifelnd und stellt es ins Regal zurück.
„Ich bin nicht müde" gebe ich zurück.
Die Wahrheit ist das ich mich vor den Albträumen fürchte die mich vielleicht einnehmen.
Doch das sage ich ihm nicht.
„Ich aber also Husch! Leg dich wenigstens ins Bett"
Erwin macht eine Handbewegung in Richtung Tür.
Langsam stehe ich auf und Trotte zur Tür.
„Gute Nacht Erwin" verabschiede ich mich von dem älteren ehe ich auf den Flur trete und in Richtung meines eigenen Zimmers laufe.
„Du lebst also noch Graves" war das erste was ich von einer meiner Mitbewohnerinnen zuhören bekam.
„Unübersehbar" zischte ich und sah mich nach dem anderen Mädchen um doch das dritte Bett war leer.
„Sie hat es nicht Geschafft" ertönt die Matte Stimme hinter mir.
Obwohl wir einen Monat zusammen gelebt haben und auch in der selben Trainingseinheit waren kenne ich nicht ihren Namen.
Aber mit Namen hatte ich es noch nie so.
„Sie war beim Rechten Flügel, ich habe sie im Regen verloren und dann kamen die Titanen wie aus dem Nichts.
Ich alleine bin schuld! Ich hätte sie beschützen müssen!" redete sie hysterisch los und fing an zu weinen.
Die beiden standen sich wohl nahe.
Vorsichtig trete ich an sie heran und lege ihr eine Hand auf die Schulter.
Augenblicklich klammerte sie sich an mich und weinte nun richtig los.
Etwas überfordert mit der Situation lege ich ihr die andere Hand an den Hinterkopf und streiche darüber so wie meine Mutter es früher immer bei mir tat wenn ich geweint habe.
„Du bist nicht schuld"
Nach einiger Zeit beruhigte sie sich wieder und hielt stumm meinen Arm fest.
„Danke" schniefte sie leise und lächelte etwas.
„Du bist wohl doch nicht so übel"
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe sie fragend an.
„Was meinst du?"
Sie lachte einmal verlegen und lies meinen Arm los.
„Naja du warst in der Ausbildung immer so unnahbar und kühl.
Aber das macht einen Soldaten wohl aus.
Du hast deine Gefühle im Griff" sagte sie mit matter stimme und senkt erneut den Kopf.
Sie hat ganz schöne Stimmungsschwankungen...
Mir kam das Bild der Titanen und James in den Sinn.
Wenn ich eines nicht hatte dann die Kontrolle über meine Gefühle.
„Es ist spät, leg dich hin und schlaf etwas" sage ich zu dem Mädchen und lächle leicht.
Sie nickt und legt sich erschöpft in das Bett neben meinem.
Als ich sicher bin das sie schläft gehe ich zu dem Schreibtisch der in einer Ecke stand und kramte in einer Kiste mit alten Zetteln herum.
Als wir hier eingezogen sind standen unsere Namen mit einem Zettel an die Tür geheftet da, der Zettel müsste hier noch irgendwo sein.
Nach einiger Ewigkeit halte ich endlich den weisen zettel in der Hand und lese die Namen.
Thalia Graves
Magnolia Brauer
Kerstin Brauer
Sie waren also Geschwister...
Ich lies den Zettel wieder in der Kiste verschwinden und zog mir meine schlaf Sachen an.
In wenigen Stunden muss ich schon wieder aufstehen und das Morgentraining absolvieren.

The Promise you gave | Attack on Titan  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt