Kapitel 23

264 9 1
                                    

Kapitel 23

Layla Sicht

Durch meine Sicht als Vampir erkannte ich ein ca. 18-jähriges Mädchen mit braunen langen Locken, in einem blauen Wintermantel, das sich durch den Schnee kämpfte. Aber das, was am meisten auffiel, war das rote Tuch, welches um ihre Schultern gelegt war und die roten Stiefel.

Nun erkannte ich auch ihr Gesicht. Sarah. Erst als sie ein gutes Stück vom Dorf entfernt war, stieg ich auf, raffte meinen Umhang zurecht, nahm die Zügeln kurz und trieb mein Pferd an. Ich lenkte sie im Galopp direkt auf Sarah zu, die nun erschrocken aufsah und parierte zum Trapp.
Wer sah auch schon jede Nacht ein Mädchen mit einem schwarzen Umhang und einer Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war, auf einem pechschwarzen Pferd auf sie zu reiten. Inzwischen hatte sie angehalten und ich kam vor ihr zum stehen und drehte Moonnight so, dass Sarah uns von der Seite sah.

„Sarah Chagal?", fragte ich. Sie musste nicht gleich wissen, dass ich so schon wusste, dass sie es war. Schüchtern nickte sie und versuchte unter die Kapuze zu schauen. Also zog ich mir diese vom Kopf und schaute sie mit einem Blick an, der genau sagte: ,Ich stehe über dir, damit das klar ist', an.
Dass das Mädchen kurz zusammenzuckte blieb mir nicht unbemerkt, worauf sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legte. Ich hielt ihr meine Hand hin, welche zögerlich von ihr ergriffen wurde. Mit Leichtigkeit zog ich sie hinter mir auf mein Pferd.
Ihre Arme legten sich um meine Taille. Ich trappte an und galoppierte wenig später mit einem Menschen durch den Wald zum Schloss. Auf dem Weg zum Schloss hörte man das Heulen der Wölfe und ab und zu sah man ein paar zwischen den Bäumen.

Wenige Minuten später konnte ich das große Gebäude im Gegensatz zu meiner lebenden Begleitung. Ein Anlass dazu mein Pferd noch etwas mehr anzutreiben.
Endlich durchbrachen wir den Waldrand und wir wurden langsamer. „Wow", vernahm ich es von hinten. Vor dem Schloss hielt ich an und sprang ab. Kurz darauf kam unser Diener an gehumpelt und ich hielt Sarah meine Hand hin. Dankend nahm sie diese und glitt vorsichtig von Moonnight herunter. „Bring sie in den Stall. Ich komme später noch", befahl ich Koukol und er führte meine Stute weg.

„Komm ich zeig dir dein Zimmer", sagte ich und ging voran. Gerade wollte ich die Tür aufstoßen, als ich auf einmal leise Rufe aus dem Wald kommen hörte. Wie erstarrt blieb ich stehen und lauschte. Selbst durch meine verstärkten Sinne konnte ich nicht verstehen was die Stimme sagte.
„Ist e...", fing das braunhaarige Mädchen hinter mir an, doch ich hob die Hand um ihr zu zeigen, sie solle still sein. Einige Momente später konnte ich zwar noch nicht verstehen was gerufen wurde, aber ich erkannte nun den Besitzer der Stimme.

Yionne Chagal.

Verdammt, nun konnte ich auch verstehen was er rief, oder besser gesagt nach wem er schrie: Sarah. Wut kam in mir hoch und breitete sich aus. Das wird er nicht überleben. Sofort stieß ich die Flügeltür auf. „HERBERT!!!", schrie ich durch das ganze Schloss. Keine 2 Sekunden später stand er vor mir und blickte mich entsetzt an. „Was schreist du denn so? Ist etwas passiert?", fragte er besorgt, nickte schnell der Wirtstochter freundlich zu und sah wieder zu mir.
„Zeig Sarah ihr Zimmer. Ich muss noch etwas erledigen", sagte ich und drehte mich schon um, doch mein Bruder hielt mich am Arm zurück. „Was ist los?", fragte er verwirrt. „Chagal sucht sie. Ich konnte ihn hören. Er sucht sie", sagte ich so leise, dass nur er es hören konnte. „Man merkt dass du ihn nicht leiden kannst", kicherte er. „Bis gleich", verabschiedete ich mich und ging nach draußen.

In Vampirgeschwindigkeit rannte ich in die Richtung aus der die Stimme Chagals kam. Auf dem Weg sah ich vier Vampiren die auf der Jagd waren. Auch sie schienen den Knoblauchwirt zu hören, als ich vorbeiraste und rannten mir hinterher. „Na, hungrig?", fragte mich einer, während er neben mir her lief. „Was geht dich das an?", fragte ich zickig und beschleunigte.

Gemeinsam rannten wir also durch den Wald mit nur einem Ziel. Nach Sarah zu suchen war sein sicheres Todesurteil, weil er wusste, wem er zu dienen hatte. Es handelte sich nur noch um Sekunden, bis der gesuchte Mann in unserer Nähe war. Blitzschnell, ohne dass er protestieren oder um sein Leben flehen konnte, sprang ich ihm an die Gurgel und biss ihn in die Halsschlagader.
Ein langgezogener Schrei hallte durch den Wald. Wovon ich nichts mitbekam war, dass die vier Vampire sich je ein Hand- oder Fußgelenk schnappten und ihm nun ebenfalls das Blut aus den Adern saugten. Sein Schrei verstummte und sein Körper wurde schlaff, doch wir hielten ihn im festen Griff, sodass er nicht fiel. Erst nachdem er blutleer war ließen wir von ihm ab und in den kalten Schnee fallen.

Nun sah ich meine Begleiter erst genau an. Der eine trug eine weiße Lockenperücke, ein weißes Hemd, eine schwarze Strumpfhose mit weißen Schuhen und einen rosanen Mantel. Der zweite steckte in einer Ritterrüstung und der dritte trug einen dreckigen, nach Verwesung riechenden Anzug. Den vierten erkannte ich gleich, schließlich bin ich eine Zeit lang mit ihm herum gereist. Es war Eric. „Gute Nacht Layla", begrüßte er mich freundlich wie immer und ich grüßte zurück. „Was machen wir jetzt mit dem?", fragte einer und stupste ihn mit seinem Fuß in die Seite. „Bringt ihn weg vom Schloss und werft ihn am besten in irgendein Gebüsch. Ich muss noch etwas für morgen erledigen. Wir sehen uns auf dem Ball Eric", verabschiedet ich mich, verschwand und ließ die vier mit der Leiche Chagals allein.

Hoffentlich haben sie ihm nicht versehentlich ihr Vampirgift eingeflößt. Denn ich habe keine Lust darauf, dass er bei uns zu Hause aufkreuzt. Endlich wieder auf der Lichtung, auf der das Schloss stand, angekommen, ging ich noch kurz in den Stall, gab Moonnight Leckerlis und betrat danach die Eingangshalle, wo ich auf Vater traf. „Da bist du ja, ich habe mich schon gefragt wo du warst", sagte er ernst und blickte mich durchdringend an. „Chagal kam für meinen Geschmack dem Schloss etwas zu nahe. Er weiht nun nicht mehr unter den Lebenden", antwortete ich immer noch vom Knoblauchwirt gereizt.

„Verstehe", sagte er nur, während ich meinen Umhang an einen Jackenständer hing. „Ich wollte dich noch fragen ob du beim Ball auf dem Klavier spielen könntest?". „Kann ich machen, aber ich werde nur am Anfang spielen, weil ich möchte auch noch etwas vom Ball haben", antwortete ich und hängte noch dran: „ Ich habe nicht tanzen gelernt, damit ich die Nacht über am Klavier sitze".
„Das erwarte ich auch nicht. Nur zum Einstieg", sagte er beschwichtigend. „War's das? Ich würde gerne noch in mein Zimmer gehen", erklärte ich und verschwand ohne eine Antwort in mein Zimmer. Ich riss die Tür auf, knallte diese auch zu und warf mich auf mein Bett. Irgendwie bin ich froh wenn ich endlich in meinem Sarg liege und endlich schlafen kann.

Klar, ich musste nicht schlafen, aber manchmal war es sehr erleichternd, wenn man zur Ruhe kommen und sich entspannen konnte. Aber nun war mir stocklangweilig. Zum Lesen hatte ich keine Lust, um Herbert zu ärgern war ich zu faul und für einen Menschen hatte ich keinen einzigen Nerv mehr. Wer sich gerade fragt, was mir über die Leber gelaufen ist, dann ist die Antwort: Chagals Blut war scheußlich.

Es hat nach Knoblauch, übertriebene und nicht ernst gemeinte Freundlichkeit und nach...nach Chagal eben geschmeckt. Bei dem Gedanken an den Blutgeschmack wurde mir beinah übel. Irgendwann quälte ich mich dann doch aus dem Bett zur Bibliothek. Von dort nahm ich mir ein Buch und ging weiter in das Kaminzimmer. Es war leer. Somit setzte ich mich entspannt in den Sessel, schaltete ab und begann in aller Ruhe zu lesen.

Aber diese wunderschöne Ruhe wurde von einem gewissen Herbert von Krolock unterbrochen, der ziemlich laut polternd herein gestürmt. „Was?!", rief ich. Da konnte man sich einmal entspannen und dann...argghh. „Zwei Menschen stehen vor dem Schloss und wollen einige Zeit bleiben. Sie werden auch auf dem Ball sein", sagte er hastig, „Vater will uns vorstellen also komm schnell".

Stöhnend erhob ich mich, legte das Buch aufgeklappt und auf der Innenseite auf einen Tisch und folgte ihm. Langsam hatte ich genug von Menschen. Essen für den Ball hin oder her.

1392 Wörter

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Würde mich wie immer über Kommentare freuen.

Hanni

Layla- The daughter of the night (Tanz der Vampire FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt