Is It Love - Colin

Chapter Fifteen

Endlich ein Tag ohne Proben. Heute steht Erholung auf dem Programm. Mit der zweiten Flasche Wein, eingekuschelt auf meiner Couch, lasse ich die letzten Tage Revue passieren. Colin hat sich gewandelt - und das auf positive Art und Weise, was mich immer wieder überrascht. Tag für Tag hat er Geduld aufgebracht, hat sich meinen Fehlern gewidmet. Viele Stunden verbrachten wir ohne Adam, probten meist bis spät in die Nacht hinein. Ja, ich fühle mich nun wohl in seiner Nähe und muss mir eingestehen, dass ich ihn vermisse, wenn er nicht um mich herum ist.

Kann man jemanden vermissen, den man noch vor einer Woche so sehr gehasst hat?

Bis vor Kurzem hätte ich das nicht für möglich gehalten.

Die Wärme, die er ausstrahlt, wenn er mich ansieht und ich seine Stimme in mir aufsaugen kann, die Momente, die uns verbinden, lassen mein Herz höher schlagen. Noch gestern saßen wir auf der Couch, führten Gespräche wie ganz normale Menschen. Die Zeit verflog viel zu schnell. Ich frage mich, warum ich mich zu Colin so hingezogen fühle. Ist es sein Charme? Seine neue Seite, die mir plötzlich gefällt? Oder ist es gewollt, weil er weiß, dass Frauen das attraktiv finden? Ich darf mich nicht verlieben, mich nicht meinen Gefühlen gegenüber Colin hingeben. Er ist ein Frauenheld und seine Augen verraten, dass ihm das gefällt. Ich muss ihn aus meinem Kopf bekommen und greife nach meiner Tasche.

Verdammt!

Mein Notizbuch scheint noch bei Colin auf dem Tisch zu liegen. Schnell springe ich auf und greife nach meiner Jacke. Ich brauche es zurück!

•

Mit Jogginghose, Top und Sneakers bekleidet, und sichtlich angetrunken, stehe ich vor seiner Tür. Mehrere Male klopfe ich, aber nichts passiert. Kurz bevor ich mich zum Gehen wenden will, öffnet sich die Tür.

Colin steht nur mit einer schwarzen Jogginghose bekleidet und einem Glas Scotch vor mir. Ohne dass ich es kontrollieren kann, starre ich auf seine Muskulatur und seine Haut, die so blass ist wie die eines Vampirs.

Ein gespieltes Husten holt mich wieder in die Realität. "Hallo!" Grinst er schelmisch.

"Ähhh, Hallo. Bitte entschuldige, dass ich dich um diese Zeit störe, aber-"

Colin lächelt, was mich aus dem Konzept bringt. Mit einer leichten Kopfbewegung bittet er mich herein.

"Warum ich hier bin-"

Er schaut mich nicht einmal an. Geht in Richtung Küche und lässt mich inmitten seiner Wohnung stehen. Er trällert leise vor sich hin, was mir ein flaues Gefühl im Magen bereitet. "Du hast in meinem Herzen ein Feuer neu entfacht. Du hast die Nacht in mir dadurch zum Tag gemacht."

Ungläubig sehe ich in seine Richtung. Ich kann es nicht fassen, dass er ohne meine Erlaubnis mein Notizbuch angefasst hat.

Als wäre er sich keiner Schuld bewusst, reicht er mir ein Glas gefüllt mit Scotch und setzt sich hin.

In mir brodelt es. Niemand, aber auch niemand sollte jemals darauf Zugriff haben. "Bist du bescheuert? Was... Warum liest du meine Sachen verdammt nochmal?"

"Deswegen hast du es doch hier gelassen, oder nicht?"

"Verdammt, nein! Ich habe es einfach bei dir vergessen. Deswegen bin ich auch hier! Um mein Notizbuch und-" Ich greife danach und drücke es an meine Brust. "Und..." Ich bin zu wütend, um noch einen klaren Satz herauszubekommen.

Doch Colin bleibt ruhig. "Du hast viel Gefühl."

"Danke!" Zische ich.

"Alle sind sie gut, aber das hier-" Er hält ein Stück Papier in der Hand. "Ist wirklich gut."