Chapter 4

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„So das soll es für Heute gewesen sein.. Bitte vergessen Sie nicht, dass Sie bis nächste Woche Freitag spätestens mit der Lektüre des Romans fertig sein sollen! Wir beginnen am Freitag nämlich mit der Analyse..also schnappen Sie sich eine Liege in ihrem Garten und machen Sie es sich mit dem Buch gemütlich!", sagt unsere Deutschlehrerin motiviert und klatscht in die Hände. Es schenkt ihr jedoch kaum einer seine Aufmerksamkeit, da alle schon fleißig dabei sind, ihre Sachen zusammen zu packen und den Raum fluchtartig zu verlassen. Die circa 30 Grad Celsius in diesem "Raum" sind aber auch wirklich nicht auszuhalten!

„Ach du Scheiße!! Das habe ich ja total vergessen! Meine Ferien waren aber auch wirklich zu voll... ich musste ja schließlich die Zeit mit Jordan verbringen, bevor er weg geflogen ist", murmelt Jessi, an ihre Freundin Franka gewandt, auf der anderen Seite des Raumes, so laut, dass sogar wir es hören können. Jessi Mill ist gleichzeitig sozusagen die Bitch des Jahrgangs und Streberin Nummer eins...Wie das geht?? Auf der einen Seite schleimt sie bis zum geht nicht mehr bei den Lehrern und engagiert sich zudem "sozial" im Jahrgang (obwohl man sich darüber streiten könnte, wie hilfreich ihr Mitwirken wirklich ist), während sie auf der anderen Seite, bei den Partys jeden, gut aussehenden und für sie akzeptablen, Jungen anmacht, der nicht bei drei auf dem Baum ist und das obwohl, sie einen super süßen und hübschen Freund hat. Jordan hat dieses Jahr sein Abi gemacht und tourt deshalb gerade durch Australien, was ihr natürlich, bezüglich der Partys, in die Karten spielt...

Ich schüttle nur den Kopf über Jessis auffällig unauffällige Bemerkung und schaue zu meinen zwei Freunden. Diese sind aber bereits damit beschäftigt, ihre Stühle auf die Tische zu stellen, um den Weg für die Putzfrauen später frei zu machen. Eine Angewohnheit, die für die Container eigentlich unnötig ist, da hier sowieso niemals jemand durchfegt. Schnell folge ich trotzdem ihrem Beispiel und bin froh darüber dieser Hitze im Raum endlich entfliehen zu können. Bevor ich aber aus der Tür trete, wünsche ich Frau Hampen, unserer Deutschlehrerin, noch einen schönen Tag und ein sonniges Wochenende, Höflichkeit muss schließlich sein!

"Ich haaaasse Jessi.. habe ich das schon erwähnt?!", ruft Anne aus, als wir den Container endlich hinter uns gelassen haben und über den Schulhof schlendern. "Ich denke schon..ungefähr so um die tausend Mal im letzten Jahr!", lacht Lea, fügt jedoch ernster hinzu, "Aber ich kann dich sehr gut verstehen! Sie meldet sich immer als letztes, erzählt einfach alles Gesagte noch einmal und tut dann aber so als wären es alles ihre Gedanken.. Und Frau Hampen scheint das nicht mal zu merken! ". Ich nicke nur zustimmend, Jessi hat mir im letzten Jahr schon das ein oder andere Mal den letzten Nerv geraubt. Bei dem Gedanken an nervige Mitschüler im Zusammenhang mit unserem Deutschunterricht kommt mir auch direkt ein weiterer Name in den Kopf... Bertha Christiansen...  Meine aufkommende Verzweiflung, die mich aufgrund meiner Gedanken an genannte Person zu überkommen drohen, unterdrückend, frage ich meine Freunde : "Wisst ihr wen ich auch nicht mag?!". "Bertha Christiansen", sagen sie im Chor und rollen, bei der Nennung dieses Namens, fast gleichzeitig mit den Augen. "Habt ihr gesehen was sie heute schon wieder gemacht hat?!", harke ich weiter nach. "Natürlich, wie konnte man ihre Yogaeinheit auf dem Stuhl auch schon verpassen?!  Ganz abgesehen davon waren ihre viel zu langen und mal wieder komplett am Thema vorbeigeredeten Antworten ja auch nicht zu überhören.. manchmal wünschte ich echt, es gäbe bei diesem Mädchen einen Standby-Knopf.", antwortet mir Anne. Lea und ich können nicht anders als zu lachen, denn Anne guckt genau so verzweifelt, wie ich mich eben gerade noch gefühlt habe. Bertha ist aber auch wirklich eine Welt für sich! Sie ist wahrscheinlich das selbstbewussteste Mädchen, das ich in meinem Leben kennengelernt habe. Anfangs, als sie in der Zehnten nach ihrem Auslandsjahr zu uns kam, habe ich sie dafür auch ein Stück weit bewundert. Mit der Zeit hat sich das aber geändert, inzwischen gehen mir ihre endlosen, oftmals falschen Antworten, ihre Anglizismen aus dem Tanzunterricht, die sie einfach immer einbringt, obwohl sie überhaupt nicht passen und ihre sehr spezielle Art sich in Szene zu setzten aber einfach nur noch auf den Geist. Deshalb gehört sie auch leider schon zu den Personen, bei deren bloßen Anblick ich einen halben Anfall bekomme.

One Day Maybe He Will StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt