14. Kapitel - Und sie lebten glücklich...

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Zwei Wochen später teilte ich mir eine, mit zart rotem Chiffon und gleichfarbigen Rosen geschmückte, hölzerne Bank mit ein paar anderen Hochzeitsgästen.
Helios stand am Altar, sein mitternachtsfarbenes Gewand war mit einer scharlachroten Rose und schneeweißem Schleierkraut verziert. Neben ihm stand Peter und auch, wenn ich versuchte, ihn nicht direkt anzustarren, begegneten sich unsere Augen oft. Ich hatte ihn  zwei Wochen nicht gesehen, nicht mehr, nachdem vier Heiler aus Eralor ihn auf einer Bahre weggetragen hatten. Und irgendwann sind mir die Diener aus dem Weg gegangen, da ich sie mit meinen ständigen Bitten zu ihm zu dürfen, anscheinend wahnsinnig gemacht hatte. Genauso oft, wie ich Scarlet und Helios angeboten hatte, die Zeremonie zu leiten, die beiden zu trauen.
Erfolglos.
Peters Blick suchte meinen und ich war dankbar, für die Musik, die in diesem Moment ertönte und alle Augen sich auf Scarlet richteten, die den Gang in der Mitte entlang schreitete.
Sie war wunderschön, in einem blütenweißen enganliegendem Kleid, was in einem ausladenden Rock um ihre Füße schwang. Scharlachrote Blumen und Rubine wanden sich in wasserähnlichen  Strudel auf der weißen Seide ihres Kleides.
Alle setzten sich, als Scarlet Helios Hand ergriff und mit ihm zusammen vor den Alter, vor Peter knieten.

Später, als die Zeremonie geendet hatte und die Sonne bereits unterging, lehnte ich an einer der mit rotem Stoff und Blumen geschmückten Säulen eines Pavillions und starrte in den Nachthimmel.
Die Soldaten, die sich ergeben hatten, patrollierten in den Straßen von Ascendant, manche waren sogar zu Scarelts Hochzeit eingeladen. Ich seuftzte und blickte in den Himmel. Die Sonne war untergegangen und die ersten Sterne funkelten am langsam immer dunkler werdenden Nachthimmel, wie eine Hand zufällig verstreuter Diamanten.
Ein Räuspern hinter mir holte mich aus meinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Ich drehte mich um, auch wenn ich bereits wusste, wer es sein würde. Peters grünes Gewand raschelte sachte im Wind, als er näher kam. Er hatte die goldene Krone, die er während der Zeremonie getragen hatte abgelegt und sein blondes Haar leuchtete im Sternenlicht. Er wirkte verändert. Irgendwie...natürlicher, ungezähmter, wie der Wind, der durch die Äste weht. Einzig Scarlet trug jetzt nur noch eine Krone aus Silber und Rubinen.
Ich fühlte mich plötzlich unglaublich farblos in meinem zartbraunen Kleid aus mehreren Lagen Seide.
"Ich...", sagte ich, entschied mich dann allerdings um, "Wie geht es dir?" Peter schenkte mir ein Lächeln und lehnte sich neben mich an eine Säule.
"Es ist anders, wie als wäre da etwas anderes in meinem Körper. Aber meine Wunden schmerzen nicht mehr.", antwortete er. Ich nickte und konzentrierte mich auf seine Fußspitzen.
"Also stimmt es.", murmelte ich und warf ihm einen Blick zu, ohne den Kopf zu heben, "Du bist jetzt ein Elf." Peter nickte.
"Bist du ein Licht- oder Dunkelelf?", fragte ich. Peter zuckte die Achseln.
"Irgendwas dazwischen.", antwortete er.
"Ich...du hättest das nicht tun sollen!", sagte ich und blickte ihn bedeutungsvoll an. Er wusste, was ich meinte. Seine Finger zuckten.
"Als die Eiszapfen auf dich zu schossen...", erzählte er und sah mir in die Augen, "Ich... ich habe nur dich gesehen. Und dann war es schon geschehen, es war keine Entscheidung, ich hatte gar keine Chance, darüber nachzudenken. Und als ich am Boden lag und du mich gehalten hast, da wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte."
"Du hättest dein Volk, dein Reich im Stich gelassen, nur um..." ich sprach nicht weiter. Die Worte hingen unausgesprochen zwischen uns.
"Es macht mir Angst, weißt du?", sagte er nach einer Weile, "Nicht, dass ich jetzt ein Elf bin, sondern...", ich hob den Kopf.
Er fuhr sich durch die Haare.
Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
"Wie ist es?", wollte ich wissen, "Wie ist es, eine Elfe zu sein?" Peter grinste.
"Willst du es sehen?", fragte er, doch auch ohne meine Antwort zog er seinen Ärmel bis zu einer verheilenden Wunde an seinem Oberarm hoch. Grüne Stängel mit Efeublättern rankten sich aus seiner Haut. Ich hob die Hände und berührte sanft die Blätter. Peter zuckte kaum merklich zurück.
"Tut es weh?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. Ich ließ meine Hände fallen. Mein Blick war starr auf die grünen Stängel gerichtet.
"Es tut mir leid.", sagte ich leise. Peters Finger zuckten erneut, dann nahm er meine Hände. Ich blickte zu ihm hoch.
"Ich bereue nichts.", sagte er. Ich drehte meine Hände. Passend dazu kondensierte das Wasser in der Luft um mich herum zu winzig kleinen funkelnden Tröpfchen.
"Ich muss dir was zeigen.", sagte er und starrte auf unsere verschränkten Hände.
Meine Augen weiteten sich, als sich der Stoff seines Hemdes kräuselte. Grüne Stängel wuchsen unter seinen hochgekrempelten Ärmeln hervor, rankten sich um seine Handgelenke, bis sie in meinen geöffneten Händen eine Rose aus ineinander verschlungenen Efeuranken formten.
Verblüfft lächelte ich.
"Ich wusste nicht, dass die Elfen so etwas können."
Peter zuckte die Achseln.
"Cedar, Peony und Aisha auch nicht!", grinste er. Ich schüttelte nur den Kopf. Die Wassertropfen um uns herum bewegten sich, folgten meinem Willen, bis sie um die Rose wirbelten und mit einem Wimpernschlag meinerseits zu Eis gefrohren. Die Rose war jetzt aus Eis, aus Eis und Efeu. Peter und ich lächelten uns beide an.
"Ich mag dein Lächeln, Kaylen.", sagte er. Ich spürte wie ich rot wurde. In diesem Moment explodierte der Himmel. Ich zuckte zusammen und knallte gegen Peter. Tausend Farben des Feuerwerks erleuchteten den Himmel, spiegelten sich in seinen Augen und färbten sein Haar bunt.
Peters Brust bebte, als er den Kopf in den Nacken warf und loslachte. Ich schlug ihm gegen die Schulter, nicht so fest, dass es weh tat, aber immerhin so, dass er mich ansah.
"Höhr gefälligst auf zu lachen!", rief ich.
Er lachte nur noch mehr.
"Du rennst in eine Schlacht um Leben oder Tod und fürchtest dich vor ein bisschen Feuerwerk?!"
"Ich hab gesagt, du sollst aufhören zu lachen!", erwiderte ich. Peter drückte meinen Arm. Ich musste mich plötzlich zurückhalten, um nicht mitzulachen. Trotzdem prustete ich nach kurzer Zeit los. Unser Lachen wurde vom lauten Geräusch der Explosion über uns übertönt.
Unser Lachen ebbte erst nach einigen Minuten ab. Peter ergriff abermals meine Hand. Und während wir zu den Sternen am Himmel blickten, welche mit dem Feuerwerk von Scarlets Hochzeit um die Wette leuchteten, ich die Wärme von Peters Hand an der einen Hand und eine Rose geformt aus Erd- und Wassermagie in der anderen Hand, da war ich unglaublich glücklich.


     
                               ~ Ende~                 

Vielen Dank für Euren vielen Support und die netten Kommentare.
Ich hoffe Euch hat die Geschichte von Kaylen und Peter gefallen.
Natürlich ist dies noch nicht das Ende und wenn Ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dann vergesst nicht zu voten ;)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 05, 2019 ⏰

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