Kapitel 1

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Die Räder des Landrovers rollen über den Asphalt. Seine Fingerspitzen tippen im Takt auf das Lenkrad, während er die Straße hinunter fährt. Das Fenster ist geöffnet, und er fährt sich durch sein blondes Haar. Er muss an sie denken, was sie jetzt wohl macht, ob sie sicher ist.

Toms Sicht

Nervös lausche ich dem Rauschen des Radios. Ich weiß nicht welches Lied gespielt wird. Viel zu nervös und angespannt fahre ich zu dem Treffpunkt, den ich gestern noch bekommen habe. Hannah ist in der Schule. Mir wäre es bestimmt nicht lieber gewesen, wenn sie jetzt hier wäre und mitkommen würde, aber alleine lassen wollte ich sie auch nicht.  Wahrscheinlich sitzt sie gerade unbeschwert mit Lola im Unterricht, und dass ist auch gut so. Ich hab ihr schon viel zu viel erzählt. Es ist besser wenn sie weiterhin nicht alles mitkriegt, denn ihre Sicherheit ist das Wichtigste. 
Das mein Onkel so viele Schulden hat, wusste ich nicht. Und die zwei Typen, die bei mir aufkreuzten waren mir auch egal. Sie konnten mir nicht noch mehr nehmen. Nach dem Tod meiner Eltern hatte ich keine Familie mehr und somit war es mir auch egal, ob diese Typen mir drohten. Doch dann hab ich Hannah kennen gelernt und es hat sich alles geändert. Ich liebe sie so unfassbar sehr und ihre Sicherheit ist das was mich am Leben hält. Sie hält mich am Leben.
Also habe ich dann angefangen zu recherchieren und alte Clubunterlagen durchzusehen. Und dann hat es mich wie einen Schlag getroffen. Mein Onkel hat 800.000 € Schulden bei der russischen Mafia gemacht. Und als ich das erfahren habe blieb mir nur eine Möglichkeit.
Ich habe Hannah aus meinem Leben gelassen. Das schien mir die einzig richtige Möglichkeit um sie zu schützen.
Nach vier Wochen, zum Tag ihrer OP habe ich ein Bild zugeschickt bekommen. Es zeigte Hannah, und ich wusste, dass sie es waren. Sie hatten sie schon im Vezier. Und da wurde mir klar, dass Hannah am sichersten bei mir wäre. Ich bin zum Krankenhaus gefahren und hab sie auf der Bank sitzen gesehen. Mir steigen Tränen in die Augen, wenn ich daran denke. Sie war abgemagert und ängstlich. So hatte ich meine starke, hübsche Hannah nicht in Erinnerung und es brach mir das Herz. Sie war so kaputt, und ich hab sie kaputt gemacht. Ich hätte verstanden, dass sie mir nicht verzeiht. Doch das hat sie.

Hannahs Zustand war schlimm und ich möchte mir nicht vorstellen, wie es ihr ergangen ist. In den Wochen ohne sie hab ich wenig geschlafen, kaum gegessen und ich habe gemerkt, wie sehr ich sie brauche. Ich bin froh, dass Wes für sie da war, auch wenn ich mir eingestehen muss, dass es mich verrückt macht, wenn ich daran denke wie nah sie sich waren. Doch für Hannah war es gut und deshalb muss ich meine Eifersucht ignorieren. Ich bin Wes für das Geld auch dankbar. Nicht weil er mir damit den Arsch rettet, er hat es bestimmt nicht für mich getan. Aber für Hannahs Sicherheit, und dafür bin ich ihm dankbar.

Neben mir auf dem Beifahrersitz liegt die Sporttasche, mit den 700.000€. Ich biege in den Hafen ein und folge dem GPS bis zu dem mir zugeschickten Standort. Ich parke in einer dunklen Gasse und greife mir die Tasche. Langsam steige ich aus dem Auto und schließe die Tür hinter mir. Mein Griff um die Tasche ist so fest, dass meine Knöchel weiß hervortreten. Die andere Hand ist in meiner Jackentasche und umschließt den Griff einer Glock 17 Pistole. Die habe ich schon jahrelang. Als Clubbesitzer lernt man früh, dass es wichtig ist, so eine für Notfälle zu haben. Hannah weißdavon nichts, das würde sie nur beunruhigen.

Ich laufe auf den schwarzen Transporter zu, der etwas weiter hinten in der Gasse steht. Zwei Typen steigen aus. Genau die selben, die mich vor ein paar Wochen bedroht haben. Ich gehe langsam auf sie zu und bleibe gute fünf Meter von ihnen entfernt stehen. 
Der eine Typ holt ein paar Papiere aus seiner Jackentasche. Beide sind komplett schwarz gekleidet, tragen Sonnenbrillen und sind groß und stämmig. Niemand mit dem ich nicht fertig werden könnte. Es ist kurz still, bis einer der beiden anfängt zu sprechen.
"Hast du das Geld dabei?", fragt der Glatzenträger.
"700.000€, wie abgemacht. Habt ihr den Vertrag?", antworte ich. Durch den Vertrag sichere ich mich ab, dass meine Schuld beglichen ist und sie mich in Ruhe lassen. Der Mafia kann man nicht trauen. 
Der Typ mit den gegelten Haaren nickt und legt die Papiere mit Stift auf die Motorhaube. Ich trete heran und lese mir alles durch. Genau wie vereinbart.
"Auch wir sichern uns so ab, dass du nicht zur Polizei gehst oder auf die Idee kommst uns zu linken. Glaub mir, wir würden sowieso dafür sorgen dir das Maul zu stopfen, aber so haben wir weniger Arbeit und die Sache ist vom Tisch. Wozu unnötig die Hände schmutzig machen.", spricht der eine. Ich nicke stumm. 

Beide Parteien unterzeichnen den Vertrag. Ich reiche ihnen das Geld, nehme meine Ausführung der Papiere mit und verabschiede mich. Der eine der zwei Mafiosos droht mir noch, dass falls das Geld nicht stimmt, sie meiner kleinen weh tun, aber das ignoriere ich, denn das Geld stimmt ja.
Als ich im Auto sitze und mich auf den Weg zu Hannahs Schule mache atme ich tief durch. Selbst ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach wird. Es ist die Mafia, und das die auf einen Vertrag einwilligt ist deshalb umso erstaunlicher. Mir ist es lieber, wenn die Sache so geregelt ist, und ich eine Absicherung habe. Auch den Mord an meinen Eltern darf ich nicht der Polizei melden. Und das werde ich auch nicht. Das alles hier basiert auf dem Fehler meines Onkels und nicht auf meinem. Der Tod meiner Eltern ist seine Schuld, aber ich verzeihe ihm. So ist es für mich leichter mit dem Verlust abzuschließen. 

Ich habe mit Hannah vereinbart, sie von der Schule abzuholen, sobald die Sache geregelt ist. Ich biege auf den Parkplatz ein und warte dort ein paar Minuten. Zuvor hatte ich ihr noch eine Nachricht geschrieben. Sie hat sie gelesen, aber nicht geantwortet. Vielleicht braucht sie noch ein paar Minuten. Nervös trommle ich mit den Fingern aufs Lenkrad. Nach weiteren fünf Minuten ist Hannah immer noch nicht da. Mein Handy piepst. 
Ich denke es ist Hannah, doch die Nachricht kommt von einem unbekannten Absender. 
Ich öffne sie und die Nachricht verschlägt mir den Atem.

"Wir haben deine Kleine als Pfand, falls du auf die Idee kommst uns zu linken. Der Betrag stimmt, du kannst sie morgen 10:00 Uhr im Park abholen."

Sie haben Hannah! Mir wird heiß und kalt zugleich, und mir wird klar, dass ich sie wieder einmal verloren habe und sie jetzt wieder einmal durch die Hölle gehen muss, wegen mir.





~Der Beginn einer neuen Geschichte. Es ist nur ein kurzes Kapitel, aber in der nächsten Zeit kommen viele weitere. 
Ich hoffe euch gefällt der kleine Einblick.

Fühlt euch gedrückt,
Lisa <3~

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⏰ Last updated: Apr 25, 2020 ⏰

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