Kapitel 8

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Die Teleportation entzog ihr viel Energie. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen, vermehrten sich, lichteten sich um kurz darauf mit doppelter Intensität zurückzuschlagen. Ihr Sichtfeld schrumpfte auf Stecknadel Größe. Alles um sie herum drehte sich. Sie wäre beinahe umgekippt. Um sie herum war alles still. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Ihr Umhang lag immer noch auf dem Fußboden und niemand hatte das Lokal verlassen oder betreten. Sie stützte sich an dem Holz ab und schwankte bedrohlich, hielt sich aber auf den Beinen. Langsam regenerierten sich ihre Kräfte wieder und sie konnte wieder klar sehen. In den Gesichtern der Anwesenden las sie Schock, Unglaube und über allem ein dicke Schickt Angst. Sie ignorierte die Anderen und drehte sich um. Sie stand knapp hinter der Leiche des Verräters. Der Blutfluss war versiegt und seine Augen schauten ins Leere. Möge er ins Dunkel geworfen worden sein. Hinter ihr standen ein paar Fässer Bier, die in dem Regal verankert waren. Langsam ging sie in die Hocke und durchsuchte das Regal unter diesen. Sie fand Wein aus den verschiedensten Ländern. Murrend schob sie die Flaschen beiseite welche daraufhin beleidigt klirrten. Schließlich fand sie, was sie gesucht hatte. In der hintersten Ecke stand eine unscheinbare, schwarz gefärbte Flasche, deren Inhalt man nicht erkennen konnte. Sie hatte kein Etikett und wurde von einem einfachen Korken verschlossen. Diese hatte sie vor vielen Jahrhunderten von den Ogern gestohlen, welche den besten Wein gebrannt hatten bevor sie verwildert waren. Sie musste den Wein gegen Informationen tauschen, was ihr sehr weh getan hatte doch nun braucht der Nachfahre des früheren Besitzers diesen nicht mehr. Zufrieden mit ihrer Beute erhob sie sich wieder. Dem Gesindel hatte sie immer noch den Rücken zugekehrt. Ohne zu zögern versenkte sie eine ihrer schwarzen Krallen in dem Korken. Diesen verhakte sie in dem Verschluss bevor sie ihn langsam und bedächtig wieder herauszog. Mit einem leisen Plop löste sich der Korken aus dem Flaschenhals. Ohne jegliches Interesse schnippte sie diesen beiseite. Ihre Lippen waren rissig und spröde. Kurz leckte sie über diese bevor sie das Gefäß zu ihrem Mund führte. Der Inhalt gluckerte beruhigend und versprach ihr stumm eine bessere Zeit. Das kalte Glas legte sich auf ihre Lippen. Sie legte den Kopf leicht in den Nacken und hob die Flasche an. Der erste Tropfen traf auf ihre Zuge und löste eine Geschmacksexplosion aus. Es schmeckte nach Trauben und anderen Früchten. Die Flüssigkeit brannte in ihrer Kehle, trocknete sie förmlich aus doch dennoch trank sie weiter. Der Oger Wein trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie spürte, wie ihre Zunge lockerer, ihr Herz leichter und ihr Schmerz gedämpft wurde. Sie hielt die Flasche am Hals und hielt sie eine Armlänge von ihr entfernt. Misstrauisch beäugte sie das schwarze Glas. Wärme durchflutete ihren Körper und erhitzte ihre Haut. Es fühlte sich an als würde sie brennen. Sie durfte nicht zu viel trinken, weil sonst die Gefahr bestand, dass ihre Erinnerungen ihr erneut entzogen wurden aber war das wirklich so schlimm? Die Sorgen fielen von ihren Schultern ab. Benommen trat sie hinter der Theke hervor und ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. An ein paar Tischen saß niemand, unter anderem einer, der in der dunkelsten Ecke stand. Sie versuchte ihre Schritte gerade nach vorne zu setzen doch das misslang ihr. Schwankend bewegte sie sich auf diesen zu. Entweder ihre Füße waren zu weit Rechts oder Links. Sie konnte ihren Gang nicht kontrollieren. Schließlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Die Tischplatte zierten fünf Kratzer, die sich genau in der Mitte befanden, ihr Markenzeichen. Das Holz war spiegelglatt poliert. Seufzend ließ sie sich auf den Sessel fallen, der sich genau in der Ecke befand. Von hier aus hatte sie die gesamte Schenke im Blick. Das hatte ihr schon einige Male geholfen. Zum Beispiel als die Stadtwache sich einmal getraut hatte das Lokal zu stürmen und versucht hatten sie zu schnappen. Arya konnte gerade noch die Zeit anhalten und fliehen, eigentlich nicht sehr edel aber im Kampf ums Überleben gab es kein Richtig und kein Falsch. Sie fühlte sich wohl, der Schmerz hatte nachgelassen und alles schien leichter. Der Wein war sehr stark. Ihre Sinne waren benebelt und sie nahm nur noch alles in ihrer unmittelbaren Umgebung wahr. Das Holz ächzte leise. Ihr Kopf wurde schwer, ihre Lider ebenso. Sie stellte die Flasche auf dem Tisch ab. Das Glas schepperte und durchbrach die angespannte Stille im Raum. Ihre Lippen zierte ein leichtes Lächeln, sie lehnte sich zurück und sie legte ihren Kopf in den Nacken. Sie schwankte von links nach rechts und es fühlte sich an als würde sie fliegen. Alle Sorgen schienen wie weggeblasen. Immer noch schwiegen die gesamten Anwesenden bedrückt. Ihre Kehle brannte immer noch leicht wegen des Alkohols. Niemand wagte es einen Laut von sich zu geben. Keine Waffe wurde gezogen. Das einzige was sie taten war sie schräg von der Seite anzuschauen. Wann hatte sie sich das letzte Mal so gut gefühlt, so beflügelt? Unbekümmert durchforstete sie ihre Erinnerungen als sie auf eine bestimmte stieß. Arya erinnerte sich an Devils Arme, die er um ihre Taille geschlungen hatten. Sie lagen gemeinsam in einem Bett. Er zarter Wind wehte über ihre Körper und kühlte ihre erhitzte Haut. Schnurrend schmiegte sie sich an seine breite Brust. Sein warmer Atem strich ihren Hals. In diesem Moment wurde ihr schlagartig klar, was für einen gigantischen Fehler sie begangen hatte. Sie hatte ihre wahre Liebe ziehen lassen. Vielleicht würde sie ihn nie wiedersehen. Was ist, wenn der Herr ihm befiehlt, dass er sie töten soll? Wie würde sie reagieren? Könnte sie sich überhaupt wehren, würde sie das überhaupt wollen? All die Sorgen, von denen sie nicht einmal gewusst hatte sind von dem Oger Wein um ein Vielfaches verstärkt worden. Der Schmerz brach über ihr zusammen und schwemmte über sie hinweg. Die Lücke in ihrem Herzen riss erneut auf und ein tiefes Loch klaffte nun wieder in ihrem Herzen. Ihr Lächeln gefror und erstarb schließlich. Sie stellte ihre Ellbogen auf der Tischplatte ab und vergrub ihre Hände in ihren Haaren. Zitternd atmete sie aus. Sie musste unbedingt ihren Liebsten finden bevor der Herr sich zu einer Dummheit hinreißen ließ. Eine Wut Welle durchflutete sie. Zornig griff sie nach der Flasche und warf diese ziellos fort. Das Glas zersprang und klirrte wütend. Der legendäre Oger Wein tropfte von der Holzwand auf den Fußboden und versickerte langsam. Vielleicht war diese Flasche die letzte auf der gesamten Welt gewesen. Geschockt schnappten die Anwesenden nach Luft und wichen etwas vor ihr zurück. Nach ihrem Wutausbruch kam die Trauer wieder zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihr Hals fühlte sich an, als würde irgendetwas in ihm stecken. Sie konnte dieses Leid kaum noch ertragen. Warum sie beide? Diese Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Kraftvolle Schritte betraten die Kneipe. Langsam hob sie ihren Blick nach oben. Ihre Tränen verschleierten ihre Sicht. Dutzende von Soldaten drängten sich in den Raum hinein. Mit müden Augen musterte sie diese. Die Meisten waren mit Armbrüsten bewaffnet und der Rest mit Schwertern. Die Schützen standen in der Ersten Reihe und zielten auf sie. Der Rest stand dahinter und gab ihnen Rückendeckung. Die Metallspitzen der Bolzen glitzerten in dem Licht der Fackeln, die in Halterungen an der Wand hingen, bläulich. Einer der Soldaten trat hervor und verkündete: "Arya, du weißt sicherlich, warum wir hier sind. Wir wurden geschickt um dich zurückzuholen. Du hast wahnsinniges Glück, dass du die Beschützerin des Königs bist sonst stände dir jetzt das Gericht bevor, du kannst dich also glücklich schätzen. Entweder du kommst freiwillig mit uns oder wir müssen dich dazu zwingen. Entscheide dich weise! Diese Bolzen sind vom Orden präpariert worden und sorgen dafür, dass du augenblicklich einschläfst. Außerdem hat der König deinen ersten Gefallen erfüllt, ab Morgen ist deine Art eine eigene Rasse." Ein kalter Windstoß kam durch die geöffnete Tür und ließ die Flammen tanzen. Sie nahm die Hände aus ihren Haaren, lehnte sich zurück und lehnte ihren Kopf gegen die Wand. Müde schloss sie ihre Augen. Wann war alles so kompliziert geworden? Wenigstens hatte sie etwas Gutes für ihre Artgenossen getan. Wie oft würde sie noch eine gesuchte Person sein? Ihr Herz schmerzte. Ihre Muskel erschlafften und brannten gleichzeitig. Ein Zittern durchzuckte ihren Körper. Ihre rote Iris glühte nicht mehr kampflustig, sondern schimmerte traurig. Sie zog ihre Ärmel über ihre Hände und schlang diese um ihren Bauch. Würde sie ihn jemals zurückgewinnen können? Sie müsste ins Haus der Kraft um dem Spiel beizutreten, sie musste dem endlich ein Ende setzten doch der Herr hatte sein Netz über die gesamte Welt gesponnen. Wie konnte man ihn aufhalten, wenn nicht einmal der Tot ihm etwas ausmachte? Plötzlich fiel ihr der Stein der Schatten wieder ein. Was hatte der für Kräfte, von denen sie nichts wusste? Konnte sie ihn damit schlagen? "Wie entscheidest du dich?", fragte der Sprecher sie. Seine Hand ruhte auf seinem Schwertgriff. Langsam schlug Arya ihre Augen auf und schaute ihn erschöpft an. Die Sehnen der Armbrüste waren gespannt und die Bolzen bereit auf sie abgeschossen zu werden. Sie würde in der Falle sitzen, wenn sie normaler wäre. Wie sollte sie sich entscheiden, sollte sie mit ihnen gehen oder allein versuchen ihren Weg zu finden? Mit kratziger Stimme stellte sie ihm lallend eine Gegenfrage: "Wie würdest du dich entscheiden?" Überrascht löste seine Hand sich von dem Griff. "Also ich würde sofort mitkommen, schließlich handelt es sich um den König!", antwortete er stotternd und verunsichert. Seine Antwort nahm sie nicht einmal zur Kenntnis. Im Wald der Elfen, Orks und Kobolde befand sich der Eingang zu den Häusern aber leider war diese auch dementsprechend weit entfernt. Mit ihrer übriggebliebenen Kraft schaffte sie es gerade noch aus der Kneipe hinaus. Wenn sie fliehen würde könnte sie nicht herausfinden, wo sich dieser Stein der Schatten befindet aber andererseits könnte sie festgehalten werden. Vielleicht hatten die Magier etwas Neues entwickelt. Ihr Oberteil wärme sie kaum und sie frohr, obwohl das Feuer in ihrem Inneren von dem Wein geschürt wurde. Was ist, wenn es schon zu spät war? Kann sie Devil überhaupt aus den Fängen des Herrn befreien? Wer war dieser überhaupt? Ihre Traurigkeit machte sich wieder bemerkbar und trieb sie in die Hoffnungslosigkeit. Egal wie sie sich entscheiden würde, alles würde gleich Enden. Der Geruch von Devil stieg von der Hose zu ihr herauf. Sein Duft erfüllte sie mit neuem Elan. Langsam erhob sie sich. Ihr Stuhl rutschte knarrend über den Fußboden. Würde Alex sie überhaupt in Ruhe lassen? Zitternd atmete sie aus. Der Oger Wein war ihr nicht gut bekommen. Sie schüttelte ihre Gedanken ab. Sie musste trotz des Weins einen klaren Kopf bewahren. Die Armbrüste senkten sich ein Stück und es schien als falle eine schwere Last von den Schultern der Schützen. "Heißt das, dass du ohne Wiederstand zu leisten mitkommen wirst?", fragte der Sprecher der Truppe. Ihre Mundwinkel hoben sich. Ihre Lippen verformten sich zu einem schauerlichen Lächeln. Sie schwankte zwar leicht, scheute sich jedoch nicht davor eine Antwort zu geben. "Nein", lallte Arya. Die erste Reihe hob ihre Waffen wieder. Das Klacken der Armbrüste erfüllte den Raum. Die Sehnen zischten leise. Die Bolzen fauchten wütend durch die Luft. Unbeeindruckt beobachtete sie, wie alles sich verlangsamte und schließlich stehen blieb. Vor ihr schwebte einer der Bolzen in der Luft. Im gesamten Raum zeigten diese auf sie. In den Gesichtern der Schützen sah sie Entschlossenheit und Angst. Ihre Kräfte fingen an sie zu verlassen. Torkelnd schleppte sie sich zur Theke. Dort stellte sie sich vor die Leiche des Besitzers und lehnte sich an das Holz. Ihre Verbindung zu Zeit brach ab. Alles um sie herum fing an sich wieder zu bewegen. Die Bolzen trafen auf die Wand, an der sie gerade noch gestanden hatte. Die Soldaten schauten verwirrt und geschockt durch den Raum bis ihr Blick auf ihr haften blieb. Sie schwankte bedrohlich und krallte sich in die Theke um nicht umzufallen. Die Schützen schoben sich die Armbrüste auf den Rücken und zogen ihre Schwerter. Schnaufend schnappte sie nach Luft. Ihre Lungen füllten sich nur langsam mit Luft. Warum hatte sie sich nur gesträubt einfach mitzugehen. Sie konnte nichts mehr sehen, Dunkelheit hatte sich über sie gelegt. Ihre Lider fielen zu und ihre Muskeln wurden schwer. Wegen der Anstrengung bebte ihr gesamter Körper. "Ich komme mit", presste sie heraus. Die Erschöpfung fiel über sie her, drängte alle Gedanken in den Hintergrund. Langsam lichtete sich die Schwärze um sie herum. Sie konnte wieder Umrisse erkennen. Schwankend löste sie ihre Hände vom Holz. Einen Fuß vor den anderen setzend bewegte sie sich fort. Sie hatte nicht vor sich ihrer Schwäche zu beugen. Die Soldaten steckten misstrauisch ihre Schwerter weg und schafften einen Durchgang zur Tür. Der Sprecher versuchte sie zu stützen doch sie schüttelte ihn knurrend ab und setzte ihren Weg allein fort. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Der Geruch von Tot hing immer noch in der Luft. Schließlich trat sie in die kalte Nacht hinaus. Die Kälte hieß sie sofort mit offenen Armen willkommen. Vor dem Gebäude standen weitere Soldaten, ungefähr fünfzig. Überrascht legte sie ihren Kopf schief. Warum hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Nun war sie umzingelt. Hinter ihr befanden sich mehrere Dutzend Soldaten und vor ihr ebenfalls. Sie hatte nicht einmal darauf geachtet, ob jeder ein Tattoo an seinem Handgelenk hatte. Wütend verfluchte sie die Welt und jeden, der darauf wandelte. In einem Halbkreis standen die Menschen um sie herum. Die erste Reihe hielt Armbrüste in Händen, die zweite Kurzschwerter und die Dritte Langschwerter. Nun gab es nur noch zwei Möglichkeiten, fliehen oder kämpfen. Einem Kampf würde sie nicht standhalten, schon jetzt stand sie sehr unsicher auf den Beinen. "Die Katze ist also wirklich wieder zurück", säuselte ein bleicher hoch gewachsener, langesichtiger Mann: "Du wirst dem Herren bald kein Dorn mehr im Auge sein." Es war zwar schon Frühling aber dennoch verwandelte sich ihr Atem in weiße Wölkchen. Diese stiegen zum Nachthimmel auf und verschwanden schließlich. Sie konnte kaum noch etwas erkennen. Das fahle Mondlicht war im Rücken ihrer Angreifer. "Schuss in drei, zwei...", befahl jemand. Nun musste sie schnell handeln. Sie entschied sich für eine Teleportation. Sie dachte an Markus und kurz darauf wurde ihr fast ihre gesamte Energie entzogen. Sie hörte noch wie der Anführer: "Eins!", schrie und danach das Surren der Sehnen. Das Letzte was sie spürte war ein stechender Schmerz in ihrer linken Brust. Die Farben um sie herum verflossen wieder und formierten sich neu. Ihre Lider fielen zu. Ihre Füße trafen auf einen harten Untergrund. Arya hatte nicht mehr die Kraft sich auf den Beinen zu halten. Unsanft kippte sie zur Seite. Die Luft zischte an ihren Ohren vorbei. Mit ihrer Schulter voraus traf sie auf den Boden. Keuchend atmete sie tief ein. Die Dunkelheit hielt sie fest in ihrem Griff. Ihre Lungen verlangten nach Luft und brannten. Sie hörte, wie ein paar Personen überrascht nach Luft schnappten. Waffen wurden aus Scheiden gezogen. Ihre linke Brust brannte. Wärme erfüllte sie. Ihre Muskeln waren verspannt. Völlig ausgelaugt lag sie auf dem Fußboden. Sie wurde immer schwächer. Der Schmerz wurde immer stärker. Langsam schlug sie ihre Augen auf. Vor ihr sah sie ein paar Schuhe und Sesselbeine. Der Boden bestand aus Marmor und ein seltsamer rot-gelber Schleier lag vor ihren Augen. Es roch nach Feuer und Rauch. Stöhnend rollte sie sich auf den Rücken und schielte auf ihre Brust. Ihr Oberteil war schon größtenteils versengt. Aus ihrer linken Brust schaute der Holz Teil eines Bolzens heraus. Knurrend packte sie diesen und riss ihn mit einem kräftigen Ruck heraus. Das Feuer versiegte. Der Schmerz ließ nach und sie konnte wieder frei atmen. Um sie herum drehte sich immer noch alles. Über ihr sah sie einen Kronleuchter. Wo sie wohl war? Die Stelle, in der vor Kurzem noch der magisch präparierte Bolzen gesteckt hatte kribbelte und verheilte langsam. Mit letzter Kraft begutachtete sie ihn. Die Metallspitze wurde von einigen roten Streifen verziert, ein Feuerbolzen. Dieser ließ denjenigen, den er getroffen hatte augenblicklich in Flammen aufgehen. Der rot-gelbe Schleier hatte sich verzogen, der Geruch von verbranntem Stoff hing aber immer noch in der Luft. Seltsamerweise hatte das Feuer ihrem Körper nicht den geringsten Schaden zugefügt. Bis zur Hose konnte sie nicht sehen. "Wir brauchen einen Heiler!", schrie eine männliche Stimme. Ihr Blick fiel auf einen kräftigen Soldaten. Sein Haar war grau, er hatte einen gleichfarbigen Vollbart und er steckte gerade sein Langschwert in dessen Scheide, die sich auf seinem Rücken befand. Der Griff ragte über seine linke Schulter. "Bloß nicht!", murrte sie angeschlagen: "Ich kann diese Bastarde nicht leiden. Die denken sie sind was Besseres mit ihren glitzernden Kleidern aber das stimmt nicht. Selbst ein Gnom und ein Zwerg kommen besser miteinander klar als ich mit ihnen." Sie wurde von einem Husten geschüttelt. In ihrer Lunge befand sich etwas von ihrem Blut, welches ihr das Atmen erschwerte. Schwarze Blutstropfen flogen durch die Luft und landeten auf dem Boden neben ihr. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Unbekannte sie an. Wo war sie nur gelandet? Der Verlust ihrer Energie machte sich langsam bemerkbar. Ihre Muskeln wurden bleischwer. Ihr Blick wanderte wieder zu ihren Schuhspitzen. Vor diesen saß Markus. "Die Expedition ist gescheitert und ihr Cousin weilt nicht mehr unter uns und ich muss mit dir über den Sein reden", brachte sie mit letzter Kraft hervor. Ihr Kopf fiel nach hinten und traf auf den Holzfußboden. Ihre Lider senkten sich wieder. "Ich brauche nur etwas Schlaf", murmelte sie leise. Ihr Körper erschlaffte. Stille erfüllte den Raum. "Ist sie tot", fragte der Soldat zögernd. "Nein", antwortete die helle Stimme von Klingiding: "Hast du etwa schon die Prophezeiung vergessen?" Verärgert schnalzte er mit seiner Zunge. "Wir bringen sie in ihr Zimmer", entschied der König: "Schaut euch nur einmal an wie bleich sie ist, sie braucht dringend Ruhe und Schlaf. Ohm, anscheinend müssen wir den Ersatzplan früher verwenden als wir dachten." Sie versuchte wach zu bleiben und herauszufinden, was als Nächstes geschah doch ihre Müdigkeit war stärker. Die Verbindung zur Außenwelt verblasste und tiefe Dunkelheit umfasste sie. Das Brennen in ihrer Kehle ließ nach. Die Wirkung des Oger Weins ließ sie endlich aus seinen Bann. Ohne es zu merken rollte sie sich zusammen. Ihre Energie fing an sich langsam zu regenerieren. Sie hat gar nicht mitbekommen, wie viel Kraft sie die Teleportation gekostet hatte. Sie sah das veränderte Gesicht von Devil vor sich, der emotionslos auf sie herabsah. Das durfte sie nicht zulassen, sie musste ihn zurückgewinnen. Mit diesem Gedanken, der sich immer wieder wiederholte schlief sie schließlich ein. Der Schlaf umhüllte sie wie Nebel, beruhigt sie, tröstete sie, nahm ihr ihr Leid, ihren Schmerz, ihren Hass, ihre Wut, ihre Hoffnungen, ihre Sorgen und ihre Pläne. Das einzige was er zurückließ war Schwärze und Stille. Erschöpft gab sie sich der Dunkelheit hin, welche sich dieses Angebot nicht entgehen ließ und über sie herfiel.

Die KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt