Kapitel 10

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Ein paar Minuten später stand Arya vor einem riesigen Gebäude. Es war eindeutig der Stall. Der Geruch von Heu, Pferden und Dung stieg ihr in die Nase. Angewidert verzog sie ihren Mund. Sie hörte das Wiehern und Schnauben der Tiere. Klingiding stand in der geöffneten Tür und wartete ungeduldig auf sie. Augendrehend setzte sie sich in Bewegung. Die Tiere standen in Boxen und schauten sie neugierig mit ihren intelligent glitzernden Augen an während die Soldaten sie immer noch misstrauisch musterten. "Männer, schämt euch eine Dame so unverhohlen anzuglotzen!", meinte Ohm leicht unsichererer Stimme: "Das ist Arya, sie wird uns durch Hard Spinne führen." Ungläubig wurde der Anführer angestarrt. Mit festem Schritt ging sie durch den Gang. Vorne befanden sich die Pferde, die einen Besitzer hatten und weiter hinten die ohne. Die Soldaten pressten sich fest an die Gatter zu ihren Tieren um ihr nicht in den Weg zu kommen. Sie hatte schon immer eine besondere Wirkung auf andere Tiere gehabt. Man kann es als Respekt interpretieren. Als sie an Marmotte vorbeiging machte der Ling Anstalten auf ihre Schulter zu springen, entschied sich jedoch um und schaute ihr fasziniert hinterher. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie eigentlich noch etwas zu erledigen hätte. Gestern haben über sechzig Mann sie angegriffen. Wer war dieser bleiche Bastard mit dem langen Gesicht, den toten Augen und den langen Fingern, der das Kommando hatte? Er sagte, sie würde dem Herren bald kein Dorn mehr im Auge sein. Wusste der Herr denn nicht, dass sie einfach im Haus der Liebe wiedergeboren wurde, wenn sie starb oder hoffte er genau auf das, weil er eine Falle aufgebaut hatte? Sie musste vorsichtig sein. Auf einmal schob ein gigantischer Hengst seinen Kopf in den Gang. Der vor ihr gehende Kobold sprang kreischend zur Seite und rannte zu ihr zurück. "Das ist Bienchen, er ist ein wildes Schlachtross und sein Beisitzer ist vor Kurzem in einem Kampf gestorben seitdem lässt er niemanden näher als fünf Meter an sich heran", erklärte er stotternd mit zitternden Knien. Das Pferd hatte schwarzes Fell, in seinen Augen brannte ein wütendes Feuer, es wollte Rache für seinen Herrn. Langsam trat sie näher an das Tier heran. "Bist du wahnsinnig? Er wird dir mit seinen Hufen den Kopf einschlagen!", schrie der Narr und versuchte sie zurückzuhalten doch sie ging unbeirrt weiter. Argwöhnisch betrachtete Bienchen sie, eigentlich ein lächerlicher Name. Er schüttelte seinen Kopf und versuchte sich zu entscheiden, was er tun sollte. Er war ein echter Gigant. Sein Rücken war einen Kopf höher als sie. Knapp vor ihm blieb sie stehen. Er beobachtete sie mit seinem braunen Auge ganz genau. Plötzlich stellte er sich auf die Hinterbeine und wollte mit seinen Vorderhufen ausschlagen. Bedrohlich riss Arya ihren Mund auf und ein tiefes Fauchen entfloh ihrer Kehle. Das Ross ließ sich wieder auf alle viere herab und schaute sie verlegen an. Anmutig senkte er seinen Kopf. Zufrieden mit dem Ergebnis hob sie ihr Kinn und klopfte ihm sanft den Hals. Ungläubig starrte Klingiding sie an, fasste sich jedoch schnell wieder. "Du brauchst einen Sattel. Willst dir selbst einen aussuchen?", fragte er sie. "Ich brauche keinen Sattel", erwiderte sie selbstbewusst und öffnete das Gatter. Ohne Aufforderung stolzierte der Hengst in den Gang, dieser bot Platz für drei Pferde nebeneinander. Die Soldaten warfen ihr immer wieder argwöhnische Blicke zu, sattelten aber dennoch geübt ihre Tiere. "Ich habe eine schlechte Nachricht für dich", verkündete der Kobold mit mitleidiger Stimme. Sofort wurde sie hellhörig und drehte sich zu ihm herum. Abwartend schaute sie auf ihn herab. "Ich werde leider nicht an der Reise teilhaben", sagte er mit einem Schmollmund. Erleichtert atmete sie aus und meinte: "Wenn es sonst nichts ist werde ich es verkraften." In ihren Händen ruhten immer noch die fünf Flaschen. Schnell warf sie einen Blick in die Pferdebox. An der Wand hing eine einzelne, braune Umhängetasche. Kurz nachdem sie den Tragegurt berührte roch sie den Duft von leichter Magie und winzige, grüne Funken flogen auf ihre Hand zu, versiegten jedoch in der Mitte des Weges. "Keiner bewegt sich!", rief sie. Dieses Mal ist der Ortungszauber fehlgeschlagen. Warum nicht auch als sie die Hundestatue gestohlen hatte? Sie schob diese Frage auf später auf und verließ die Box. Die Flaschen legte sie vorsichtig im Heu ab. Alle Soldaten schienen in der Bewegung eingefroren. Tief atmete sie ein. Wieder stieg der Geruch von Magie ihr in die Nase. Der Duft war noch sehr schwach, da der Zauber noch nicht entfesselt worden war. In der Luft schnuppernd ging sie den Gang entlang. Die Anderen wagten es nicht sich zu rühren, selbst die Tiere schienen eingeschüchtert. Schließlich gelangte sie zu Ohm, er griff gerade nach einem Sattel, der an der Wand hing. Grob stieß sie ihn beiseite und bedeutete ihn, mit seinem Pferd die Box zu verlassen. Die Elfen und Alistian haben mittlerweile ebenfalls den Stall betreten und begutachteten die Scene die sich ihnen bot misstrauisch. Arya strich über das Leder des Sattels. Ein beißender Duft stieg ihr in die Nase, Angriffsmagie. Es brannte in ihrer Kehle und sie musste Husten. Eine rote Lichtkugel bildete sich über der Box, erlosch jedoch sogleich wieder. Jeder starrte stutzig an den Fleck an dem vor wenigen Sekunden noch das Licht war. "Angriffsmagie", brachte Arya schließlich heraus: "Der gesamte Stall hätte explodieren können, mit uns in ihm. Jemand will um jeden Preis verhindern, dass wir aufbrechen." Sie atmete nochmals tief ein. Der Duft von Magie war vollständig verraucht. Das einzige was sie in diese Richtung roch war Schamanismus. An diesem bedienten sich sowohl Elfen als auch Okrs. Manche Kobolde waren auch des Schamanismus mächtig. Manche erschufen Medaillons mit dieser Art der Magie, die einen beschützen sollen. "Die Luft ist rein, wir sollten uns beeilen. Wer auch immer die Fallen gelegt hat weiß jetzt, dass sie ohne Erfolg ausgelöst wurden", erklärte sie bevor sie zu Bienchen zurückging, der majestätisch mitten im Gang stand. Jeder machte sich wieder ans Werk. Der Kobold starrte sie bewundernd an. Während sie wieder die Box betrat fragte sie ihn etwas, dass ihr seid sie aufgewacht war auf dem Herzen lag: "Was meintest du gestern mit der Prophezeiung?" "Ich bin froh, dass du fragst", flötete der Winzling: "Im Buch des großen Gru-Gru gibt es eine Prophezeiung, die, kurz gesagt, lautet: Eine Tänzerin wird ihr Volk zum ersten Glanz verhelfen, alle Gefahren besiegen und ihren Liebsten zurückgewinnen." Scheppernd ließ sie die Flaschen in die Tasche fallen und drehte sich zu Klingiding um. Dieser beobachtet sie ganz genau. "Wie lautet die gesamte Prophezeiung?", fragte sie mit verdächtig ruhiger Stimme. "Das würde zu lange dauern die jetzt aufzusagen", wehrte der Narr sie ab. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten ging jedoch nicht weiter darauf ein. Noch nie hatte sie lächerlichen Prophezeiungen Glauben geschenkt und wollte nicht jetzt damit anfangen. Harsch schnappte sie sich die Tasche und hängte sich diese um. Das Heu knisterte unter ihren Füßen. Als sie wieder auf den Gang hinaustrat kniete ihr Ross sich nieder. Nun war er nicht einmal mehr halb so groß wie vorher. Mühelos schwang sie sich auf seinen breiten Rücken. Sie könnte sich wahrscheinlich auf diesen legen doch sie musste Vorsicht walten lassen, immerhin hat gestern jemand versucht sie zu erschießen. Andächtig erhob Bienchen sich wieder. Die Anderen hatten ihre Tiere schon gesattelt und stemmten sich gerade auf deren Rücken. Stumm gab sie dem Schlachtross den Befehl sich in Bewegung zu setzen indem sie ihre Füße in seine Flanke presste. Erschrocken presste der Kobold sich an die Wand und ließ sie passieren. Stallknechte hatten das Tor am Ende des Stalls geöffnet und hielten ihr die Türen auf. Geschmeidig ritt sie an ihren Gefährten vorbei und blieb in der Wiese vor dem Gebäude stehen. Schlachtrosse waren darauf trainiert auf die Gewichtverlagerung ihres Reiters zu reagieren, da dieser während dem Kampf nicht beide Hände zum Lenken frei hatte. Kurz darauf gesellte sich das Elfentrio zu ihr. "Was weißt du alles?", zischte Melissa. "Kommt drauf an", erwiderte sie. "Worauf?", schnauzte Egressa. "Darauf, wie viel ihr wisst", erwiderte Arya kalt. Keine Sekunde später verließen Alistian und die Wilden Herzen den Stall und kamen zu ihnen. Verärgert schnaubte der Elf. "Wir wollen nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen", meinte der königliche Heerführer: "Wie dieser Zauber in dem Stall bewiesen hat ist jemand hinter uns her." "Ich habe da etwas einzuwenden", schnurrte sie: "Wer auch immer die Fallen gelegt hat weiß, dass wir heute aufbrechen, denn ein unausgelöster Zauber zerrt wahnsinnig an der Energie deshalb kann er erst heute gewirkt worden sein. Das heißt wer auch immer uns verfolgt wird auch genug Hirn haben und an den Stadttoren Späher platzieren und das bedeutet es ist egal welchen Weg wir nehmen außer wir verlassen die Stadt auf einem anderen Weg. Denk am besten nicht einmal daran, dass ich uns alle hinausteleportiere denn bis jetzt habe ich nie mehr als eine Person mitgenommen geschweige denn eine berittene Gruppe. Außerdem was wird der Feind denken, wenn wir wie geschlagene Tiere den Schwanz einziehen?" Nun hatte sie einen wunden Punkt getroffen, Markhouse hob das Kinn und beschloss: "Wir werden auf dem schnellsten Weg die Stadt verlassen. Trash Melissa können Sie uns vor den Spähern verbergen?" "Leider nein", antwortete die Elfin. Bedächtig nickte der Heerführer und befahl: "Ohm, deine Truppe nehmen Arya und die Elfen in ihre Mitte. Ich werde vorausreiten!" "Auf keinen Fall!", erwiderte Arya ruhig: "Hast du nicht mitbekommen, was gestern passiert ist?" Wütend sagte er mit erhobener Stimme: "Der gesamte Sesselkreis von heute Morgen war anwesend und hör auf meine Entscheidungen in Frage zu stellen!" "Trotzdem hast du sich für diese Formation entschieden", sagte sie bedauernd, den Kopf über seine Dummheit schüttelnd doch dann durchzuckte ein Geistesblitz sie und sie schlug breit grinsend vor: "Ich schlage einen Deal vor, naja Deal kann man es nicht nennen. Keiner von euch weiß, wie man durch Hard Spinne gelangt und ohne mich müsst ihr nach nichtexistierenden Karten suchen. Die Elfen kennen sich fast nur im Wald aus und die Menschen, der Zwerg und der Gnom sich nur in der Umgebung. Ich jedoch weiß den ganzen Weg hin und zurück also werde ich das Kommando übernehmen den schon jetzt habe ich genug von deinen dummen Ideen und wenn du uns bist zum Wald führst werde ich wahnsinnig." Beleidigt erwiderte Alistian: "Wie kannst du es wagen? Ich bin der Heerführer des Königs!" "Tja ich bin die Beschützerin des Königs außerdem habe ich euch allen vor ein paar Minuten das Leben gerettet. Willst du deine Antwort vielleicht überdenken?", meinte sie mit schneidender Stimme. Eingeschnappt warf er ihr einen bösen Blick zu und fragte daraufhin: "Was für eine Formation schlägst du denn vor?" "Zufällig weiß ich, dass sie es auf mich abgesehen hatten also reite ich an der Spitze", knurrte Arya und lenkte ihren Hengst zum nächsten Tor. Die Wachen dort hielten ihre Lanzen fest umklammert und begutachteten ihre Truppe misstrauisch. Immer wieder liefen Mägde und Dienstboten ein und aus. Kontrolliert wurden sie durch einen Zauber des Ordens. Alles in ihr hoffte, dass Devil nicht die Fallen aufgestellt hatte. Woher sie wussten, dass sie sich für Bienchen entscheiden würde und auch noch, dass sie die Tasche mitnehmen würde wollte sie gar nicht wissen. Klingiding winkte ihnen mit einem Taschentuch hinterher doch niemand von ihnen achtete auf den Kobold. Die Wilden Herzen hielten die Elfen in deren Mitte und Markhouse ritt schon fast neben ihr. Ohne Probleme kamen sie an den Wachen vorbei. Auf dem Platz vor der Mauer herrschte reges Treiben. Als die Menschen das Klappern der Hufe vernahmen wichen sie zum Rand zurück. Die Luft war von Getuschel und Gerüchten erfüllt. Das konnten Menschen gut, falsche Gerüchte verbreiten. Mit hoch erhobenem Haupt lenkte sie Bienchen über die Pflastersteine. Ihre Hände hatte sie in dessen Mähne vergraben. Ihre Ohren zuckten unaufhaltsam und ihre Augen wanderten über die Menge, die sich sammelte. "Sie soll die Katze sein", sagte jemand. "Sie soll Kronherzog Patty für den König umgebracht haben", meinte ein anderer. Die Gerüchte wurden immer absurder. Plötzlich viel ihr eine Lücke in den Menschenmassen auf. In der Mitte von dieser stand ein kleines Mädchen. Sie hatte blonde Haare und orange Katzenohren ragten aus diesen. Sie lächelte Arya dankbar an und warf eine Mütze kraftvoll auf den Boden. Jetzt fiel ihr wieder ein, wofür sie gekämpft hatte, für das Leben vieler anderer. Ein seliges Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Auf den Straßen standen Unmengen an Personen, die alle einen Blick auf sie werfen wollten. Ihr Schlachtross musste durch einen Durchgang marschieren. Bis zum Stadttor sah sie noch zwei weitere ihrer Art, einer von beiden verneigte sich sogar vor ihr bevor er zwischen den Menschen verschwand. Nun ragte die Stadtmauer knapp vor ihr auf. Diese war gigantisch. Am Tor waren mindestens zwanzig Wachen positioniert, welche den Weg mit ihren Lanzen versperrten. Unbeirrbar ritt sie an der Schlange aus Wartenden vorbei, die ebenfalls die Stadt verlassen wollten. Ihr wurden empörte Rufe hinterhergeschickt doch als sie die Wilden Herzen bemerkten verstummten diese. "Halt!", rief eine der Wachen zu ihr herauf: "Stellt euch hinten an!" "Alistian gib mir das Schreiben!", befahl sie den nun neben ihr Reitenden. "Woher weißt du davon?", fragte er mürrisch während er anfing in seinen Satteltaschen zu kramen. Anstatt zu antworten hielt sie im auffordernd ihre Handfläche entgegen. Nach einer Weile legte sich ein Gewicht auf diese. Schnell überreichte sie dem Soldaten vor ihr die Schriftrolle. Dieser rollte diese auf, sah das Siegel des Königs, erbleichte und gab ihr die Rolle wortlos zurück. Danach bedeutete er seinen Kammeraden uns durchzulassen. Während sich ihr Hengst in Bewegung setzte gab sie ihrem Begleiter das Schriftstück zurück. Dieses Mal blieben die empörten Rufe aus. Sie spürte, wie die Muskeln ihres Pferdes unter dessen Haut arbeiteten. Für welchen Weg sollte sie sich entscheiden? Der Hauptweg war zwar der kürzeste aber sie durften außerhalb der Stadt nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Feenwald wäre eine gute Idee, wenn sie sich nach diesem durch das Heldenfeld kämpften könnten sie sogar schneller sein als auf dem Hauptweg. Um Awendum mussten sie trotzdem einen großen Bogen machen, eine große Stadt bedeutet viele unsichtbare Anhänger des Herren. Leicht nickte sie, somit war der Weg entschieden. Die Bauern und Reisenden starrten unverhohlen zu ihr herauf. Ihre Gedanken kehrten ungewollt zu Devil zurück. Entweder der Herr hatte ihn mithilfe seiner Kräfte verändert oder er hatte alle Häuser durchwandert aber wenn die zweite Möglichkeit stimmte, warum diente er dann dem Herrn und hatte gelbe Augen. Es gab noch zu viele Ungereimtheiten und zu viele Fragen. Tief atmete sie aus. Sie musste unbedingt diese trübseligen Gedanken loswerden, die Prophezeiung des Narren spendete wenigstens ein Bisschen Trost, da sie wusste, dass Gru-Gru zu seinen Lebzeiten ein hoch angesehener Schamane war. Am Horizont sah sie bereits die ersten Bäume des Feenwalds Alistian schloss erneut zu ihr auf und fragte sie: "Welchen Weg werden wir nehmen? Vergiss nicht, dass wir möglichst unbemerkt bleiben wollen!" "Wir werden durch einen relativ versteckten Weg in den Feenwald reiten. Auf dem muss die Formation aber aufgelöst werden da nur zwei Pferde nebeneinander auf diesem Platz haben, dafür wird er aber nur sehr selten verwendet. In der Nähe des Pfads befindet sich ein kleines Dorf, in einer der Gaststuben können wir übernachten, die Siedlung sollten wir erreichen, wenn die Sonne untergeht, natürlich nur wenn nichts schief geht", erklärte sie leicht knurrend. Schweigend ritt die Gruppe weiter, sie sahen immer weniger Bauern und die Wälder kamen immer näher. Die Sonne hing noch tief am Himmel, was bedeutete das es erst früher Vormittag war. Gelangweilt lauschte Arya dem Klappern der Hufe. Bis jetzt war sie noch nicht oft auf einem Pferd gesessen. Das letzte Mal war als sie mit Devil gereist war. Ein Schmerzensblitz durchzuckte sie. Bis nach Hard Spinne würde es mehr als einen Monat dauern. Verglichen mit ihrer bisherigen Zeit auf der Erde war das ein Klacks aber von ihrem Seelenverwandten getrennt zu sein schmerze sehr. Die Ungewissheit über sein Wohlergehen machte die Situation nicht angenehmer. Sie wird sich rächen mit allem was sie hatte. Ein einziges Mal hatte sie an einer Runde des Spiels teilgenommen und als Siegerin hervorgegangen. Sie war zu der Herrin der Dunkelheit, des Bösen, der Dämonen und vielem mehr erklärt worden doch etwas später lernte sie Devil kennen und wollte ihn während des Spiels nicht verlieren, weshalb sie ausgestiegen war. Doch diese eine Runde hatte sie trotzdem eingeholt. Wenigstens wusste sie jetzt, warum auch das Killertrio aus ihren Erinnerungen verbannt worden war. Entweder das Spiel befand sich gerade an dessen Höhepunkt oder erst am Anfang. Sie wird Devil zurückholen, koste es, was es wolle. Viele schuldeten ihr noch Gefallen, sie wusste nur nicht wie sie diese Sinnvoll einlösen kann. Nun standen schon die ersten Bäume ungleichmäßig am Wegrand. Tief atmete sie ein. Der Duft von frischer Erde, Blütenpollen und Pflanzen stieg ihr in die Nase. Hin und wieder schallte das Gezwitscher eines Vogels zu ihnen. Die gepflasterte Straße wich langsam einen vielbenutzten Feldweg. Der Wald zu ihrer Rechten verdichtete sich langsam. Bis zur Abzweigung war es nicht mehr weit. Stöhnend streckte sie ihren Rücken durch und dehnte ihre Schultern. Diese Knackten ein paar Mal bevor sie sich wieder wohl fühlte. Wie lange waren sie schon unterwegs? Ihre Begleiter fingen auch an sich zu langweilen und ihre ernste Maske fing an zu bröckeln. Die Elfen jedoch hatten noch immer denselben Gesichtsausdruck wie in der Stadt. Arya musterte die Bäume. Eigentlich sah jeder aus wie der Andere doch wenn man wusste worauf man achten musste konnte man den versteckten Weg finden. Die schaute auf die Rinde in zwei Metern Höhe. Nach einer Weile sah sie ein kleines Symbol, das in diese geritzt war. Sofort lehnte sie sich zurück, ihr Pferd hielt an. Geschmeidig wandte sie sich zu dem Baum. Langsam trabte Blümchen auf diesen zu. Von seinem Rücken aus konnte sie es gerade noch erreichen. Vorsichtig fuhr sie mit ihrer Fingerkuppe das Zeichen nach. Zuerst passierte nichts doch dann schoben sich die Büsche zu ihrer Linken lautlos auseinander. Kurz kämpfte sich ihr Schmerz wieder an die Oberfläche. Sie war gemeinsam mit Devil durch diesen Weg vor der Königsgarde geflohen. Hand in Hand und kichernd, weil die Soldaten den Geheimgang nicht finden konnten. "Reitet durch!", befahl sie: "Immer zwei nebeneinander. Zuerst Alistian und die Elfen und dann die Wilden Herzen. Ich bilde das Schlusslicht." Eine einzige Träne glitzerte in ihrem Auge. Ihre Gruppe ritt an ihr vorbei. Die Anspannung fiel offensichtlich von den Schultern der Soldaten und sie fingen an sich leise zu unterhalten. Seufzend lenkte sie ihr Pferd an die Stelle, auf der vor Kurzem noch die Büsche gestanden waren. Sie musste sich strecken um das Symbol nachziehen zu können. Lautlos verschloss sich der Geheimgang wieder und sie waren von der Straße aus nicht mehr zu sehen.

Die KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt