Kapitel 11

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Gemächlich trabte Bienchen vorwärts. Die Äste knackten unter seinen Hufen. Vor ihr ritten Deler und Hallas. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass die beiden befreundet waren. "Wir Gnome hätten sicherlich auch so einen Geheimgang erschaffen können aber ihr musstet uns unsere Zauberbücher stehlen!", meinte der Rechts reitende mürrisch. Arya konnte sich noch genau an die Magie dieser Rasse erinnern. Sie haben ihre Magie grundsätzlich nur auf die Schmiedekunst fixiert. Eine magische Flamme im Schmiedeofen, kleine Werkzeuge durch pure Zauberei geschaffen für kleine Details und eine besondere Bearbeitungsweise. Ihre Hand glitt zu einem ihrer halbmondsichelförmigen Dolchen, ein Meisterwerk eines Gnoms. Die Klinge konnte alles durchschneiden und war aus Obsidian, eine wahrlich einzigartige Waffe. Sie konnte sich sogar noch an ein paar Zaubersprüche erinnern aber diese musste sie leider geheim halten da dieses Volk sonst wieder anfangen könnte unglaublich starke Waffen zu schmieden, die dann in falsche Hände geraten könnten. Fast alle dieser Werkzeuge, die von dem Volk geschmiedet worden war als diese noch über ihre Bücher verfügten, waren zerstört worden. "Die haben wir uns im Krieg verdient!", knurrte der Zwerg: "Außerdem haben wir euch die Hälfte unseres Gebirges überlassen also heul nicht rum!" "Ich heule nicht!", behauptete Hallas sich und drohte seinem Kammeraden mit der Faust. Feindselig erwiderte der Andere die Geste. Anscheinend waren sie doch nicht so gute Freunde. Die restlichen Soldaten unterhielten sich über belanglose Sachen. Schandmaul redete über die schönen Mägde, die im Schloss herumgelaufen waren und Hund unterhielt sich mit Ohm über irgendeinen gewirkten Zauber. Neugierig geworden lauschte sie. "Irgendwo in der Nähe ist ein Schamanenzauber entfesselt worden", flüsterte er dem Anführer zu. "Das ist nicht gut", meinte dieser: "Noch besteht die Möglichkeit, dass er in der Stadt gewirkt worden war, oder?" Stumm nickte das Wilde Herz. "Schau einmal zu den Elfen, sie sind tiefenentspannt und mit dem Schamanismus noch besser vertraut als du, wenn wirklich eine Gefahr bestehen würde könnte man die Sorge in ihrem Gesicht sehen", beruhigte der Grauhaarige ihn. Nervös schnupperte sie in der Luft. Hund hatte recht, ein Schamanenzauber war gewirkt worden, wahrscheinlich auf der Mauer. Es war ein impulsartiger Zauber, wahrscheinlich wurde er verwendet um die anderen Anhänger des Herrn zu informieren, dass sie die Stadt verlassen hatten. Die Bäume zogen an ihnen vorbei. Unruhig schaute sie zurück. Hinter ihr konnte sie jedoch niemanden sehen. Leicht beruhigt schaute sie wieder nach vorne und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Sie konnte es nicht leiden, wenn sie einen Feind im Rücken hatte. Plötzlich witterte sie einen weiteren Schamanenzauber. Sofort zuckte ihr Blick zu Hund, der sichtlich beunruhigt war. Diese Unruhe übertrug sich nach einer Weile auf die anderen Wilden Herzen. Nervös schauten sie sich um und behielten ihre Hände auf den Griffen ihrer Waffen. Konzentriert atmete sie ein und aus. Der magische Geruch, der ihr in die Nase stieg, war mild und daher auch nicht gefährlich. Ihr Puls, der sich unbemerkt verschnellert hatte sank wieder. Sollte sie ihren Begleitern sagen, dass der Weg magisch präpariert war und sie daher auch weder durch Magie noch durch sonst irgendetwas ausfindig gemacht werden können? Schließlich entschied sie sich dafür, da die angespannte Stimmung sich auf ihre Nerven auswirkte. "Beruhigt euch wieder!", knurrte sie: "Man kann uns hier nicht finden." Sofort drehten sich die meisten Köpfe in ihre Richtung und die Soldaten nickten bedächtig bevor sie sich wieder nach vorne wandten. Um den Herren machte Arya sich eigentlich keine Sorgen. Wenn sie dieses Tempo beibehalten werden könnten sie schon Übermorgen in Awendum ankommen doch um die Stadt sollten sie lieber einen Bogen machen, was bedeutet, dass sie irgendwo hinter der Stadt übernachten mussten. Morgen könnten sie über das Heldenfeld reiten aber am Abend mussten sie unter freiem Himmel nächtigen doch das machte ihr ehrlich gesagt nicht viel aus. Hin und wieder warfen die vor ihr Reitenden ihr einen Blick zu, wandten sich jedoch schnell wieder ab. Seufzend fuhr sie sich über ihr Gesicht. Sie hasste es lange ohne Beschäftigung zu sein. Obwohl es schon Frühling war fröstelte sie leicht. Bienchen wirkte noch genau so energiegeladen wie im Stall. Ihre Gedanken kehrten langsam wieder zu Devil zurück. Wie kann sie ihn von dem Bann des Herren befreien? Sie selbst hatte diese Kraft noch nie ausprobiert. In seinen Augen war kurz Erkenntnis aufgeblitzt, vielleicht musste sie ihn nur mit seiner Vergangenheit konfrontieren. Aber was ist, wenn nichts hilft? Traurig blinzelte sie die aufsteigenden Tränen weg. Sie war die Herrin der Dunkelheit, sie musste einfach einen Weg finden. Um die Gedanken zu vertreiben überlegte sie sich eine Beschäftigung. Sie könnte wieder ihre Grenzen untersuchen oder sich mit ihren Begleitern unterhalten. Das letzte mal hat sie ihre Kräfte untersucht als sie mit Devil unterwegs war, sie hatte vieles entdeckt doch bei weitem noch nicht alles. Ihre Gefühle spielten eine große Rolle, dass wusste sie schon. Gelangweilt warf sie die Möglichkeiten hin und her. Wie konnte sie sich beschäftigen? Wollte sie wirklich, dass ihre Begleiter mehrere ihrer Fähigkeiten zu Gesicht bekamen? Andererseits hatten sie noch eine lange Reise vor sich und während dieser würden sicherlich noch viele Geheimnisse aufgedeckt werden. Wie viele schuldeten ihr eigentlich noch einen Gefallen? Sicherlich über Tausend aber die Hälfte davon war schon lange Tod. Ein Gähnen breitete sich auf ihren Gesichtszügen aus. Müde blinzelte sie in den Himmel. Die Sonne stand hoch am Himmel und blendete sie, es war also schon Mittag. Die Zeit verging doch schneller als sie dachte. Gelangweilt streckte sie sich. Die Soldaten unterhielten sich unbeschwert, die Elfen flüsterten leise miteinander und Alistian schwieg. Aus einer Laune heraus fing sie an zu lauschen. "Was sollen wir wegen ihr machen?", fragte Melissa. "Ich bin mir nicht sicher", antwortete Ell: "Habt ihr auch diese machtvolle, erdrückende Macht gespürt als sie wütend geworden ist?" "Ja, das war als der Narr etwas über ihre Vergangenheit wissen wollte", erwiderte Egressa: "Ich glaube, sie verbirgt etwas vor uns. Der Magier konnte nicht in ihren Geist eindringen und sie wusste von den Häusern, das lässt mich vermuten, dass sie mit dem Herren zusammenarbeitet." Wut flammte in ihr auf. Wie konnten sie es wagen sie unter diesen Bastard zu stellen? Ihre Augen fingen an zu glühen und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Wegen ihm war sie von ihrem Seelenverwandten getrennt und die Elfen dachten auch noch, sie arbeitet für ihn. Ein Muskel in ihrem Gesicht zuckte. Sie musste sich wieder beruhigen, das wusste sie aber es war nicht so leicht wie gesagt. Zuerst legte sie ihre Ohren flach an um nichts mehr hören zu müssen. Langsam lockerten sich ihre Fäuste. Es war nicht ihre Schuld, sie wussten es einfach nicht besser. Wenn sie jemand angreifen sollte dann den Herren, er war schließlich an ihrer momentanen Situation schuld. Ihre Iris hörte auf zu glühen und schien nun matt und kraftlos. Wie hatte sie ihn nur davonfliegen lassen können? Der Schmerz brandete über sie hinweg. Sie musste ihre Gefühle endlich in den Griff bekommen. Zitternd atmete sie aus. Ihre Kehle brannte, ihr Körper zitterte, ihr Herz raste und Ihre Augen tränten. Genervt wischte sie sich mit ihren Handballen die Tränen weg. Zum Glück hatte niemand zu ihr geschaut. Manchmal hatte es doch seine Vorteile gefürchtet zu werden. Wie viel würde sie jetzt dafür geben mit Devil vor einem Kamin sitzen zu können ohne sich Sorgen machen zu müssen. Ihre Augen fühlten sich schwer an. Gelangweilt legte sie ihren Kopf in den Nacken. Über ihr flammten immer wieder grüne Funken auf, erloschen jedoch sofort wieder. Irgendjemand versuchte verzweifelt einen Ortungszauber auf ihre Gruppe zu legen doch der Geheimweg blockierte die Magie ab. Ihre Muskeln fühlten sich schlaff und kraftlos an. Die Bäume zogen an ihr vorbei doch sie war geistig ganz woanders. Ihr Kopf war leer, sie dachte an nichts. Plötzlich stach ihr ein weiteres Symbol ins Auge. Dieses Mal war es größer und auf Augenhöhe, wenn man auf dem Boden stand. Die Funken zu ihren Köpfen waren nun endgültig verschwunden und tauchten auch nicht wieder auf. Die Sonne stand nur noch knapp über dem Horizont. Ihre Strahlen hatten sich leicht rötlich gefärbt und der Himmel erstrahlte in einem satten Orangeton. Ein paar Sterne funkelten bereits am Himmel. Geübt hielt sie ihr Pferd an. Vorsichtig lehnte sie sich nach rechts und fuhr das raue Holz mit ihrer Fingerkuppe nach. Des Dickicht vor ihnen lichtete sich und ein Durchgang entstand. Ohne zu zögern ritten ihre Begleiter durch diesen. Als Hallas und Deler auf der anderen Seite angekommen waren schloss sie die Tür wieder. Andere würden den geheimen Weg nun nicht mehr verlassen können doch sie wehrte Magie einfach ab, sie wusste zwar nicht wie, aber es interessierte sie nicht sehr. Behutsam presste sie ihre Fersen gegen die Flanken ihres Pferdes. Zögerlich setzte sich dieses in Bewegung und marschierte auf den Baum am Ende des Weges zu. Kurz bevor Bienchen gegen diesen lief verschwammen dessen Umrisse und der Rest ihrer Gruppe wurde sichtbar. Jeder schaute mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht zu ihr. Ohne dies zu beachten bog sie nach rechts ab. Die Zweige knackten unter den Hufen ihres Schlachtrosses. Sie konnte sich noch genau an den Weg erinnern. Gemächlich trabte ihr Hengst über den Waldboden. Ihre Begleiter folgten ihr wortlos, anscheinend haben sie schon begriffen, dass sie nicht viel redet. Der Himmel wurde immer dunkler. Verschiedene Insekten schwirrten durch die Luft. Der Wald lichtete sich langsam. Der leichte Geruch von Rauch lag in der Luft und brannte in ihrer Nase, das Dorf konnte also nicht mehr weit sein. Nervös presste sie ihre Nägel in ihre Handballen. Sie konnte es nicht leiden, wenn sie Devil so nah und doch so fern war. Da der Weg magisch war haben sie eine sehr große Entfernung hinter sich gebracht, doch dass würde sie ihren Begleitern niemals sagen, da er sonst nicht mehr lange geheim bleiben würde und die Magier des Ordens nach dem Geheimnis suchen würden. Vor ihr konnte sie schon tanzende Schatten sehen, welche eindeutig von Fackeln hervorgerufen wurden. Seufzend legte sie ihren Kopf in den Nacken. Über ihr funkelten unendlich viele kleine Sterne. Der Himmel war Dunkelblau und sie konnte den Wald nur noch umrissartig erkennen. Knapp über dem Horizont sah sie den fast komplett runden Mond. Sein silbernes Licht vermittelte eine magische Atmosphäre. Ihr Atem bildete kleine, weiße Wölkchen in der Luft. Ihr Gesicht brannte wegen der Kälte und sie fröstelte leicht. Schließlich hatte sie den Waldrand erreicht. Vor ihr befand sich ein kleiner, runder, gepflasterter Platz. Ein paar Menschen liefen hastig über diesen, in dicke Jacken eingewickelt. Die meisten bemerkten ihre kleine Gruppe nicht einmal. Mit hoch erhobenem Haupt ritt sie die Straße entlang. Kaum jemand achtete auf sie doch die die es taten starrten sie erstaunt an. Anscheinend war die Nachricht über die neue Rasse noch nicht bis hierhergekommen. Das letzte Mal als sie hier war hatte sie ihre Ohren mit einer Kapuze verdeckt. Eine weitere Schmerzwelle brandete über sie hinweg. Die Bewohner wagten es jedoch nicht sie anzugreifen, da über zehn Soldaten sie begleiteten. Am Ende der Straße thronte eine einsame Gaststube. Hinter dem Haus sah sie die Umrisse eines Stalls. Der Garten war mit einem hüfthohen Zaun abgegrenzt. Elegant rutschte sie an der Flanke von Bienchen auf den Boden. Ihre Beine fühlten sich taub und steif an. Fast wäre sie umgeknickt doch sie konnte sich zum Glück auf den Füßen halten. Zitternd atmete sie ein und aus. Die Erinnerungen mit Devil geisterten in ihrem Kopf umher und schürten ihren Schmerz. Verletzt schluckte sie schwer. Ihre Begleiter saßen ebenfalls ab und nahmen die Zügel in die Hand um ihre Tiere durch das schmale Tor führen zu können. Ohne auf ihr Tier zu achten ging sie auf das Haus zu. Bienchen folgte ihr ohne zu Zögern. Seine Hufe klackerten leise. Die Haustür öffnete sich und ein pummeliger Schankwirt stand in der Öffnung. Seine Arme hatte er freundlich ausgebreitet doch als er Arya erblickte senkten sich diese wieder. Geschockt schwenkte sein Blick zu ihren Begleiter, welche mit grimmigen Gesichtsausdrücken hinter ihr standen. Das letzte Mal hatte sie ebenfalls hier übernachtet. Sie und ihr Liebster sind vor dem Schnee geflüchtet und haben in dieser Gaststube Unterschlupf gesucht. Damals waren sie herzlich empfangen worden doch nun lag das blanke Entsetzen auf dem Gesicht ihres Gegenübers. "Kümmert ihr euch um unsere Bleibe!", knurrte sie schlecht gelaunt bevor sie zum Stall schlenderte. Arya spürte, wie sich viele Blicke in ihren Rücken bohrten. Das Gras raschelte leise unter ihren Füßen. Der Stall war aus Holz gebaut worden und stand leicht schief. Das Holz war schon leicht morsch. Ohne groß zu Zaudern riss sie die Tore auf und stolzierte hinein. Innen war es einige Grad wärmer. Ein paar wenige Tiere standen in den Boxen und wieherten hin und wieder. Immer noch schlecht gelaunt öffnete sie eines der Gatter und bedeutete ihrem Pferd hineinzugehen. Majestätisch senkte das Schlachtross seinen Kopf und marschierte daraufhin in die mit Stroh ausgelegte Box. Schwungvoll schloss sie die Tür wieder und ging wieder in die kühle Nacht hinaus. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr ihren Körper und eine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut. Ihre Begleiter marschierten mit ihren Tieren ebenfalls zu dem Stall. Auf der Wiese konnte sie deren Umrisse erkennen. Tief atmete sie ein und aus. Die frische, kalte Luft strömte in ihre Lungen und beruhigte sie. Lautlos schlich sie an den Soldaten vorbei und verschwand in dem Gebäude mit den steinernen Wänden. Ein paar von ihnen zogen zwei Pferde hinter sich her. Hinter der Haustür befand sich eine Gaststube. An der Wand rechts von der Theke befand sich ein Kamin, vor dem ein bequemes Sofa stand und im Raum verteilt standen viele Tische. Der Besitzer stand hinter der Theke und beäugte sie misstrauisch. Sein Geldbeutel war um einige Münzen schwerer geworden und sie roch das Aroma von Gold. Alistian und das Elfentrio saß an einem Tisch in der Ecke und brütete über verschiedensten Karten. Im Kamin knisterten ein paar Holzscheitel und ein Feuer vollführte einen wilden Tanz. Die Flammen zischten und rauchten wütend. An der Wand hinter dem Sofa befand sich eine Treppe, die zu den Zimmern führte. Immer wieder stiegen Erinnerungen in ihr auf doch sie unterdrückte diese geschickt. "Welches Zimmer bekomme ich?", fragte sie ihre Begleiter. "Damit die Soldaten auf keine unzüchtigen Gedanken kommen wirst du mit Melissa das Zimmer teilen. Außerdem wird sie das Zimmer mit einem Schamanismuszauber absichern, damit dir nichts passiert", meinte Markhouse während ihm eine leichte Röte in die Wangen stieg. "Ich hab nicht gefragt mit wem sondern welches Zimmer ich habe", knurrte sie schlecht gelaunt. Mit jedem Moment wurde ihr klarer, was sie vermisste. "Zimmer 15", murrte Ell unhöflich, was für einen Elfen sehr ungewöhnlich war. Ohne dies zur Kenntnis zu nehmen wandte sie sich zur Treppe. Gerade öffnete sich die Tür und sie hörte Hallas Stimme: "Ich brauche ein Bier! Wirt ein Dunkles!" "Hey, schaut einmal zu Arya!", flüsterte Hund: "Irgendetwas scheint sie zu bedrücken, jemand sollte mit ihr sprechen." "Ach was, sie ist eine starke Kriegerin. Ich glaube nicht, dass sie mit etwas nicht allein zurechtkommt", erwiderte Arnch unbekümmert und zuckte mit den Schultern, wobei sein Kettenhemd klirrte, doch sein Kamerad hatte eindeutig ein besseres Gespür als er. Ohne sich zu ihren Begleitern umzudrehen stieg sie die Treppe empor. Ihre Hand legte sie auf dem Metallgeländer ab. Immer wieder tauchten Bilder von ihr und Devil vor ihrem inneren Augen auf. Voller Schmerz verzog sie ihren Mund. Wie konnte der Herr ihr das nur antun. Ihre Schritte hallten durch das schlecht besuchte Haus. Mit müden Blick schleppte sie sich durch den Gang. Zu ihrer linken befand sich das erste Zimmer. Auf der Tür befand sich eine große, geschnitzte 1. Mit schnellen Schritten durchschritt sie den Flur. Das letzte Mal waren sie und ihr Seelenverwandter im Zimmer 20 untergekommen. Mühselig unterdrückte sie die immer wiederkehrenden Erinnerungen. Schließlich blieb sie vor dem Zimmer 15 stehen. Sie legte ihre Hand auf dem Türgriff ab und drückte diesen hinunter. Die Tür schwang sofort nach innen auf. Misstrauisch schnupperte sie in der Luft, konnte jedoch nichts Verdächtiges riechen. Die Inneneinrichtung war anders als das von dem Zimmer in dem sie das letzte Mal übernachtet hatte. Rechts und links befanden sich zwei Einzelbetten und sonst befand sich nichts in dem Raum. Zwischen den zwei Betten befand sich ein gigantisches Fenster. Seufzend schloss sie die Tür hinter sich und ließ sich auf die Matratze fallen. Diese federte leicht und sie flog wieder ein paar Zentimeter nach oben. Leise stöhnend streckte sie sich aus. Ihre Knochen knackten und kurz darauf fühlte sie sich wieder wohler. Das Zimmer wurde von zwei Laternen erhellt, die neben der Tür platziert waren. Ihre Augenlider waren schwer und sie musste gähnen. Leise schnurrend kuschelte sie sich in die Decke, die auf dem Bett lag. Diese war dünn und sehr leicht. Von unten schallte Gelächter und Kneipenlieder zu ihr herauf. Murrend legte sie ihre Ohren an und presste ihren Kopf noch fester in den Kopfpolster. Sie lag auf dem Bauch, ihre Arme lagen auf dem Polster und ihr Kopf auf diesen. Die Decke lag in ihrem Nacken. Das ganze Teleportieren gestern hatte sie mehr mitgenommen, als sie geahnt hatte. Wieder musste sie herzhaft gähnen. Ihre Augen konnte sie schon lange nicht mehr offenhalten. Ihr Gesicht war der Wand zugewandt und sie war immer noch vollstes bewaffnet und hatte auch nicht vor ihre Waffen abzulegen. Da ihr ihr Gefühl nicht sagte, dass irgendetwas nicht stimmte fühlte sie sich unglaublich wohl. Langsam fingen ihre Muskeln an sich zu entspannen. Ihre Gedanken wollten wieder zu Devil zurückkehren doch sie war viel zu müde um sich Sorgen um ihn machen zu können. Die Griffe ihrer Dolche drückten unangenehm in ihren Bauch doch sie hatte nicht vor sich von diesen zu trennen, vor allem da sie so wertvoll waren. Eigentlich sollte hier noch irgendwo ein ähnliches Schwert befinden, ebenfalls ein Meisterwerk der Gnome. Sie musste dieses zurücklassen, als die Diener des Herren das Haus gestürmt hatten. Gemeinsam mit Devil war sie aus dem Fenster geflohen und in den Wald gelaufen. Von dort aus haben sie ihren Weg unbekümmert fortgesetzt. Ihre Muskeln erschlafften und ihre Kraft schwand. Sie schmiegte ihren Kopf in die Beuge ihres Ellenbogen. Ihre Haare waren wirr auf dem Bett verteilt. Es bestand nur die geringe Chance, dass die Waffe sich noch hier befand. Morgen wird sie nachschauen, ob sich ihre Waffe noch hier befand. Wenn ja, würde sie sich freuen und wenn nicht könnte sie es sowieso nicht ändern. Wahrscheinlich versauerte das Meisterwerk in irgendeiner Sammlung ohne jemals wieder Blut lecken zu dürfen. Die Verbindung zur Außenwelt riss ab und sie driftete in das Land der Träume ab.

Die KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt