18. Tot dem Verräter

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18.1 (Gabriel)

Julia war wie eine Schlingpflanze um mich gewunden und schlief friedlich. Ich strich ihr sanft mit meinen Fingern über ihren Rücken und war in Gedanken verloren. Das Urteil von Presus würde nicht mehr länger auf sich warten und ich wollte dabei sein, wenn es ausgesprochen wurde. Ich schon Julia sanft von mir, damit ich auf stehen konnte. Ich musste mit meinem Onkel sprechen. Es klopfte vorsichtig an der Tür, bevor Ester mit dem Frühstück herein kam. Ich legte einen Finger auf meinen Mund um ihr zu signalisieren leise zu sein. Julia sollte noch ein paar Minuten schlafen. Hunderte von Fragen schwirrten mir durch den Kopf, als ich in meinem Ankleidezimmer stand und mir eine schwarze Lederhose, ein schwarzes Shirt und meine Lederjake heraus suchte. Erschrocken musste ich feststellen, dass die Angestellten schon Julias ganzen Kleiderschrank hergebracht hatten. Jetzt war es wirklich offiziell. Julia und ich waren Frau und Mann. "Hey, du bist ja schon wach.", gähnte Julia vor sich hin, als sie sich hin setzte. Ich ging zu ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf den Mund. "Habe ich dich geweckt? Wenn ja tut es mir leid."

"Nein, du hast mich nicht geweckt. Es war der Duft des Kaffees.", sagte sie und grinste mich an. Ich schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihr. "Wie hat meine Frau heute Nacht geschlafen?", fragte ich sie vorsichtig, denn ich konnte ihr anmerken, dass etwas nicht stimmte.

"Gut. Sehr gut sogar.", log sie mich an. Ich seufzte und nahm ihr die Tasse aus der Hand. Sie brummte etwas genervt und versuchte sie wieder in die Finger zu bekommen. "Julia, sei bitte ehrlich. Was ist los? Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt." Julia sah mich an und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß ja auch nicht. Ich denke, ich habe Heimweh.", gestand sie mir kleinlaut. "Heimweh? Du bist doch zu Hause.", sagte ich etwas verdutzt. Sie sah mich an und ich konnte ihre Verärgerung sehen. "Für dich ist das hier dein zu Hause. Für mich ist es die andere Seite, wo ich aufgewachsen bin. Ich würde gerne meinen Vater fragen, aber nach dem letzten Mal traue ich mich einfach nicht. Ich will wieder zurück. Ich will an die Uni. Mein Examen ist bald. Es ist zwar schön und gut, das mir Artemis alles besorgt hat, das es so aussieht als wenn ich im Ausland gewesen wäre, aber ich will meine Nase wieder in die Bücher stecken und die Luft im Hörsaal riechen. Außerdem langweile ich mich hier." Ich setzte mich zu ihr auf das Bett und stützte meine Ellenbogen auf meinen Knien ab. Wenn das alles war, was sie bedrückte, war ich heil froh. "Ok, ich werde mit deinem Vater reden, aber versprechen kann ich dir nichts. Ich muss eh wegen einer anderen Sache zu ihm, da werde ich ihn dann darauf ansprechen.", erklärte ich ihr und stand wieder auf. "Danke."

"Hey, ich tu alles für meine Frau, das weißt du doch." Ich küsste sie, bevor ich sie alleine ließ.

Romano war, wie ich es nicht anders erwartet hatte in seinem Arbeitszimmer und war mit dem Hexenrat beschäftigt. "Da bist du ja, wir haben schon auf dich gewartet.", sagte Serin, die auf mich zu kam. "Entschuldigt bitte die Verspätung, aber ich musste noch etwas mit meiner Frau klären." Frau, das klang in meinen Ohren immer noch merkwürdig. Mein Onkel und auch Serin sahen mich besorgt an. "Ist alles in Ordnung mit ihr?", fragte Romano mich besorgt. "Ja, es ist alles ok. Wenn die Besprechung fertig ist, würde ich gerne unter vier Augen mit dir reden." Er nickte und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Ich nahm seine rechte Seite ein und wartete darauf, dass der Rat das Wort ergriff. Serin trat vor und sah uns beide einen nach dem anderen an. "Meine Herren, der Rat hat heute um diese Sitzung gebeten, da wir das Urteil gefällt haben, was Presus betrifft. Presus von Spanien hat sich dem Hochverrat gegenüber seines Königs und seines Volkes schuldig gemacht, sowie an der Entführung der Prinzessin. Der Rat ist der Meinung, dass er nichts anderes wie die Höchststrafe verdient hat. Das Urteil lautet tot. Wir werden euch über den Termin der Vollstreckung in Kenntnis setzten, sobald wir einen gefunden haben. Aber geht davon aus, dass dies in den nächsten Tagen geschehen wird." Ich hatte eigentlich gedacht, dass mir das Urteil Genugtuung bereiten würde, aber dem war nicht so. Der Tot war eine viel zu milde Strafe für ihn. Serin drehte sich gerade zum gehen um, als ich sie zurück hielt. "Wartet." Sie drehte sich um und sah mich fragend an. "Ja, eure Hoheit?", fragte sie mich mit hoch gezogenen Augenbrauen. "Findet ihr nicht auch, dass der Tot eine zu milde Strafe für ihn ist?"

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt