19.2 Gabriel

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Ich wachte etwas benommen auf und musste mich erst orientieren, wo genau ich mich befand. Mein Kopf pochte, bei jeder Bewegung, die ich machte. Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, was genau passiert war, bevor mir schwarz vor Augen wurde, doch es brachte nichts. Ich sah nur verschwommene Bilder von Jakob, Darius, Julia und Serin. Serin! Da dämmerte es mir. Ich setzte mich ruckartig auf und sah mich in meiner Umgebung um. Ich saß auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer, in unserem Haus. Was machte ich bitte schön hier, wenn ich doch da draußen bei den anderen sein müsste. Wut kochte in mir hoch und ich stieß einen Schrei aus, der das ganze Haus erzittern ließ. Julia kam mit weit aufgerissenen Augen die Treppe runter gerannt. "Was machen wir hier?", knurrte ich sie an. "Bedanke dich nicht bei mir, sondern bei Serin. Sie hat uns her gebracht." Ich stand auf und fing an im Zimmer auf und ab zu laufen. "Aber warum? Wir müssen bei den anderen sein und Kämpfen. Was hat sie davon?", fragte ich Julia, die sich an den Türrahmen lehnte. Sie sah mich entschuldigend an und erzählte mir alles, was Serin ihr erzählt hatte. Julia erzählte mir auch, dass das Haus von einem Kraftfeld umgeben war, was eine Flucht unmöglich machte. "Selbst das teleportieren klappt nicht und meine Kräfte werden auch unterdrückt. Keine Chance hier raus zu kommen. Ich denke, sie wird uns holen kommen, wenn wir gebraucht werden.", sagte sie ruhig zu mir. "Ich will es hoffen. Ich habe keine Lust erst dazu zu kommen, wenn unsere Freunde schon tot sind." Ich ging auf sie zu und nahm sie in meine Arme. Julia legte ihren Kopf an meine Schulter und schloss ihre Augen. Vielleicht wollte Serin uns auch ein paar ruhige Minuten schenken, denn wer weiß, was noch alles passieren wird. Ich schob Julia sanft von mir und sah sie liebevoll an. Ohne etwas zu sagen, nahm ich ihre Hand und führte sie nach oben in unser Schlafzimmer. Ich zog sie ins Bad, wo ich das Wasser in die Wanne laufen ließ. "Ich dachte, wir nehmen zusammen ein Bad.", flüsterte ich ihr zu. Julia fing an wie eine Katze zu schnurren, als ich ihr sanft über den Nacken strich. "Mh, gute Idee." Sie zog an der Schnürung ihrer Korsage, damit sie auf den Boden fiel. Julia sah mich unschuldig an und kam auf mich zu um mir mein Hemd aus zu ziehen. Ihre Augen leuchteten voller Leidenschaft auf, und ehe ich es mich versah hatte sie mich ausgezogen und küsste mich.

Wir saßen eine ganze Weile in der Wanne und genossen die Wärme. Julia hatte ihren Kopf auf meine Brust gelegt und strich sanft mit ihren Fingern über meinen Arm. "Ich habe Angst.", brach sie auf einmal das Schweigen. Ich konnte sie verstehen, denn mir ging es nicht viel besser. Nicht zu wissen, welche der vielen Visionen wahr werden würden, machte mich fertig. Ich hatte mich zwar schon damit angefunden, zu sterben, aber seit dem ich mit Julia eine Familie hatte und die Chance bestand meine Mutter wieder zusehen, wollte ich nur noch leben. "Ich weiß. Ich habe auch Angst. Aber mach dir nicht so viele Gedanken, es wird alles gut.", versicherte ich ihr. Julia setzte sich auf und drehte sich so zu mir um, damit sie mir in die Augen sehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir etwas sagen wollte, doch bevor sie den Mund auf machen konnte schreckte uns ein lautes Geräusch von unten auf. "Was um alles in der Welt?", knurrte ich und sprang aus der Wanne. Ich zog meine Jogginhose über und rannte die Treppe runter. Als ich die dunkle Aura spürte verwandelte ich mich. Was hat einer von Luzifers Männern hier zu suchen? Ich dachte das Haus wäre sicher? "Du bist ein Engel, dann tu etwas?", hörte ich den Vampire zu jemanden sagen. "Brüll mich nicht so an. Das Kraftfeld ist zu stark und es unterdrückt meine Kräfte! Meinst du, mir gefällt es mit dir hier eingesperrt zu sein?", fauchte Anne ihn an. "Was rede ich eigentlich mit dir? Ich müsste da draußen sein und kämpfen. Aber nein, wo bin ich? Hier mit dir zusammen eingesperrt in einem Haus.", knurrte er zurück. "Das Haus gehört immer noch mir!", sagte ich ruhig und betrat das Wohnzimmer. Anne drehte sich zu mir um und lächelte mich erleichtert an. "Gabriel, Gott sei Dank. Bitte sei so nett und zeige dem Dämon hier, was es heißt, sich mit dir an zu legen.", sagte sie zu mir und kam auf mich zu. "Mit Sicherheit nicht in meinem Haus.", knurrte ich sie an. Mir war immer noch nicht klar, warum einer von Luzifers Vampiren und Anne hier waren. Ich hörte, wie Julia die Treppe runter kam. "Samuel, Anne, was macht ihr denn hier?" Julia ging auf ihre Freundin zu und umarmte sie, während sie Samuel nur kurz zu nickte. "Das würde mich auch interessieren. Was macht ihr hier?", fragte ich die beiden. "Ich weiß nur, dass Serin bei mir war und ehe ich es mich versah war ich hier.", erklärte uns Anne und zuckte dabei mit den Schultern. Diese Hexe machte mich noch wahnsinnig. "Bei mir sah es genauso aus. Ich habe gegen Serin gekämpft und als sie mich an der Schulter packte, lächelte sie mich an und wir waren hier. Ich muss hier raus, Luzifer zählt auf mich.", sagte Samuel fast verzweifelt. Ich konnte mir gut vorstellen, warum er hier war. Tessas Worte kamen mir wieder in den Sinn. Ich ging auf den Vampir zu und stellte mich vor ihn. "Ich denke, du kannst dich bei deiner Frau bedanken. Tessa hat in Serins Gegenwart gebeten dein Leben zu verschonen." Samuel sah mich mit großen Augen an. Er wäre genauso wie ich lieber dort draußen auf dem Schlachtfeld. "Und was machen wir jetzt?", fragte er mich und ich zuckte mit den Schultern. "Abwarten, würde ich sagen.", antwortete ich ihm. Julia räusperte sich hinter uns und sah mich fragend an. "Es ist schön, das wir wissen, warum Samuel hier ist. Aber warum ist Anne hier?", fragte sie mich. Ich konnte mir danken warum sie hier war, doch konnte ich Julia diese Tatsache erklären? Ich bat die beiden sich auf das Sofa zu setzten und fing an im Zimmer auf und ab zu laufen. "Wir hören?", forderte mich Julia auf und fing ungeduldig an, mit dem Fuß auf dem Boden zu tippen. Ich holte tief Luft und fing an von meiner Begegnung mit Fiona zu berichten. Julia wurde bleich bei dem Gedanken, dass Anne ihretwegen etwas passieren würde. "Mach dir keine Gedanken. Auch wenn ich deine Schmerzen fühle, solange du überlebst, tu ich das auch. Ich habe es schon einmal durch gestanden, dann werde ich es jetzt auch tun.", sagte Anne zu Julia und nahm sie in ihre Arme. "Ich werde mich um sie kümmern, sie wird nicht alleine sein, Hoheit.", sagte Samuel, der sich neben Julia stellte. "Das musst du nicht tun, Samuel." Samuel schüttelte den Kopf und kniete sich vor meine Frau. "Ich weiß, Hoheit. Auch wenn ich meinem Herren ewige Treue geschworen habe, gehört sie auch Euch. Das habe ich Euch damals zusammen mit Tessa geschworen und daran halte ich mich auch." Ich war verblüfft zu sehen, wie ein Vampir Luzifers auf unserer Seite stand. "Dann kämpfe mit uns und nicht gegen uns.", sagte ich zu ihm, doch er schüttelte den Kopf. "Nein, ich kann nicht. Ich muss den Schein wahren und auf seiner Seite kämpfen." Ich setzte mich und schüttelte den Kopf. "Und doch bist du hier bei uns. Wäre es nicht besser, wenn dein Herr denkt, du wärst tot?", fragte ich ihn gerade heraus. Samuel sah mich an und lachte leise. "Da ist etwas Wahres dran. Luzifer denkt, Serin hätte mich erledigt, einerseits ist das gut, weil ich Euch helfen kann, andererseits wenn ich der Prinzessin meine treue nicht geschworen hätte, hätte ich Euch schon längst getötet, Prinz." Ich lächelte, denn ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er das könnte. "Dann bin ich ja froh, dass du meiner Frau so treu ergeben bist." Die Anspannung zwischen uns wurde immer größer, auch Anne und Julia merkten es und verschwanden aus dem Wohnzimmer in die Küche. Samuel stand auf und baute sich vor mich auf. Seine Augen fingen an, zu glühen und ein knurren entfuhr ihm. "Ich kann auch gerne meinen Schwur brechen und Euch gleich töten, Hoheit.", knurrte er mich an. Es war, wie als wenn bei ihm ein Schalter um gelegt wurde, sobald Julia aus dem Raum war. "Gerne, aber ich denke, das eher du den Kürzeres ziehen wirst.", fauchte ich zurück und verwandelte mich.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt