Kapitel 3️⃣4️⃣

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PoV Takuya

»Draco?« Ich gab ihm leichte Ohrfeigen. »Kein Grund, gewalttätig zu werden«, ertönte ein Grummeln. Ich atmete erleichtert aus. Draco setzte sich leicht auf und stützte sich auf seine Hände, die er hinter seinem Rücken platziert hatte. »Was ist passiert?« Ich überlegte, von wann an er wohl nichts mehr mitbekommem hatte. »Als wir angegriffen wurden...« Draco sah mich erwartungsvoll an. »Ich hab' mir noch keinen vollständigen Satz überlegt, warte.« Es war zwar dunkel, aber ich konnte trotzdem sehen, wie Draco die Augen verdrehte. »Ich wurde quasi sofort ausgenockt und bin in diesem Raum gelan-« »Kommt mal her!«, wurde ich von der begeisterten Stimme Clary's unterbrochen.
»Nett dass du erstmal fragst, wie es mir geht«, schnaubte Draco, als wir neben dem Mädchen standen. »Ja ja«, winkte Clary ab. »Danke, mir geht's gut. Und dir so?« Ich stieß Draco in die Seite, damit er die Klappe hielt. Er hatte zwar Recht -Clary könnte sich wirklich mal etwas sozialer verhalten- doch gerade war nicht der richtige Moment, dies zu thematisieren.
»Was gibt es?«, fragte ich, den immer noch missmutigen Draco ignorierend. »Nuno hat eine interessante Entdeckung gemacht«, erklärte Lou. Alle Blicke wandten sich zu der kleinen Katze, die gerade am Boden saß und stolz zu uns hinaufblickte. »Stellt euch genau hinter sie und guckt nach oben«, fuhr Lou fort. Ich tat wie geheißen und tatsächlich: Als ich meinen Kopf in den Nacken legte, konnte ich eine Lichtquelle sehen, die mit der Zeit größer wurde. Als ich dort wieder wegtrat, war das Licht verschwunden. »Eigenartig«, murmelte ich. »Eigentlich nicht«, meinte Draco. Alle sahen ihn an. Er begann zu erklären. »Dort in der Decke befindet sich ein kleines Loch, das mit Spiegeln ausgestattet ist, sodass das Licht quasi dort festgehalten wird und nicht zu uns durchdringt, wenn man nicht grade genau drauf sieht.« »Und wie kommt es, dass es immer größer wird?« »Optische Täuschung«, beantwortete Draco meine Frage. »Und was genau bringt uns das ganze?«, hakte ich weiter nach. »Das werden wir gleich herausfinden«, erwiderte Draco. Er schnappte sich einen meiner Dolche -was mittlerweile nichts Neues mehr war- und warf diesen gezielt auf die kleine Lichtquelle. Es passierte für einige Sekunden nichts. Dann ertönte ein Knall.

Ich lag, überschüttet von bröckeligem Gestein, am Boden. Ohne große Anstrengung rappelte ich mich auf. Auch die anderen standen schnell wieder auf den Beinen. Nuno kroch hinter einem kleinen Felsbrocken hervor.
»Wow!«, brachte ich nur heraus. Draco sah alle selbstgefällig an. »Bin ich nicht gut?« »Betonung liegt auf nicht«, keifte Clary. »Wir hätten alle verletzt werden können!« »Aw, hat das Hündchen etwa Angst, sich weh zu tun?«, spottete Draco. »Nicht der richtige Zeitpunkt dafür, Leute«, mischte Lou sich ein. Dann deutete sie auf das Loch, das entstanden war. »Aber wirklich, gute Arbeit, Draco.« Draco grinste Clary triumphierend an, welche nur die Arme verschränkte und wegsah. Mein Blick traf Lou's, und wir sahen uns vielsagend an.
Das entstandene Loch befand sich an der geschätzt zwei Meter hohen Decke. Durch das Licht, das durch das Loch schien, konnten wie nach langer Zeit endlich wieder richtig sehen.
»Ich schlage vor, wir helfen als erstes Clary hoch, sie kann dann mir hoch helfen und wir können dann irgendwie die Jungs hochziehen«, sagte Lou. »Klingt gut«, meinte ich. Draco und Clary sagten nichts. »Okay, dann sind sich ja alle einig«, meinte Lou.

Wir folgten also Lou's Plan und als Clary, Lou und Draco oben waren -Nuno hatte sich an Lou geklammert- und nur noch ich mich unten befand, fühlte ich mich irgendwie seltsam. Nicht seltsam im Sinne von schlecht, sondern ein mir komplett fremdes Gefühl. Wobei, so fremd war es mir gar nicht. Ich erinnerte mich schwach, mich so ähnlich schon mal gefühlt zu haben.
»Takuya!«, hörte ich Draco's Stimme. Ich blickte auf. Als ich ihn erblickte, verschwand das Gefühl für einen kurzen Moment, doch als Clary und Lou in meinem Sichtfeld auftauchten, kam das Gefühl viel stärker wieder. Jetzt wusste ich auch, woher ich dieses kannte: Bevor Draco mich zum ersten Mal geküsst hatte, war da dieses Gefühl gewesen. Ich konnte mich auf einmal wieder erinnern; nicht, an was passiert war, aber daran, was ich gefühlt hatte. Es war Hass gewesen. Purer Hass. Auf Clary. Auf Lou. Auf übernatürliche Wesen.
Ich sah die Mädchen aus zusammengekniffenen Augen an. »Takuya?« Lou sah mich beunruhigt an. »Warum siehst du uns so an?« Ich schüttelte mich. »Was? Wie gucke ich?«, fragte ich rasch und versuchte, wieder halbwegs normal zu gucken. »Irgendwie... hasserfüllt.« Ich schluckte ertappt, ließ mir aber ansonsten nichts anmerken. »Ich war nur in Gedanken versunken, war nicht meine Absicht.« Ich zwang mich zu einem Lächeln und Lou nickte, obwohl sie nicht ganz überzeugt wirkte.

Lost In RealityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt