81|eine neue Freundin

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„Lara stimmt's?", rief er, doch ich antwortete nicht, sondern warf ihm einen Luftkuss zu. Total romantisch wie er nun mal war legte er die Hände um den Hals und täuschte vor daran zu ersticken. Ich zeigte ihm den Mittelfinger und eilte hinunter um zu meiner eigenen Vorlesung rechtzeitig zu kommen.

~

„Du hast doch noch Aufgaben, die kannst du dann hier erledigen.", schlug Kenan vor und ließ mich einfach nicht los. Egal was ich unternahm er wollte mich nicht gehen lassen. Aber ich wollte gehen. Ganze zweieinhalb Stunden würde ich jetzt doch nicht in der Bibliothek sitzen und auf ihn warten.
In der Zeit könnte ich nachhause, all meine Dinge erledigen und dann wiederkommen, wenn er das wollte.

„Oooder ich gehe nachhause und du gehst in diese Vorlesung.", schlug ich ebenfalls vor und er verzog das Gesicht,„Ich komme auch wieder, nur möchte ich wirklich erstmal nachhause." Er schlang seine Arme fester um meine Taille und sah mich ernst an.

„Nö.", trotzte er,„Mach es doch nicht unnötig kompliziert. Bleib einfach hier und wenn ich fertig bin unternehmen wir was." Seufzend legte ich die Arme um seine Schulter und kraulte ihn am Nacken, was ihm zu gefallen schien, da er zufrieden seufzte und die Augen schloss. Notiz an mich:
-Kenan mochte es am Nacken gekrault zu werden.

„Du machst es unnötig kompliziert. Ich gehe jetzt hier raus. Du dort rein und später sehen wir uns wieder.", redete ich ihn langsam ein und trotz dem Kraulen schüttelte er den Kopf. Genervt zog ich mich aus seinen Armen und machte einige Schritte zurück.

„Bis später Kenan!", rief ich und legte den Rückwärtsgang ein. Er zog seine Augenbrauen zusammen und wollte auf mich zukommen, doch die Klingel läutete und er blieb augenblicklich stehen.
Fluchend sah er hoch und dann wieder zu mir.

„Sei doch einmal nicht so stur!", rief er, doch anstatt zu antworten lächelte ich und winkte ihm zum Abschied zu. Schnell verließ ich die Universität und kam an der Haltestelle an.
Gedanklich war ich gar nicht hier sondern schon zuhause unter einer warmen Dusche, die diese schreckliche Kälte verschwinden ließ. Der Winter war doch blöd.
Ich freute mich total auf Silvester, welches schon zum Greifen nahe war. Einfach, weil Baran und Alina zu Silvester zurückkommen würden. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich hatte die beide so unglaublich vermisst!

„Oh hey.", ertönte es plötzlich neben mir. Ich blieb sofort stehen und sah auf den Sitz neben mir. Enisa saß dort, die Hände auf dem Schoß gefaltet und mit breitem Lächeln.
Ich lächelte zurück, nachdem ich sie gründlich ansehen hatte. Man erkannte ihre Gestalt kaum zwischen all den Schichten, in denen sie begraben war.

„Hi.", grinste ich und setzte mich neben sie,„Wie läuft der Umzug?" Sie wankte mit der Hand.

„Könnte besser sein, wenn meine Eltern uns mal helfen würden, aber es klappt.", antwortete sie und ich sah fragend zu ihr, doch ehe ich einen Gedanken bilden konnte sprach sie weiter,„Meine Schwester und ich sind zusammen hergezogen. Ohne Eltern oder sonst wen." Ich nickte verständnisvoll.

„Ich würde gerne eine Schwester haben.", murmelte ich und meinte es auch so. Es wäre doch unglaublich schön eine Schwester zu haben, der man alles erzählen konnte und die niemals von der Seite wich.
Dazu kam noch der Pluspunkt, wenn sie und ich die selbe Größe tragen würden. Das hieß ein Haufen Kleidung.
Aber ich hatte meine fabelhafte Alina, die diesen Platz sehr gut ersetzte und genauso nervig sein konnte wie eine Schwester es eben war.

„Es hat positive und negative Seiten, aber zum Glück kommen sie und ich ganz gut miteinander klar.", erzählte sie und sah mich abwartend an,„Hast du Geschwister?" Ich nickte.

„Einen älteren Bruder. Er ist momentan nicht da, weil er und meine beste Freundin auf Flitterwochen sind.", erklärte ich und sie machte große Augen.

„Deine beste Freundin? Ist das nicht toll? Oder komisch? Ich weiß nicht was du davon hälst.", meinte sie und ich fing ihr ausgiebig an zu erzählen, wie es Anfangs für mich war bis heute. Enisa war eine sehr gute Zuhörerin und lachte ungemein viel.
Es stellte sich heraus, dass ihre Wohnung eine Straße weiter runter war. Enisa machte eine Ausbildung zur Friseurin und war nur zwei Monate älter als ich. Ich konnte mich prima mit ihr verständigen.

„Ja und meine Eltern waren nicht wirklich begeistert von der Idee, dass ich mit meinem Abitur eine Ausbildung zur Friseurin mache. Vor allem, nachdem ich viel Zeit zuhause verbracht habe um ausgiebig darüber nachzudenken. Aber ich interessiere mich nun einmal dafür und ich bin, ehrlich gesagt, auch ziemlich gut darin.", erzählte sie und ich nickte um ihr zu vergewissern, dass ich zuhörte,„Aber dafür fängt meine Schwester jetzt an BWL zu studieren und der Fokus meiner Eltern liegt eher bei mir und ich bin fein raus."

Sie lachte und ich lächelte sie an.
Enisa war wirklich lieb und es war total komisch, dass ich mich so gut mit ihr verstand, obwohl wir doch immer noch Fremde waren.
Aber sie hatte eine so positive Wirkung und offene Art, dass ich nicht anders konnte als mit ihr zu sprechen.

„Du kannst deiner Schwester sagen, dass sie gerne zu mir und meinen Freunden kommen kann.", bot ich an und sie strahlte,„Sag ihr einfach sie soll nach Seren suchen. Meistens befinden wir uns sowieso in der Eingangshalle. Zwei Blondköpfe sind bei mir." Sie kicherte, was auch noch dazu brachte.
Unsere Bahn fuhr ein und wir beide stiegen ein. Ich fuhr nachhause, sie in die Stadt und gerne hätte ich ihr die Stadt gezeigt, doch ich musste schnell machen, sonst würde Kenan mich köpfen.

„Das wäre so lieb Dankeschön.", bedankte sie sich und wir setzten uns hin,„Meine Schwester ist meistens zurückhaltend und ruhig." Ich stellte mir Enisas Schwester vor und sie trug in meiner Vorstellung genauso schulterlange Haare wie sie mit riesigen Augen und dicken Lippen.

„Das passt. Meine Freundin auch, dann können die sich in Ruhe anstarren.", witzelte ich und sie fing lauthals an in der Bahn zu lachen. Entsetzt sah ich umher und verkniff mir ebenfalls anzufangen. Einige der älteren Fahrgäste sahen uns genervt an, doch das hielt Enisa nicht davon ab aufzuhören. Stattdessen lachte sie laut weiter.

Ich glaubte eine weitere Freundin gefunden zu haben. Es war ein schönes Gefühl, zur Abwechslung mal jemandem zu begegnen, der nicht so unsympathisch oder falsch war wie sonst andere.
Enisa und ich würden uns sehr gut verstehen, das spürte ich.

New Friends am Start🤪
Ich weiß nicht wieso aber seit Tagen schwirrt mir ein College im Kopf herum. Mein eigenes College mit den ganzen Studenten und den Gruppen und mein Herz erwärmt sich einfach bei der Vorstellung von allem. Selbst Namen, Aussehen, Orte, Verbindungshäuser und und und sind in meinen Kopf. Ich habe ehrlich Bock so eine Geschichte anzufangen.
Nur habe ich mir fest vorgenommen immer nur eine Geschichte zu schreiben, weil ich die andere sonst vernachlässige 😫🤨

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