45. Kapitel

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Kyles Pov.


Ich könnte Dan umbringen. Wir waren gerade auf dem Weg zu Fynn und Ava nach Hause, wo ich ihnen jetzt alles erklären durfte, nur weil dieser Vollidiot nicht ruhig sein konnte. Wahrscheinlich war das auch so geplant gewesen, um mich in Schwierigkeiten zu bringen, weil ich nicht so mitmachte, wie er es gern hätte. Aber um Dan musste ich mich später kümmern. Jetzt galt es erst mal herauszufinden, wie ich den beiden die Wahrheit sagen sollte. Fynn würde ausrasten und Ava wahrscheinlich nicht mehr mit mir zu tun haben wollen. Dabei hatte ich mich doch wirklich in sie verliebt. Viel zu schnell kamen wir bei ihnen an und kaum fiel die Tür hinter uns ins Schloss, fing Fynn schon an Fragen zu stellen. Nervös sah ich immer wieder zu Ava. "Ähm... also, könnten wir vielleicht im Wohnzimmer reden?", brachte ich schließlich hervor. Wieder sah ich zu Ava. Ich konnte es ihr jetzt einfach noch nicht sagen. Ich war ein Feigling, weil ich mich nicht traute ihr die Wahrheit zu erzählen, aber ich hatte so große Angst davor sie zu verlieren. Also traf ich eine Entscheidung. "Und könnte ich vielleicht erstmal mit dir allein reden, Fynn?" Ich sah wie Avas Augen verletzt aufblitzten, als ich dies sagte und Fynn sie etwas verwirrt die Treppe hochschickte, aber ich konnte nicht anders. Unruhig folgte ich meinem besten Freund anschließend ins Wohnzimmer. Vor lauter Nervosität fühlte sich mein Hals so an, als würde jemand eine Schlinge immer enger darum zuziehen. Fynn würde mich umbringen, aber ich hatte keine andere Wahl. Auffordernd sah er mich nach dem Schließen der Tür an.


"Bitte lass mich bis zum Ende reden und versuch nicht sofort auszurasten.", bat ich ihn. "Ich verspreche nichts, vor allem wenn du deine Erklärung schon so anfangen musst, aber ich werds versuchen.", stimmte Fynn zu. "Okay." Ich holte nochmal tief Luft, bevor ich begann zu erzählen. "Anfang dieses Schuljahres hab ich mit Dan eine Wette über ein Mädchen abgeschlossen. Wenn ich gewinnen sollte, würde ich von jedem aus dem Team 100? Dollar bekommen. Ich hab nicht weiter drüber nachgedacht und zugestimmt. Doch dann hab ich sie immer besser kennengelernt und mich sogar in sie verliebt und mir kamen Zweifel an der Wette auf." Bei dem Wort verliebt sah ich, wie Fynn seine Stirn besorgt runzelte. Ich glaubte er ahnte von welchem Mädchen ich hier sprach. "Ich wollte die Wette abbrechen und hab das Dan auch gesagt. Doch er hat mich dazu gezwungen weiterzumachen." "Gezwungen? Wie das denn?", unterbrach Fynn mich. Ich hatte gehofft, dass er mich nicht danach fragen würde. Aber wenn ich sein Verständnis und seine Hilfe wollte, musste ich ihm alles erzählen. "Dan hat ein Video von mir. Wir waren damals noch im Football Team und haben uns abends getroffen. Du hattest keine Zeit. Jemand hatte Drogen dabei und ich... ich hab... auch welche genommen. Es war nur das eine Mal und ich habs am nächsten Morgen auch schon bereut, aber da war es schon zu spät. Wir sind nachts noch losgezogen und haben ein leerstehendes Haus demoliert. Davon hat Dan ein Video und er hat mir gedroht es zu veröffentlichen, sollte ich die Wette nicht fortführen. Ich hab nie jemandem davon erzählt, weil ich mich so für diesen Abend geschämt hab. Außerdem durfte meine Mutter nichts davon erfahren und..." "Hey Kyle, es ist alles okay. Ich verurteil dich nicht für diesen einen Abend und ich bin mir sicher deine Mutter würde es auch nicht tun. Jeder macht mal Fehler. Wichtig ist, dass du es bereust und nicht nochmal machst. Und das tust du. Mach dir deswegen keinen Kopf, okay?" Erleichtert atmete ich auf und nickte. Fynn nahm es mir nicht übel. Er verstand mich. Eine riesen Last fiel von meinen Schultern, doch ich musste ihm noch den Rest erzählen. "Ich kann die Wette wegen dem Video nicht abbrechen, aber wenn ich damit weitermache verletze ich das Mädchen in das ich mich verliebt hab. Dan hat mich heute vor dem Café danach gefragt, wie weit ich schon bin. Ich weiß einfach nicht was ich jetzt tun soll Fynn.", meinte ich verzweifelt. "Worum und um wen geht es in dieser Wette überhaupt? Und warum hast du mir davor nichts davon erwähnt?", wollte er wissen. Bedrückt sah ich überallhin, nur nicht zu Fynn. "Du wirst mir den Kopf abreißen, deshalb hab ich dir nichts davon erzählt." "Komm, so schlimm kann es doch nicht sein. Sag schon was du gewettet hast." "Eventuell hab ich mit Dan gewettet, dass ich es nicht schaffe bis zu den Sommerferien mit einem Mädchen zu schlafen und dieses Mädchen ist zufälligerweise Ava.", murmelte ich leise und sah vorsichtig zu Fynn. Dessen Gesicht verzog sich langsam zu einer wütenden Grimasse, als er den Sinn hinter meinen Worten verstand. Er lief rot an und ballte seine Hände zu Fäusten. "DU HAST WAS GEMACHT?!", brüllte er mich dann plötzlich an. "SAG MAL BIST DU EIGENTLICH KOMPLETT BESCHEUERT?!" Schneller als ich reagieren konnte flog seine Faust in mein Gesicht und traf schmerzhaft auf meinen Wangenknochen. Die Stelle fing sofort an zu pochen und ich hielt schützend die Arme vor mein Gesicht. "Bitte beruhig dich Fynn. Ich weiß selber was für eine scheiß Idee das war und das ich noch mehr Schläge von dir mehr als verdient hätte. Aber ich muss Ava auch noch irgendwie die Wahrheit beibringen und das möglichst so, dass ich sie dabei so wenig wie möglich verletze. Am liebsten würde ich sie komplett daraus halten." "Du musst es ihr erzählen." Fynn schien sich zumindest etwas wieder beruhigt zu haben. Ich wusste, dass ich mir wahrscheinlich nochmal eine gewaltige Standpauke anhören konnte, aber jetzt stand erstmal Ava im Vordergrund. "Aber sie wird mich hassen. Sie wird nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Dabei hab ich mich doch wirklich in sie verliebt." Verzweifelt sah ich Fynn an. "Was willst du sonst tun? Du kannst Dan nicht austricksen. Am Ende tut er ihr noch was Schlimmeres an. Erzähl Ava davon und sei ehrlich. Natürlich wird sie erstmal sauer sein, aber ich glaube, dass sie dir verzeihen wird, wenn auch nicht sofort.", riet er mir. Seufzend stimmte ich ihm zu. "Du hast ja recht. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich ihr beibringen soll, dass unsere Beziehung nur wegen einer dummen Wette sie ins Bett zu bekommen entstanden ist." Verzweifelt schlug ich die Hände vors Gesicht. Ich hatte echt riesen großen Mist gebaut. Warum war ich auch so dumm und bin auf diese dämliche Wette eingegangen? Plötzlich spürte ich eine Hand, die meine Schulter stärkend drückte. "Es wird nicht einfach werden Kyle. Aber ich sehe, dass du die Sache wirklich bereust und alles dafür tun würdest um es wieder rückgängig zu machen. Dafür ist es aber schon zu spät. Das einzige was du jetzt noch tun kannst, ist ihr alles zu erzählen. Am besten wäre es gewesen, wenn du das schon früher gemacht hättest, aber das kann man jetzt auch nicht mehr ändern. Und auch wenn ich noch sauer auf dich bin, dass du so eine Wette über Ava abgeschlossen hast, steh ich hinter dir und helf dir es ihr zu erklären. Wenn du weiterhin schweigst machst du es nur noch schlimmer." Zu wissen, dass Fynn trotz allem immer noch hinter mir stand und mir helfen wollte machte mich so glücklich und ich war gleichzeitig so erleichtert darüber, dass ich hätte heulen können, auch wenn das nicht gerade männlich war. Seine Worte gaben mir auch neue Kraft uns so stand ich entschlossen auf. "Wahrscheinlich hast du recht. Ich geh hoch und rede mit ihr. Wünsch mir Glück."


Ich verlies das Wohnzimmer und ging hoch zu Avas Zimmer. Dort klopfte ich und wartete, dass sie mich rein lies. Doch auch nach ein paar Minuten öffnete sie nicht. Ich klopfte nochmal. Wieder keine Reaktion. Vorsichtig öffnete ich die Tür und steckte meinen Kopf ins Zimmer. "Ava, ist alles ok?", fragte ich. Doch das Zimmer war leer. Ava war nicht da. Beunruhigt ging ich zum Bad und klopfte da an. Vielleicht musste sie ja nur kurz auf Toilette? Doch auch im Bad war niemand. Angst machte sich in mir breit. Wo war sie nur? Schnell lief ich nach unten ins Wohnzimmer. "Du bist ja schnell wieder da. Wollte Ava...", bemerkte Fynn mit einem Grinsen, dass ihm bei meinen nächsten Worten langsam verschwand. "Ava ist nicht mehr da." "Wie sie ist nicht mehr da?" "Sie ist weder in ihrem Zimmer noch im Bad.", meinte ich. Fynn lief schnell nach draußen in den Flur und ich folgte ihm. "Ihre Schuhe sind nicht mehr da.", meinte er bestürzt. "Und meine Jacke fehlt auch.", bemerkte ich. Eine schlechte Ahnung machte sich in mir breit. Hatte Ava irgendwie gehört was ich Fynn gesagt hatte und war deshalb weggelaufen? Nur zu gut erinnerte ich mich noch an das erste Mal, als sie allein in der Stadt unterwegs war. Ihr durfte nicht nochmal sowas passieren. "Wir müssen sie suchen.", sprach Fynn meine Gedanken aus. Ich nickte nur und zog mir meine Schuhe an. Hoffentlich würden wir sie schnell finden.


Was denkt ihr wo Ava hin ist und wie sie reagiert, wenn die beiden sie finden?
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen (es ist glaube ich eines der längsten).
Eure Lili

Ava - My life with fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt