Jeden Abend fuhr ich an diesem Haus vorbei.
Jedesmal sah ich ihn durch seine Fenster.
Sein durchaus großer Flur besaß eines, seine Küche in der selben Etage und auf der selben Seite und sein eigenes Schlafzimmer, im 2. Stock, besaß ebenfalls ein Fenster.
Ich konnte immer in diese schauen, so beobachten, was der Herr dort machte.
Und jedesmal war es das gleiche, was er tat.
Es war vorhersehbar; so oft hatte ich ihn schon gesehen.
Sonntag, 18:55
Er stand in der Küche, machte sich Essen.
Immer das gleiche, als könnte er nichts anderes kochen. Immer Sonntags, um diese Uhrzeit.Montag, 19:37
Er stand in seinem langen Flur, welcher ausschließlich weiß war und am Ende ein beeindruckendes Gemälde, an der Wand hängen hatte. Immer starrte er es an, schien immer erstaunt zu sein, als werde ihm nie langweilig; egal wie lange und oft er es doch ansah.
Dienstag, 17:58
Da war er nie zu sehen.
Mittwoch, 18:22
Er schien immer dann fertig mit seiner Dusche zu sein, kam dementsprechend immer nur mit einem Handtuch, um die Hüfte gewickelt, in sein Zimmer und holte sich dann Sachen, die er tragen konnte. Der Anblick seines so gut gebauten Körpers, blies mir regelrecht die Luft weg. So hübsch...
Donnerstag, 20:49
Er stand immer an seinem Fenster, oben in seinem Zimmer. Beobachtete die Sterne, den Himmel und das Geschehen auf den Straßen. Er sah immer so traurig aus, als würde alles schlechte, was ihm jemals zugestoßen war, auf ihn ein schlagen, so das er es nur noch wagte in den Himmel zu schauen. Allerdings, vielleicht war auch jemand, der ihm nahe stand, verstorben und er grüßte diese Person; im Himmel.
Freitag, 19:31
Er stand vor seinem Spiegel, richtete seine Haare und lief im nächsten Moment aus seiner Haustür. Schien immer zu einer Party zu fahren.
Samstag, 16:27
Er lief bedröppelt in seine Küche, hatte wahrscheinlich einen Kater und sah verschlafen aus. Seine Haare standen in allen Richtungen ab, er trug immer eine graue Jogginghose und ein graues T-Shirt und machte sich ein Kaffee um wacher zu werden.
Und so oft wie ich nun auch schon hier vorbei fuhr, blieb es dabei.
Irgendwann werde ich den Mut dazu aufbringen und den bildschönen Mann ansprechen.
[...]
Es war Sonntag, 18:54 Uhr. Ich stand vor dem Haus des Mannes, war drauf und dran zu klingeln.
Ich wusste nicht, wie ich den Mut gefunden hatte, blieb stets in dem Glauben, wahrscheinlich nie auch nur ein Wort mit ihm zu sprechen, doch anscheinend legte sich bei mir ein Schalter um und nun stand ich hier.
18:55 Uhr werde ich klingeln.
Ich schielte ein paar Mal auf meine Uhr, bis diese den Zeiger umschlug und es nun soweit war.
Mit einem Schritt vorwärts, stand ich nun direkt vor der Tür, drückte zögernd auf die Klingel.
Keine Sekunde später bereute ich mein Tun, wollte wieder verschwinden und so tun als wäre nie etwas passiert, allerdings wurde auch schon sogleich die Tür geöffnet und ich schaute in das lächelnde Gesicht, des Mannes.
»Taehyung!«, rief er glücklich.
»W-was? Wie-«, er unterbrach mich, »Schön das du es doch geschafft hast.«
Wovon sprach er?
Er hielt mir seine Hand hin, welche ich zögerlich ergriff und dann promt in das Innere des Hauses gezogen wurde.
»Jeongguk, ist des Übrigen mein Name.«, wurf er in die Stille. All das war gerade mehr als verwirrend für mich, doch fühlte ich mich unter seiner Berührung erstaunlich wohl, weswegen ich nichts weiter auszusetzen hatte.
Jedoch blieb er in Kürze stehen, drehte sich zu mir, kam mir immer näher und blieb schließlich vor meinem Ohr stehen, in welches er raunend flüsterte:
»Ich habe doch schon solange auf dich gewartet, baby~«