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Und dann ist es endlich so weit. Ich fliege heim! Hab ich schon mal gesagt dass ich das Gefühl habe dass es das Schicksal nicht gut mit mir meint? Dains Bruder hat beschlossen Dain mit nach Kanada nehmen zu müssen. Sie kaufen dort Holz. Ich muss noch zwei Wochen auf ihn warten. Ich bin etwas brummig. In der Firma treffe ich mich mit Matt und der ist völlig glücklich und beschenkt weil er so eine hübsche Arbeitskollegin an seinen Schreibtisch bekommen hat. Das Mädchen ist wirklich lieb. Sie ist ruhig und lässt sich von Matts ewigem Gequassel nicht aus der Ruhe bringen. Als ich einmal mit ihr alleine essen gehe weil Matt mal wieder keine Zeit hat ist sie sehr zuvorkommend. Sie sagt so gut wie nichts. Das ist aber keine peinliche Stille mit ihr sondern eine angenehme. Leider für Matt lächelt sie plötzlich ganz verliebt und als ich sie frage an wen sie denkt sagt sie : „An Dain." Mir reißt sie gerade das Herz aus der Brust und tritt darauf herum. Ich bin entsetzt, geschockt und todunglücklich. Natürlich hat Dain mir mal geschrieben dass er mich liebt aber so wirklich hat er das wohl nicht ernst gemeint. Ich heule mich an dem Abend bei Matt aus. Seine Rana liebt meinen Dain. So richtig können wir es nicht fassen. Ich ignoriere an dem Abend und am nächsten Morgen Dains Nachrichten. Irgendwann lese ich sie doch und Dain macht sich fürchterliche Sorgen. Ich schreibe ihm dass ich Rana getroffen hätte und er freut sich. Rana ist seine kleine Schwester. Sie hat bei Carter Corp eine Anstellung bekommen. Seine ältere Schwester Finja würde ebenfalls dort arbeiten. Er schreibt das so locker und selbstverständlich und mir fallen zehntausend Tonnen Blei vom Herzen. Wir verabreden uns für den Tag an dem er wieder kommt. Er soll am besten dann sofort in die Firma kommen. Er verspricht es zu tun.
Als ich drei Tage später mit Matt und Rana vom Mittagessen komme steht er da. Rana wundert sich was er da macht aber mein Herz hüpft vor Freude. Ich sage nur: „Painajainen." und er nickt. Ich ziehe ich ihn in eine innige Unarmung. Völlig glücklich zeige ich ihm die Firma. Ich weiß ja dass er nicht reden kann. Hätte er es gekonnt dann hätten wir wahrscheinlich nächtelang miteinander telefoniert. Doch ich verstehe ihn wenn ich ihn anschaue. In seinen Augen sehe ich seine Wünsche. Er ist mein ältester und allerbester Freund. Ich liebe es mit ihm durch die Gänge zu gehen und ihm alles zu zeigen. Dain hält sich dann nämlich immer an mir fest. Das ist ein sehr schönes Gefühl mit ihm Hand in Hand durch das Gebäude zu schreiten. Ich bin glücklich weil er endlich da ist. Dain hält sich aber nicht nur an mir so fest. Er geht immer an der Hand von seinen Schwestern. Wenn wir zum Beispiel in der Mittagspause essen gehen dann zieht Rana Dain an und dann nimmt sie ihn an der Hand. Ich bin dann ziemlich eifersüchtig, will aber nichts sagen weil sie ja seine Schwester ist. Sie füttert ihn auch wenn wir essen gehen. Wenn sie es nicht macht isst Dain nichts. Sie macht ihm auch die Schuhe zu wenn die offen sind. Doch das habe ich nur einmal mit mir machen lassen. Seit dem binde ich Dain die Schuhe zu wenn sie auf gehen. Manchmal füttere ich ihn in unserem Büro mit Snacks. Ich ziehe ihn auch ordentlich an wenn sein Hemd oder so aus der Hose rutscht. Nur aufs Klo gehe ich nicht mit Dain. Das macht Rana. mit der Zeit kann ich mich immer besser mit Dain unterhalten. Seine Mimik ist umwerfend komplex und vielschichtig. Er kann mit seinen Augen sprechen. Ich muss nur genau hinschauen. Wenn ich ihn einmal nicht verstehe schreibt er es mir auf. Aber das brauchen wir nicht oft. Ich kann ganz gut sehen was Dain mir sagen will. Dain ist so gut wie perfekt! Und was er am Rechner kann ist beeindruckend. Er kann sich durch so gut wie jede Firewall hacken. Wir können unbemerkt in andere Systeme eindringen und er optimiert unser betriebseigenes System. Carter ist recht angetan von Dain. Er untertreibt! Dain ist ein Juwel!
Leider verabreden wir uns selten bis nie abends oder an den Wochenenden. Ich traue mich einfach nicht zu fragen. Doch als unsere Band ein Konzert gibt traue ich mich doch ihn zu fragen ob er Lust hat zu kommen. Rana und Matt sind ja auch eingeladen. Dain strahlt mich an und nickt. Matt hat leider abgesagt aber Dain und Rana sind gekommen. Ich glaube ich habe Adam ein bisschen genervt aber ich hatte echt Schiss dass Dain unsere Musik nicht mag. Doch diese Angst war unbegründet. Dain feiert mit Rana richtig ab. Der Junge hat Musik im Blut und kann toll tanzen. Doris reagiert extrem eifersüchtig auf Dain. Ich verstehe nicht wieso bis Adam mir erklärt dass Doris auf mich steht. Das finde ich traurig für Doris aber ich liebe Dain und daran wird sich nie was ändern. Auch wenn ich nicht das Gefühl habe dass Dain mich liebt. Er mag mich, klar, keine Frage. Aber wir sind zu vertraut in allem. Er ist mein ältester und bester Freund. Mit ihm habe ich schon die Sorgen meiner Kindheit geteilt. Er kennt mich in und auswendig. Und ich ihn. Wir wissen ganz genau wie der andere tickt. Das Konzert hat uns zwar jetzt auch musikalisch ein Stückchen näher gebracht aber sonst nicht. Wir höhten jetzt während der Arbeit über einen Splitter beide meine Musik am Handy. Das ist cool. Ich liebe es mit Musik zu arbeiten. Das Konzert hat aber was anderes bewirkt: wir dürfen ein Konzert geben. Eigentlich mehrere. Wenn wir Zusagen werden wir eine Woche auf Tour sein. Adam ist begeistert, er ist Feuer und Flamme. Doris freut sich ebenfalls. Nur ich würde am liebsten absagen. Wir müssen unsern eigenen Techniker mitbringen, da die Bühnen zum Teil extern besteuert werden. Seufzend rufe ich Matt an. Er hat so was schon öfters für uns gemacht. Nur halt keine ganze Woche lang. Der Kerl hat Nerven! Sagt ohne mit der Wimper zu zucken zu. Ich denk, er hat doch grade eine Freundin? Ist Rana schon wieder Schnee von Gestern? Ich seufze. Matt tut mir Leid. Die Mädchen bleiben in der Regel nicht lange bei ihm. Er quasselt einfach viel zu viel Blödsinn als dass es eine bei ihm aushalten könnte. Seine längste Beziehung war knapp drei Wochen und das auch nur weil das Mädchen 14 Tage davon im Urlaub war. Ich frage Adam und Doris ob ich die Freikarten für Miami haben könnte. Ich würde gerne Dain einladen. Vielleicht freut er sich dann ja. Doch Adam braucht die Karten auch. Er hat sie praktisch Owen versprochen. Doris ist ganz klar auf Adams Seite! Seufzend gebe ich klein bei. Ich werde Dain morgen sagen dass ich eine Woche weg bin ohne die Option dass er mit mir mit kommt.
Ich sage es ihm kurz vor der Mittagspause. Dain schaut mich traurig an. Ich habe das Gefühl dass in seinen leuchtenden, fröhlichen Augen jemand einfach die Lichter gelöscht hätte. Er schaut mich nicht mehr an und als wir im Fast Food Restaurant ankommen ist Dain völlig abwesend. Er starrt nur enttäuscht vor sich hin. Ich glaube nicht dass ich noch auf diese blöde Tour fahren möchte. Matt und Rana kommen in diesem Moment. Rana merkt sofort dass mit Dain was nicht stimmt. Sie fragt was los sei und ich erzähle ihr mein Dilemma. Matt erwähnt kurz dass er auch mit fährt und das Mädchen schaut vielleicht eine halbe Sekunde irritiert. Dann strahlt sie mich an und freut sich für mich über diese tolle Chance als Musiker. Sie quetscht mich über die verschiedenen Städte aus in denen wir auftreten. Als ich erzähle dass wir zum Abschluss auf einem Festival in Miami spielen strahlen Dains Augen wieder. Er schaut mich fröhlich an und Rana erklärt dass Dain und seine Band dort ebenfalls auftreten werden. Plötzlich haben wir etwas worauf wir uns freuen können. Dain schickt mir ein Demoband von seiner Band. Die klingen echt super. Viel voller als wir. Ich spiele das Band auf mein Handy und nun können wir auch seine Musik während der Arbeit hören. Als an dem Abend Adam zu mir kommt um mir anzubieten dass ich die Freikarten für Dain haben kann lehne ich dankbar ab. Ich erzähle ihm dass Dain selber in Miami auftreten wird. Er findet die Musik von Dains Band auch ganz große Klasse. Die klingen eher wie Profis als wir Laien.

Colin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt