New York, Oktober 1759
Shay lief die Straßen entlang, lief vorbei an den wenigen Menschen die ihm entgegenkamen. Es war Abend, daher kein Wunder, dass kaum mehr einer unterwegs war und die Straßen waren nur spärlich belichtet durch die Öllampen die hin und wieder an den Häuserfassaden hangen. Er schlenderte entlang einer Hauptstraße, ehe er in eine ruhige Seitengasse einbog. Kaum war er um den alten Holzzaun herum gelaufen, erblickte er Haytham. Kurz schlich sich ein freudiges Lächeln auf Shays Lippen als es jedoch schneller wieder verschwand als es aufgekommen war, denn er erkannte den Ernst der Situation. Der Templergroßmeister nagelte nicht gerade sanft ein Bandenmitglied, an die Terrakottafarbe Hausfassade. Die Angst war dem Mann ins Gesicht geschrieben, seine Knie schlotterten und er bettelte förmlich mit bloßen Augen um Gnade. In Haythams Gesicht strahlte jedoch die bloße Wut zur Einschüchterung. Der Großmeister war eben ein Meister darin eine ernste Miene zu behalten und Shay wusste sofort, dass er definitiv nicht in der Haut des Bandenmitglieds stecken möchte. Allgemein wollte er nicht auf der anderen Seite stehen, sondern lieber an Haythams Seite, mehr als nur aus einem Grund.
Shay gesellte sich also dazu, stellte sich neben die beiden und beobachtete das Schauspiel. Kurz zuckten die Augäpfel des Banditen hastig hinüber zu Shay. Kurz hatte er ein Funken an Hoffnung darin gesehen als er irrtümlich Rettung erhoffte, schnell hatte er aber festgestellt, dass es nun wohl eher noch schlechter um ihn stünde.
„Wo ist euer Boss?!" grollte es bedrohlich über Haythams Lippen, während seine Hände fest auf den Schultern seines Gegenübers ruhten und ihn so an der Hauswand festhielten.
„Wenn ich es sage, bringt sie mich um!" rief der Bandit mit zittriger Stimme und hoffte noch auf Gnade.
Seine Augen wanderten flehend zwischen Haytham und Shay hin und her, als betete er darauf, dass wenigstens einer der beiden Männer Erbarmen für ihn übrig hatte.
Shay legte einen Arm neben den Banditen an die Hauswand und lehnte sich so etwas zu ihm rüber.„Sagst du nichts, bringt er dich um." verkündete er dann ruhig und zeigte mit der anderen Hand kurz auf Haytham.
Der Großmeister sah selbst kurz fragend zu Shay, ehe er seinen ernsten Blick wieder auf den Banditen richtete. Dieser schluckte nur schwer als er erkannte, dass dies wirklich ernst gemeint war.
Er zögerte noch kurz ehe er schwer ausatmend mit der Sprache herausrückte „Sie ist in dem Herrenhaus, dem mit den Gärten."
Shay löste seinen Arm von der Fassade und wollte sich schon abwenden, auch Haytham setzte für einen Augenblick zum Gehen an, ehe es doch anders geschah. Seine Hände glitten von den Schultern des Mannes der schon kurz davor war aufzuatmen und sich für die Gnade zu bedanken. Man sah ihm in den Augen an, dass er schon überlegte wohin er flüchten könnte damit sie ihn nicht fand als Haytham seine rechte Hand empor riss und mit einem zischen eine verstecke Klinge ausfuhr, die sich in den Hals des Banditen bohrte. Blut spritzte hervor, weswegen Shay das Gesicht verzog als ihm etwas davon ins Gesicht klatschte und an seiner rechten Wange kleben blieb. Etwas angewidert strich er sich das Blut aus dem Gesicht, während seine Miene eisern blieb, eisern von Wut, Überraschen und Verunsicherung. Indes rutschte der leblose Körper des Banditen an der Fassade zu Boden, ehe er dumpf auf dem Boden aufkam und so die stille Abendluft fast so laut zerbrach wie eine Kanonenkugel. Haytham trat einen Schritt zur Seite, als der Körper nach vorne kippte und vor ihm vor die Füße fiel, während er seine Hand ausschüttelte um etwas das Blut loszuwerden, welches ihm über die Finger sowie Handgelenk gelaufen war, als er seine Klinge in den Hals des Mannes gebohrt hatte.
„Gehen wir." verkündete der Großmeister, über die Schulter mit ruhiger Stimme als wäre nichts gewesen.
Shay sah ihm nur kurz nach, er hatte kurz überlegt, folgte ihm dann aber doch schweigend und gefügig. Er warf einen letzten Blick auf die Leiche, die dort in der Dunkelheit der Nacht in einer dunklen Gasse lag und sich in seinem eigenen Blut tränkte. So armselig und vergessen wie er dort lag und den Boden mit seinem Lebenselixier bereicherte. Dann verließen sie die Gasse ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden. Shays Kopf war gerade voll, voll mit Fragen und Wörtern, die er am liebsten ausgesprochen hätte, aber er wusste nicht wofür er sich entscheiden sollte. In seinem Kopf war in binnen von Sekunden ein Chaos ausgebrochen und er begann gar mit sich selbst zu zaudern. Alles war so schnell und plötzlich passiert und es verwirrte ihn. Seine Devisen, seine Gefühle, seine Meinung, einfach alles wofür er stand war gerade zusammengestürzt wie ein Kartenhaus und er wusste für diesen Moment nicht wofür er jetzt stehen sollte. Er folgte Haytham hinaus auf die Straße.
„Auch Ihr besitzt eine verbogene Klinge?" wagte Shay zu fragen, denn er wollte diese Stille brechen in der Hoffnung sein Chaos würde sich dadurch einfach lichten und es war das was ihn am meisten interessierte, das was er am ehesten sagen wollte.
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Assassin's Creed: Fragments - Snow Sunset (Shay x Haytham)
Fiksi PenggemarMein Name ist Shay Patrick Cormac und dies ist meine Geschichte. Eine Geschichte von einem unglaublichen Mann, der mich wohl von der ersten Sekunde an beeindruckte. Diese Geschichte erzählt von dem verborgenen Teil, von verlorenen Fragmenten, von de...