Kapitel 18

86 5 0
                                    

Taleria P.O.V.

Der nächste Morgen brach viel zu früh an. Mit brummenden Kopf richtete ich mich auf und sah aus dem Fenster.
Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, was hieß, dass es noch nicht zu spät für unser Training war.
Mühsam stand ich auf und machte mich fertig. Während ich meine Haare durchkämmte, versuchte ich mich an den letzten Abend zu erinnern. Bân merethrond, die vielen Leute, Daglas, die Rede und Wein. Viel Wein.
Ich war mir sicher, dass ich, wenn ich keine Elbin wäre, inzwischen mit einer Alkoholvergiftung unter einem Tisch lag. Irgendwie aber, schienen Elben eine gewisse Resistenz gegenüber Alkohol zu haben.
Die Sonne war schon fast da, als ich endlich mein Zimmer verließ. Gottseidank erinnerte ich mich noch an den Weg, sodass ich nicht allzu lange brauchte, um an den Trainingsplatz zu gelangen.
Aragorn war bereits dort, allerdings sah er um einiges schlechter aus als ich. Dunkle Ringe waren unter seinen Augen zu erkennen und sein Haar war auch nicht gerade ordentlich.
„Du siehst schrecklich aus.", begrüßte ich meinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter.
„Dir auch einen guten Morgen, Taleria.", murmelte dieser und lächelte mich müde an.
„Also, fangen wir an! Worauf warten wir?" Hochmotiviert ging ich zu den Waffen, wo auch mein altes Schwert dabei war. „Wir warten auf Firlionel. Schon vergessen?"
„Firlionel? Ach ja, der Schmied! Wo ist er?"
„Er ist hier. Und würde es bevorzugen, so schnell wie möglich seiner Arbeit nachgehen zu können.", antwortete eine Stimme hinter mir.
Firlionel stand am Fuße der Treppe, sein Schwert in der einen Hand, ein Blatt Pergament in der anderen Hand. Letzteres deponierte er sogleich auf einen Stein am Rande der Lichtung.
„Fangen wir an!", rief der Schmied und stellte sich in Kampfposition auf.
Das Training war lang und anstrengend. Firlionel machte sich immer wieder kurze Notizen, was mir etwas Zeit zum Verschnaufen ließ, doch er machte immer sofort weiter.
Aragorn, dieser Heuchler, saß daneben und sagte mir ständig, was ich besser machen sollte.
„Weißt du, Aragorn, wenn du schon so schlau bist, könntest du auch selbst einmal etwas machen!", fauchte ich ihn genervt an, als ich wieder einmal auf dem Boden landete.
Dieser lachte aber nur und saß weiterhin daneben. Nach unzähligen Niederlagen und Stürzen, erklärte Firlionel das Training für beendet.
Müde legte ich mich auf den Boden und schloss kurz die Augen. Das war zu viel Sport für diese Uhrzeit. Vor allem nach der letzten Nacht.
Aragorn schien es besser zu gehen, denn er sprang auf und zog mich wieder auf.
„Da du jetzt endlich fertig bist, könnten wir nun mit unserem Training anfangen."
Für einen kurzen Moment des Schreckens, kaufte ich ihm diesen Scherz tatsächlich ab, doch dann fing mein Freund an zu lachen und klopfte mir auf den Rücken.
„Keine Angst, Taleria. Du musst heute keinen Finger mehr rühren!"

Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Frau Galadriel rief jeden Tag den Rat zusammen, doch wir trafen nicht wirklich Entscheidungen. Es schien, als würden sich die Elben nicht wirklich darum kümmern, dass jeden Moment ein Krieg ausbrechen könnte.
Doch dem war nicht so. Ich sah die angespannten Gesichtszüge Galadriels und den gehetzten Blick Haldirs sehen.
Ich war gerade auf den Weg zurück in mein Zimmer, als Aragorn auf mich zugelaufen kam.
„Es ist fertig!" Erst verstand ich nicht, was er meinte, doch dann ging mir ein Licht auf.
„Mein Schwert!" Aufgeregt klatschte ich in die Hände, was wohl etwas kindisch gewirkt haben musste, doch das kümmerte mich nicht.
„Na los! Komm schon mit!" Aragorn zog mich förmlich durch die Stadt.
Die Tür der Schmiede stand weit offen und ein grünlicher Rauch drang daraus hervor.
Ohne zu zögern betrat ich den Raum und sah mich neugierig um.
Überall lagen Waffen. Manche lagen halbfertig auf einem großen Arbeitstisch, andere waren sorgfältig an die Wand gehängt worden.
„Herrin Taleria! Das ging aber schnell." Man könnte meinen, ich sei nach all der Zeit an dieses ‚Herrin' gewohnt sein, doch aus Firlionels Mund klang es wie ein Fremdwort für mich.
„Ich müsst mich nicht Herrin nennen. Niemand muss das.", sagte ich nur und sah mich weiterhin um.
„Ich schätze Ihr wollt Euer Schwert sehen. Ich bewahre es hier drüben auf.", meinte der Schmied und ging auf die andere Seite des Raums.
„Lass uns raus gehen, dort habt Ihr mehr Platz, um es zu schwingen."
Aragorn, welcher mir nicht in die Schmiede folgte, stand an einen Baum gelehnt und wartete auf uns.
Als wir ins Licht traten, konnte ich erst das Schwert sehen, welches in Firlionels Hand lag. Es steckte in einer schlichten Lederscheide und hatte einen mit grünem Stoff umwickelten Griff.
„Hier bitte. Probiert es ruhig aus. Ein Schwert muss perfekt zu einem passen, sonst könnte man gleich mit einem Stock kämpfen."
Der Schmied überreichte mir mein Schwert und ich zog es sofort aus der Scheide. Ich schwang es ein paar Mal hin und her und warf es von einer Hand in die andere.
„Wie fühlt es sich an?", fragte Aragorn neugierig.
„Es ist so leicht. Als wäre es gar nicht da!" Jetzt betrachtete ich die Klinge genauer.
Sie war nicht geformt wie die Klingen der Menschen und Zwerge. Sie erinnerte mich etwas an ein Samurai-Schwert, allerdings war es viel breiter.
Auf der Klinge selbst war eine rankenartige Gravierung zu erkennen. Ich drehte es einmal herum und sah einen langen Schriftzug eingraviert.
Noer e-laer, anno nin vellas lîn. Feuer des Sommers, gebt mir Eure Stärke.
„Es ist perfekt. Danke Firlionel!" Strahlend drehte ich mich zum Schmied, welcher mir leicht lächelnd zunickte.
„Ich hoffe es wird Euch gute Dienste leisten. Habt Ihr die Gravur gesehen? Es wird eine magische Verbindung zwischen Euch und Eurem Schwert schmieden."
„Magie? Ich dachte Elben beherrschen keine Magie." Thranduil hatte mich damals ausgelacht, als ich ihm diese Frage gestellt hatte.
„Tun wir auch nicht. Für dieses Detail habe ich mir die Hilfe von Mithrandir und Herrin Galadriel geholt. Nur sie können Euch sagen, wie viel Macht in dieser Klinge steckt."
Immer noch verwirrte betrachtete ich das Schwert. Auch wenn es mich ein bisschen schmerzt, mein erstes Schwert abzugeben, so wusste ich doch, dass ich es tun musste. Sonst würde ich Aislinn niemals retten können.
Ich wurde von Aragorns Hand auf meiner Schulter aus meinen Gedanken gerissen.
„Taleria. Wir müssen weiter."
„Weiter? Wohin denn?"
„Naja es gibt da noch etwas. Deine Großeltern wollten dir ein Willkommensgeschenk machen."
„Für ein Willkommensgeschenk ist es etwas zu spät, nicht?"
„Naja, ein Geschenk eben. Komm jetzt!" Und schon verschwand Aragorn hinter der nächsten Ecken.
Seufzend drehte ich mich zu Firlionel um. „Danke noch einmal. Ich werde es in Ehren halten."
Der Schmied lachte nur und ging wieder in seine Schmiede.
„Taleria!" Aragorn wurde langsam ungeduldig, also drehte ich mich um und beeilte mich zu ihm aufzuschließen.

Hi Hi!
I am back😏
Oben seht ihr, wie das Schwert aussieht

Ich wollte euch nur kurz sagen, dass ich einige Logik-Fehler entdeckt habe. Deshalb hab ich alle Kapitel bis hier noch einmal überarbeitet.
jinji


Die Zukunft der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt