Die nächsten Wochen verbrachte ich hauptsächlich damit, meine Telekinese-Fähigkeiten zu verbessern und auszubauen. Ich hatte herausgefunden, dass ich nicht nur Dinge zum Schweben bringen konnte. Ich konnte sie auch einfach so bewegen und sogar zerbrechen. Nach Jahren der Unterdrückung und Schwäche fühlte ich mich endlich mal wieder stark. Dieses - ich sag mal - Talent brachte so viele Möglichkeiten mit sich. Ich hatte endlich eine "Waffe" mit der ich mich gegen Ricky und seine Gang wehren könnte.
Dieses Telekinese-Ding machte mich in vielerlei Hinsicht auch sehr mächtig. Darin lag die versteckte Gefahr. Diese Macht darf mir niemals über den Kopf steigen und außer Kontrolle geraten. Ich möchte niemandem wirklich schaden. Wenn ich meine Kraft gegen jemanden einsetzen sollte, dann nur als Verteidigung. Das schwor ich mir hoch und heilig.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Bin Zuhause." rief mein Vater von der Tür aus. Er kam ins Wohnzimmer, wo ich auf dem Sofa lag und an meinem Handy spielte.
"Na, wie war dein Tag?" fragte er mich.
"Eigentlich ganz gut. Ich musste mein Geschichtsreferat halten. Die Lehrerin war begeistert. Meiner Klasse und allen voran Ricky hat es natürlich nicht gefallen. Aber denen gefällt ja eh nichts, was mit Schule zu tun hat außer Pausen und Ferien."
Mein Vater wusste, dass ich es mit meinen Mitschülern nicht so leicht hatte. Als ich ihm das erste Mal davon erzählte, wollte er mit meiner Klassenlehrerin und den Eltern von Ricky reden, doch ich konnte es ihm ausreden. Das hätte alles noch viel schlimmer gemacht. Außerdem hatte mein Vater nach dem Tod meiner Mutter eh schon genug Probleme. Da musste er sich nicht auch noch mit meinen auseinandersetzen.
Die ganzen letzten Wochen hatte ich zudem überlegt, ob ich meinem Vater von meinen mentalen Fähigkeiten erzählen soll, doch ich hatte es gelassen. Dazu hatte ich zu viel Angst vor seiner Reaktion. Im schlimmsten Fall würde er mich für verrückt erklären und in eine Psychiatrie schicken. Übernatürliche Kräfte waren für ihn einfach nur Schwachsinn. Er wird also so lang wie möglich nichts davon erfahren. Ich konnte ihn nicht auch noch verlieren.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die Klingel ertönte und läutete das Ende der sechsten Stunde ein.
"Als Hausaufgabe erarbeitet ihr bitte Seite 54 und 55 in eurem Lehrbuch. Ich möchte, dass jeder in der nächsten Stunde dazu sprechen kann. Das heißt Stichpunkte machen Leute." Mit diesen Worten entließ uns Herr Flieder, unser moppeliger Geographielehrer, in die Pause.
Die ganze Klasse, mich eingeschlossen, stürmte in die Cafeteria. Ich sicherte mir meinen Lieblingsplatz hinten in einer Ecke. Unsere Schule war nicht so groß, dem entsprechend war auch die Cafeteria relativ klein. Von diesem Platz aus konnte ich also alles gut überblicken. Die Schlange an der Essensausgabe war noch nicht sehr lang. Ich nutzte die Chance und holte mir schnell mein Essen. Kurz nachdem ich mich auf meinem Stuhl niedergelassen hatte, trampelte eine der siebten Klassen herein. Ein kleiner Junge rempelte aus Versehen Richard an, als er sich anstellen wollte. Ricky nahm das sofort als Anlass um mal wieder einen Streit vom Zaun zu brechen. Er packte den Jungen am Kragen.
"Du kleiner Scheißer. Pass mal auf wo du hinläufst. Wag es nie wieder in unsere unmittelbare Nähe zu kommen. Wenn doch, gibt es richtig Stress." Verängstigt nickte der Junge und Ricky ließ von ihm ab. Dieser Arsch. Schlimm genug, dass er mir regelmäßig den Tag vermiest, aber dann auch noch so kleine Jungs anzupöbeln. Wie ich ihn hasste.
Ich schob mir noch einen weiteren Bissen des Fischfilets, das es zum Mittag gab in den Mund, als Ricky sich mit seinem Tablett in der Hand umdrehte um mit Richard und Max zu ihrem Tisch zu gehen. Alex war nirgendwo zu sehen.
Das ist meine Chance. Jetzt kannst du deine Kraft mal richtig verwenden. Gesagt, getan. Ich konzentrierte mich auf Rickys Tablett und wirklich: Es klappte nach oben und fiel dann zu Boden. Reis, Soße und zermaschter Fisch klebten jetzt an seinem T-Shirt. Unterdrücktes Lachen war zu hören. Rickys Ruf eilte ihm voraus. Niemand traute sich laut zu lachen, trotzdem war es eine Genugtuung, ihn so zu sehen. Das geschieht dir recht Ricky Treitmann. Jetzt weißt du mal, wie man sich fühlt, wenn man die Lachnummer ist. Gewöhn dich schon mal dran. Das war nicht das letzte Mal.
Rickys Wangen hatten sich mittlerweile rot gefärbt. Solche Situationen war er nicht gewohnt. Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht aß ich auf und verließ danach die Cafeteria um zum nächsten Unterricht zu kommen.
_____________________________________________________________________________
So. Nach ca. 4 Monaten endlich mal wieder ein neues Kapitel. Danke an alle die meine Story lesen. Ich freu mich über jeden einzelnen Read.
Das Kapitel widme ich @Schmidschatscho. Du hast mich motiviert mal wieder ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe es ist zu deiner Zufriedenheit :)
Gute Nacht an alle und viel Spaß morgen in der Schule an alle, die keine Ferien mehr haben. Ich hoffe, euch geht es nicht so wie Natascha.
DU LIEST GERADE
Telekinese
Novela JuvenilNatascha, 17, ist eine typische Streberin. Gut in der Schule und bei allen Klassenkameraden unbeliebt. Doch was passiert, wenn sie merkt, dass sie etwas kann, was viele für unmöglich halten? Kann sie es schaffen, vom Außenseiter zum It-Girl zu werde...