Am nächsten Morgen muss ich dringend duschen. Ich habe keinen Duschzwang oder so aber ich möchte nie wieder mit fettigen Haaren oder ungewaschen irgendwo hin. Dass ich eine Woche eher Katzenwäsche hatte war ziemlich bäh. Dain grinst und wir gehen in die Duschen neben der Sporthalle. Rana und Matt kommen gerade raus. Da Dain sich nicht schämt und einfach auszieht mache ich das auch. Matt wird knallrot und zieht sich schnell seine Boxer an und verlässt dann fluchtartig den Raum aber Rana unterhält sich mit uns als sei es das normalste der Welt dass sie nix anhat während wir plaudern. Rana hat Wort für Wort mehr an, wir weniger. Als wir ausgezogen sind gehen wir unter die Dusche. Es ist wunderbar das Wasser spült den Dreck der letzten Woche weg. Ich blinzle ein paar mal zu Dain rüber. Die hat richtig viele Muskeln. Ich frage mich wie sie aussieht wenn sie kämpft. Es braucht fünf ihrer Brüder um sie zu besiegen. Ich bin mir ziemlich sicher dass sie die beste ist. Ich bin gerade am Überlegen ob ich noch ein wenig mit ihr küssen soll als Thorsten und Tjorben rein kommen. Sie grüßen verschlafen und stellen sich je unter einen Wasserstrahl. Sie unterhalten sich dass sie Finn und Eki dazu überreden sollten ein Schwimmbad zu bauen. Die beiden quatschen als gäbe es uns nicht. Das kann doch nicht deren Ernst sein! Duschen die immer neben ihren Schwestern? Freya und Finja kommen nun auch und darum hauen Dain und ich ab.
Matt und Rana haben schon das Frühstück vorbereitet so dass wir uns nur bedienen müssen. Ich genieße den Kaffee und gehe mit Dain schon mal unsere heutigen Aufgaben in der Firma durch. Freya hat Ryan eingesammelt und zum Frühstück getragen. Er ist noch richtig müde und schläft auf Freyas Schulter wieder ein. Als wir alle fertig sind (für Finja haben die Geschwister einen Coffee to go vorbereitet) gehen wir gemeinsam zu Asks Bus und ich fahre sie in die Firma. Asks Bus fährt sich im Prinzip wie Adams. Dafür dass Greens anwesend sind ist es erstaunlich ruhig. Ich mag es ja wenn es ruhig ist. Ich frage mich ob nur die Green Männer so laut und lustig sind. Rana kann ja wunderbar schweigen und die älteren Schwestern scheinen auch nicht sonderlich Mitteilungsfreudig zu sein. Ryan schläft und Matt scheint seine Zunge verschluckt zu haben.
In der Firma machen Dain und ich uns gleich an die Arbeit. Wir laden seine neue Firewall hoch und dann treffen wir uns mit den anderen IT Mitarbeitern der Firma um ihnen die neue Firewall zu erklären.
Als Matt und Rana uns zum Mittagessen abholen merke ich wie k.o. Ich eigentlich bin. Die Tourwoche ist nicht spurlos an mir vorbei gegangen und den ganzen Morgen mit reden verbringen ist nicht gerade das was mir gefällt. Ich bin froh dass Matt seine Zunge wieder gefunden hat und er jetzt das Reden übernimmt. Ich grinse ihn dankbar an und freue mich über seinen Monolog. Ich bin völlig fertig und lehne mich daher an Dain. Dass unsere Pommes vor uns kalt werden stört mich nicht. Ich glaube ich habe eh keinen Hunger. Doch Rana ist lieb. Sie erkennt meine Not und füttert nicht nur Dain sondern auch mich. So bekomme ich wenigstens ein bisschen was in den Bauch.
Nach dem Essen gehen wir müde zurück. Wir machen heute eher Feierabend und kehren heim. Wir legen uns noch ein bisschen hin um auszuruhen. Denn heute Abend hat Dain eine Trainingseinheit mit ihren Geschwistern. Ich bin gespannt wie gut sie ist.
Der Mittagsschlaf hat uns gut getan. Wir wachen erholt auf und Dain zeigt mir noch ein paar Melodien die ihr eingefallen sind. Sie spielt sie mir vor und ich muss zugeben dass ich die echt schön finde. Finn und Eki platzen rein und machen etwas enttäuschte Gesichter. „Wir haben oben die Zimmer fertig." sagen sie. Die beiden sind hier die Innenarchitekten und bauen die Lagerhalle zu einer Wohnung um. Sie haben ja auch die Sporthalle, die erste Etage und den genialen Musikraum geschaffen. Die letzten Wochen haben sie an der oberen Etage gewerkelt. Dain grinst mich an und legt ihre Gitarre weg. Wir folgen den Zwillingen und die zeigen uns ein großes Zimmer. „Wenn du willst kannst du hier einziehen!" bieten sie mir an. Ich schaue sie erstaunt an und sie plappern fröhlich: „Wenn du da bist ist Dain irgendwie anders, lebendig. Ohne dich ist er mehr so ein Zombie. Verstehst du?" Nein ich verstehe nicht! Erstens weiß ich nicht weswegen Dains Brüder sie ‚er' nennen, sie wissen doch dass Dain ein Mädchen ist und zweitens ist sie kein Zombie. Sie ist ein Engel der mich beschützt. Sie hat all die Jahre ihre ganze Energie genutzt um mir gut zu tun. Es ist gemein zu behaupten sie wäre ein Zombie. Sie hatte nur keine Kraft mehr sich um sich selber zu kümmern. Das musste ihre Familie tun. Sie hat mein Leben gerettet und das hat sie ganz hervorragend gemacht. Jeden Tag habe ich mich auf Ihre Nachricht gefreut. Selbst wenn alles dunkel um mich herum war hat sie meinen Tag erhellt. Jeden Tag einen kleinen Hoffnungsschimmer zu bekommen hat mich am Leben erhalten. Denn der kleine, winzige Lichtstrahl in finsterer Nacht wirkt besser als eine helle Lampe am helllichten Tag. Die meisten Menschen können ihre Engel darum nicht sehen, weil sie eh schon auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Doch die Idee hier mit Dain zusammen zu wohnen gefällt mir gut. Dain gefällt die Idee auch. Wir beschließen meine Wohnung zu kündigen und meine Sachen in ihr Zimmer zu räumen. Das meiste ist ja eh schon bei ihr. Wir fahren also mit Asks Bus zu meiner Wohnung. Viel besitze ich nicht. Mein Laptop und meine Gitarre und Verstärker sind ja schon bei ihr. Die Akustikgitarre die sie mir vor Jahren geschickt hat ist mein allergrößter Schatz. Die packe ich ganz vorsichtig ein. Dann nehme ich alle Noten und wir probieren Bett, Schreibtisch und Regal auseinander zu bauen. Da das aber alles vom Sperrmüll ist gehen die Sachen kaputt. Wir beschließen das Zeugs wegzuschmeißen und nehmen nur meine Matratze, Wasserkocher und mein Geschirr und Besteck mit. Die Küche lassen wir für den Nachmieter. Dann sortiere ich die Post und sehe die Mieterhöhung. Der Typ will plötzlich drei mal so viel Geld von mir. Ich glaube ich spinne! Ich rufe ihn an und frage was das soll. Der Typ sagt einfach nur dass ich entweder in 15 Minuten die Wohnung räumen soll oder ich müsste ihm das Geld zahlen. Ich sage tonlos: ich brauche das schriftlich! Der Typ lacht dreckig und sagt: Du hast vierzehn Mintuen Zeit auszuziehen! Deine Zeit läuft. Wir schaffen doch noch die Küche in Trümmern aus der Wohnung und zehn Minuten später ist der Vermieter da. Ich gebe ihm den Schlüssel und sage: „wenn ich das nicht in den nächsten Tagen schriftlich von ihnen habe dann zeige ich sie an wegen Nötigung!" Der Kerl lacht mich aus und sagt: „Wir sehen uns vor Gericht!"
Geknickt fahren wir meine Sachen in unser Neues Zimmer. Rana und Rian helfen uns beim Einräumen und Einrichten. Zum Schluss sieht unser Zimmer richtig urig aus. Die Instrumente hängen an den Wänden, meine Kisten in denen ich meine Sachen verstaue sind als Sitzgelegenheiten um Adams Fass gruppiert. Das Fass hat er mir geliehen weil er zu Embla zieht. Owen hat ihn endgültig aus seiner Wohnung geschmissen. mit beeindruckend handfesten Argumenten. Adam hat ein ordentliches Veilchen aber einen seligen Gesichtsausdruck. Ich glaube er liebt Embla sehr. Embla und er haben sich ihr Zimmer in einen Strand verwandelt. Finn und Eki haben Sand in Epoxidharz gemischt und als Bodenbelag verteilt. An einer Wand haben sie eine riesige Fototapete von einem Strand. Als Sofa haben sie einen Strandkorb und eine Hängematte. An den anderen Wänden hängen ihre Surfbretter. Das Zimmer sieht voll cool aus. Finn und Eki haben aus ihren Zimmern Werkstätten gemacht. Sie haben ihre Betten unter der Decke. Das finde ich sehr praktisch. Sogar Carter scheint hier einzuziehen, denn in Freyas Zimmer hängen seine Anzüge und Hemden. Matt und ich überlegen ob wir das wirklich so toll finden mit unserem Chef zusammen zu wohnen. Aber da wir es ihm nicht verbieten können hilft es nix. Matt wird auch hier einziehen. Er findet die Wohnung hier cooler als seine Bude.
Daryl lacht mit Matt über irgendwelchen Blödsinn da ruft Ask uns alle runter weil Ryan in Schwierigkeiten steckt. Wir folgen alle seinem Ruf. Mich schaut er mit hochgezogener Braue an und brummt: „Du hast nichts an einem Tatort zu suchen, Bubi." Ich schaue zurück und sage: „Ich kann euch aber dort hin fahren." Ask nickt und gibt mir wieder seinen Busschlüssel.