Kapitel 4

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Nachdem eine kurze Stille eingetreten war, kam die Frau des Farmers und unsere Mutter auf die Veranda, die Hände voll mit Geschirr und Kaffeegebäck. Jimin und ich standen sofort auf und nahmen unserer Mutter das Geschirr ab, um den Tisch zu decken. "Vielen Dank Jungs, das ist sehr lieb von euch.", bedankte sie sich und tätschelte meinen Kopf. Kurze Zeit später kamen auch Namjoon und Teahyung aus dem Haus. Sie hatten weitere Holzstühle dabei, damit wir uns alle hinsetzen konnten.

Nachdem alles fertig gedeckt war, genossen wir den selbst gebackenen Kuchen. Er war wirklich lecker. Sonst hatte ich nie etwas für einen Erdbeerkuchen übrig, aber dieser war ein Traum für die Geschmacksknospen. Die nahezu feuerroten Erdbeeren waren saftig, nicht zu süß und nicht zu sauer. Die Galantine, welche die Erdbeeren zusammenhielt hatte den fruchtigen Geschmack der Beeren angenommen und glänzte leicht in der Sonne. Der Tortenboden war fluffig weich und trug die perlweiße Quarkcreme durch die der Kuchenboden und die Beeren perfekt harmonierten. Ich konnte nicht anders und ließ mir ein wohliges Geräusch entgleiten, welches nur zu gut zeigte, dass es mir schmeckte. "Sag bloß dir schmeckt eine Erdbeertorte!", kam es überrascht von meiner Mutter. Mit leicht roten Wangen nickte ich und ließ meinen Kopf hängen. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass Taehyung, der neben mir saß, mich süß angrinste, was mich noch mehr in Verlegenheit brachte. "Das ist ein uraltes Rezept meiner Familie. Als meine Mutter starb habe ich es von ihr geerbt.", erklärte die Frau. "Aber ich muss Kookie schon Recht geben, die Torte ist unbeschreiblich gut!", sagte meine Mutter. "Magst du noch ein Stück?", fragte mich die Frau nett "Nein, Danke", meinte ich und lehnte mich in den Stuhl zurück.

Während die Erwachsenen darüber redeten die nächsten Wochen auf der Farm zu verbringen, wovon meine Mutter sehr begeistert war, blickte ich in die Ferne. Die Maiskoben bogen sich leicht im Wind und durch die untergehende Abendsonne sah es so aus, als würden Goldbarren direkt vor uns wachsen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

"Paps meinte ich solle dir die Hasen zeigen!", riss mich Taehyung plötzlich aus den Gedanken. Ich musste kurz das Gesagte realisieren, bevor ich nickte, aufstand und Taehyung folgte. "Also du heißt Jungkook?", fragte er mich um die Stille zwischen uns zu brechen. Ich nickte: "Genau! Aber du kannst mich auch Kookie nennen. Zumindest machen das meine Familie und Freunde.", antwortete ich. "Haha, süß. Paps hatte Recht als er erst sagte, dass du aussiehst wie ein Kaninchen.", meinte er, während er mich musterte. "Du hast dunkle Knopfaugen, eine niedliche Nase und leichte Paustbäckchen. Wie ein richtiges Häschen.", sprach er und wendete nicht den Blick von mir ab. Ich musste etwas kichern, da seine Beschreibung meines Aussehens klang, als würde er mit einem kleinen Kind reden.

"Da wären wir!", sagte er plötzlich und zeigte auf einen ausgebauten Hasenstall indem sich sicher über zehn Kaninchen befanden. "Woah! So niedlich!", meine Augen strahlten. "Haben die alle Namen?", fragte ich aufgeregt. "Also die sieben großen Hasen haben Namen. Aber die kleinen da hinten noch nicht. Mir sind noch keine eingefallen.", erklärte er. Ich nickte: "Und wie heißen sie?", harkte ich nach. "Also der Größte, dort hinten in der Ecke, der gerade schläft heißt Koya. Der kleinere Hase neben ihm, der Hellbraune, heißt Shooky. Der ist etwas frech und beißt auch ab und zu.... Der Hase der auf der anderen Seite von Koya sitzt, habe ich Tata genannt. Wenn er sich streckt wird er ganz lang, wie ein Kaugummi!", er kicherte. "Der mittelgroße Hase da, der auf der anderen Seite des Stalls sitzt, der Weiße. Siehst du ihn?", fragte er mich vorsichtshalber, worauf ich nickte. "Der heißt Chimmy. Er ist etwas tollpatschig, lässt aber alles mit sich machen! Und siehst du den etwas größeren ebenfalls weißen Hasen neben ihn? Das ist RJ! Er ist total verkuschelt und von der Schnauze her erinnert er mich immer an ein Alpaka!". Ich kicherte und hielt meine Hand vor meinen Mund. "Es stimmt doch!", meinte er ebenfalls lachend. Ich nickte und unterdrückte mein Lachen. "Und die beiden hier vorn sind Cooky und Mang! Jetzt rate mal wer von den beiden Cooky ist!", sagte er und sah mich mit seinem breiten Grinsen an. "Mh... Der Schwarze?", fragte ich und deute auf den Kleineren der beiden Hasen. "Naja, eigentlich ist er dunkelbraun, aber du hast Recht! Er heißt wie du und sieht aus wie du! Er ist sogar mein Lieblingshase!", meinte er. "Mang ist etwas aufgedreht. Er hat ab und zu seine fünf Minuten, bei denen er durch den Stall hoppelt und die Futternäpfe umschmeißt, aber ansonsten ist er sehr lieb!", kam Taehyung zum Schluss. Noch immer sah er mich grinsend an, was mich leicht in Verlegenheit brachte. "Sie sind alle sehr süß!", meinte ich und betrachtete den schwarzen Hasen welcher mir wirklich etwas ähnlich sah. "Magst du einen mal hochnehmen?", riss mich Taehyung aus meinen Gedanken. Sofort nickte ich und strahlte über beide Ohren. "Gut welchen möchtest du hochnehmen?", fragte er mich und blickte zu den vielen Kaninchen, welche durch den Stall hoppelten. "...Ich glaube ich nehme... Koya!", sagte ich und zeigte auf ihn. Taehyung nickte und ging um den Stall rum, um Koya herauszuheben. "So Großer, jetzt kommst du zu Kookie!", meinte er, kam mit dem Hasen wieder zu mir und gab ihn mir in die Hand. "Er ist so weich!", war das erste was ich sagen konnte. Ganz ruhig saß er auf meinem Arm und schnupperte an mir. "Mein Bruder Namjoon hat ihn Koya genannt. Als er klein war hat er so gut wie alles Koya genannt. Sein Spielzeug, seine Kuscheltiere, einfach alles.", sagte er lachend. "Er ist wirklich lieb.", meinte ich und streichelte ihm den Rücken. Nach ein paar Minuten setzte ich ihn wieder in den Stall, strich kurz meine Hände ab, da Koya sehr gehaart hatte und wandte mich wieder zu Taehyung: "Was machst du eigentlich hier den ganzen Tag?", fragte ich. "Nun, seitdem ich nicht mehr auf die Kunstakademie gehe, helfe ich meinem Paps immer auf den Hof. Ich füttere die Tiere, helfe im Haushalt und manchmal fahre ich mit Paps raus auf das Feld, um den Mais zu überprüfen.", erklärte er mir und zuckte leicht mit den Schultern. "Wow, das klingt nach harter Arbeit, oder?", ich sah ihn leicht besorgt an. "Man gewöhnt sich daran. Ich kenne es ja nicht anders. Ich bin mit diesem Lebensstil aufgewachsen.", erklärte er. "Und du, Kookie? Was machst du, wenn du nicht gerade im Urlaub bist?". Interessiert sah er mich an. "Ich mache gerade mein Abitur. Es ist schwer, manches verstehe ich nicht gleich auf Anhieb und muss es dann zu Hause alleine versuchen zu kapieren.", antwortete ich leicht betroffen. "Aber jetzt hast du ja erstmal Urlaub!", versuchte er mich aufzumuntern. "Ja! Und wenn ich wieder zurück nach Hause fahre, bemühe ich mich wieder gut in der Schule zu sein!", sagte ich lächelnd. "Ja... Wenn du wieder nach Hause fährst...", wiederholte er meine Worte leicht nuschelnd. Er wirkte plötzlich so traurig. "Was ist los Taehyung?", harkte ich nach. "Ach nichts!", wimmelte er ab. "Ach und nenne mich Tae! So nennen mich all meine Freunde!", meinte er mit seinem unverkennbaren Lächeln.

Old McKim Had A FarmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt