Monty, der Hund

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Es war ungewöhnlich, wieder in Pelican zu sein. Die ruhige Atmosphäre, keine Autos, keine hunderte Menschen, die einem auf der Straße entgegenkommen. Auf der einen Seite war Calum unheimlich froh, wieder hier zu sein, er hatte sein Haus, seine kleine Farm und die Leute furchtbar vermisst. Andererseits war es schön, wieder in Zuzu City zu sein, seine Freunde zu treffen, feiern zu gehen...

"Ist alles okay?", fragte Sebastian leise und ergriff die Hand seines Freundes. Calum zuckte zusammen, lächelte dann aber.

"Ja, ja, natürlich. Es ist nur ungewöhnlich, wieder hier zu sein", antwortete Calum, sein Blick wanderte zu seinem kleinen Gemüsefeld. Marnie hatte sich darum gekümmert, wie sie es Cal versprochen hatte.

"Ich verstehe", murmelte Sebastian, sah den Weg entlang, der in die Stadt führte. Sam und Abigail waren nicht mehr zu sehen, vielleicht waren sie sogar schon Zuhause?

"Also dann, willst du noch mit rein kommen...?" Calum ließ das Ende offen, aber Sebastian wusste, worauf sein Freund hinauswollte. Doch er schüttelte grinsend den Kopf.

"Nein, ich muss nach Hause", erwiderte Sebastian, schulterte seinen Rucksack. Calum sah ein wenig enttäuscht aus, nickte jedoch. "Mum wartet schon auf mich."

"Okay, dann bis morgen, hm?", lächelte Calum. Er wollte Sebastian am Liebsten bei sich behalten. Er wusste, Sebby mochte es nicht, dort zu sein. Verabscheute es nahezu. Sebastian nickte kräftig. "Du kannst immer zu mir kommen, okay?"

"Okay", lächelte Sebastian, streckte sich hoch zu Calum, um ihn kurz zu küssen. Er hätte ihn so gerne länger geküsst, aber ihm war bewusst, dass seine Mutter sonst Amok laufen würde, wenn er nicht in den nächsten fünfzehn Minuten zuhause war. "Also, bis morgen."

"Bis dann", lächelte Calum, küsste den älteren noch einmal kurz und ließ traurig lächelnd dessen Hand los. Sebastian machte sich daran, nach Hause zu kommen. Kaum war er außer Sichtweite, fühlte Calum sich leer, in den Wochen, die die beiden sich kannten, war Sebastian mehr geworden als nur eine Bettgeschichte. Als ein Freund. Als ein kleiner Crush.

"Calum, da bist du ja wieder!" Marnie kam breit grinsend auf Calum zu. Erneut zuckte er zusammen, lächelte, als er die Farmerin erblickte.

"Marnie, hallo!", grüßte Calum zurück, kam auf die Frau zu und umarmte sie lächelnd. Grinsend lösten die beiden sich wieder. "Schön, dich wiederzusehen. Scheinbar war mein Gärtchen in besten Händen."

"Ach, was", lächelte Marnie, lief leicht rot an und gab dem jungen Mann einen liebevollen Klaps auf den Oberarm. "Ich hab doch nur gegossen."

"Und Unkraut gejätet, gedüngt und das Gras rundherum gestützt", grinste Calum. "Wirklich, Marnie. Vielen Dank, du hast was gut bei mir." Auf einmal wurde die Brünette ernst.

"Ja, Calum", murmelte sie, verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. "Das würde ich direkt einlösen, wenn das in Ordnung geht."

"Wie? So schnell?", lachte Calum, bemerkte aber sehr schnell, dass es Marnie wirklich wichtig war.

"Ja. Der Kleine macht mir die Tiere scheu, ich kann ihn nicht bei mir behalten, auch wenn ich ihn an sich gerne hab", antwortete Marnie. Dann wandte sie sich in Richtung Süden. Sie pfiff einmal laut und wenige Sekunden später kam etwas raschelnd durchs hohe Gras gewackelt. Es war ein Hund. "Ich möchte dir nichts aufzwingen, Calum, aber einen Hund kann ich bei mir nicht halten."

"Ich, äh, weiß nicht ganz", murmelte Calum überrumpelt.

"Schon gut, ich hatte es nur gehofft", nickte Marnie verstehend, kniete sich zu dem Hund herunter und kraulte ihn hinter seinen Ohren. Calum fühlte sich sofort schlecht. Er war Marnie etwas schuldig und schlug ihr ihren Wunsch jetzt ab. Er bemerkte ihren traurigen Blick, sah zu dem Hund. Mit den wohl süßesten Augen der Welt sah der Hund ihn an, schleckte sich selbst einmal über die Nase und fing an zu hecheln.

"Hat er... hat er einen Namen?", fragte Calum, als er sich schließlich auch herunterkniete. Marnie lächelte.

"Jas hat ihn Monty genannt."

"Passt zu ihm", grinste Calum. Der Schäferhund-Collie-Mix fing an, Cals Hand abzuschlecken. Verdammt, der war einfach zu süß! "Okay, ich behalte ihn hier. Ich bin überredet."

"Danke, Calum! Du tust mir einen großen Gefallen!", rief Marnie breit lächelnd aus und umarmte Calum kurz, sobald sich dieser aufgerichtet hatte. Calum lächelte ebenfalls, hoffentlich würde er das nicht bereuen...

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Monty sprang hechelnd über die Wiese, jagte einem Schmetterling hinterher. Calum sah dem jungen Hund grinsend dabei zu, zog immer mal wieder an seiner Zigarette. Die letzten Tage waren verdammt anstrengend gewesen und er hatte kaum Zeit gehabt, mal ordentlich durchzuatmen. Da kam ihm ein entspannender Abend auf der Veranda perfekt entgegen. Als er auf sein Handy sah, sah er, dass Dean ihm geschrieben hatte.

'Hey Buddy, Carly meinte, dass du schon wieder Zuhause bist. Seid ihr gut angekommen? War auf jeden Fall gut, dich mal wieder zu sehen und den Typen kennenzulernen, der dir so ein Herzklopfen bereitet ;)'

'Hey Deanie Beanie ƪ(‾.‾")┐ Kann ich nur erwidern. Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe, habs irgendwie verpasst. Und was macht ihr grad so?'

Erschrocken sah Calum auf, als Monty auf einmal laut los bellte. Er sah in die Richtung, in der sein Hund verschwunden war, machte sich daran, zu ihm zu kommen. Stirnrunzelnd musterte Calum Jas, die an seinem See saß und sich leise weinend an den Hund klammerte.

"Jas, was machst du denn hier?" Jas zuckte erschrocken zusammen, sah auf und krallte sich noch mehr in das Fell des Tieres.

"Du kannst mir Monty nicht wegnehmen! Er ist mein Hund!"

"Aber Jas", seufzte Calum, setzte sich neben das Mädchen. Sie rutschte automatisch weg, zog den Hund am Halsband weiter zu sich. "Ich nehme ihn dir doch nicht weg. Ihr habt keinen Platz für ihn und so ein Hund nimmt extrem viel Zeit in Anspruch, weißt du?"

"Aber er kann in meinem Bett schlafen und mein Obst bekommen! Ich kann mich um ihn kümmern, ich kann jeden Tag mit ihm rausgehen und-"

"Ach, Jas", murmelte Calum, streichelte dem Hund über den Kopf. "Das geht doch nicht. Bei mir ist er in guten Händen."

"Nein!", rief Jas. "Nur bei mir hat er es gut, gib ihn mir zurück!" Das Mädchen sprang auf, sah Calum mit verweinten Augen an.

"Das würde deine Tante wirklich nicht gut finden, Jas, sei doch vernünftig." Eine achtjährige und vernünftig? Ja ne, ist klar, Calum.

"NEIN!"

"Jas, der Hund bleibt hier", brummte Calum, hielt Montys Halsband fest.

"Er heißt Monty und er ist MEIN Hund!"

"Nein, jetzt nicht mehr!", antwortete Calum. "Er gehört jetzt mir, du kannst ihn besuchen wann immer du willst, aber er bleibt hier." Jas war sichtlich müde. Kein Wunder, es war schon nach zwanzig Uhr. Wo Shane wohl steckte? Er trug doch die Verantwortung für seine Patentochter. Traurig nickte das Mädchen, schmiegte sich an den Hund, der fast so groß war wie sie. Ein leises 'Monty' kam über ihre Lippen.

"Behandel ihn gut, versprochen?", schniefte Jas, als sie sich wieder vom Hund löste. Calum nickte sofort. Er wusste, dieser 'Abschied' war für sie nicht leicht. Skeptisch sah er dabei zu, wie das Mädchen langsam ihre Haarschleife löste. Ihr brannten die Tränen in den Augen, während sie dem Hund ihre grüne Schleife umband.

"Ich glaube, du solltest nach Hause gehen", murmelte Calum schließlich. Jas nickte, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, zog die Nase hoch.

"Bis dann, Monty", murmelte sie, drückte dem Hund noch einen Kuss auf den Kopf, ehe sie los in Richtung Farm rannte.

Selten war Calum so zwiegespalten, wie an diesem Abend.

Sebastian | SDV FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt