1. Nachschub

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Leises knistern und knacksen, flackern und flimmern erfüllten die Luft. Die Flammen des kleinen Lagerfeuers tanzten unter der großen Brücke, über diese eine zwei spurige Straße führte. 

Leise wurde warmer Atem in zwei kalte Hände gehaucht, bei dem versuch diese dabei an einander warm zu reiben. 

"Verflucht ist das kalt heut." 

Bibberten diese Worte zwischen zwei zerkauten Lippen hervor. 

"Es wird eben langsam Winter" erwiderte Liv. Ein junges Mädchen das sich verzweifelt versuchte mit ihrer Strickjacke warm zu halten. 

"Ja das ist mir klar." entgegnete ein Junge mit schwarzen Haaren der auf der anderen seite des Lagerfeuers saß.

Neckend streckte sie ihm die Zunge raus und rückte ein Stück näher an das heiße Feuer. 

"Shit!" fluchte es von rechts, eine leere Dose Spagetti rollte in dessen Sichtfeld. Stoppte gegen die Schuhspitze des schwarzhaarigen, diese er wieder mit einem kaum berührenden Tritt davon kickte und neben ein paar zerrupften Kartons und Müll landete. 

"Was ist los Ty?" fragte Liv und sah zu dem Rotschopf der sich nicht weit von ihr auf den Boden hinpflanzte. "Wir haben nichts mehr da. Wirklich nichts" kam es aufgewühlt. 

Seine grünen Augen fuhren zu dem schwarz Haarigen rüber der seine Hände, wärme suchend nach dem Feuer ausstreckte. "Mitch. Wir müssen Besorgungen machen und zwar Heute!"

Dieser schnalzte jedoch nur mit der Zunge. 

Ein Zeichen dafür das er sich bereits Gedanken darüber machte. 

"Gut, ich nehme Alex mit" "Was? Wieso diesen Schlappschwanz? Ich bin viel besser im Feilschen als dieser-" "Halt den rand Ty". 

Ohne weitere Zeit, sinnlos in der Kälte zu sitzen, erhob sich Mitch aus dem Schneidersitz und schüttelte sein rechtes Bein aus. Welches ihm zur hälfte bereits weg geschlummert war. 

Die ersten Schritte waren ziemlich unschön und ekelhaft, aber je mehr er lief desto schneller ging das Gefühl der Taubheit wieder weg. 

Das Kleine Mädchen mit dem Dutt wandte nun ihre Aufmerksamkeit dem Rotschopf zu. "Du solltest einen netteren Ton anlegen Ty." Doch dieser prustete nur abfällig. "So wie du? In dem ich nichts sage?" zischte dieser konternt das zwei Jahre jüngere Mädchen neben sich an. Sie war die jüngste in der Truppe und damit auch die kleinste. 

Ty war nie ein Freund von Gesellschaften gewesen, doch war er froh Mitch zu kennen. Sonst wäre er wohl nie da gelandet, wo er jetzt ist, auch wenn er sich bessere Umstände als diese gewünscht hätte. 

~~~~~

"Hey Alex" 

Alex saß in einem der Zelte etwas abseits, an der Stelle wo sie ihre Betten gebaut hatten, ein wenig geschützt vom kalten, pfeifenden Wind.

Sie hatten schon des öfteren versucht das Feuer dort in die Nähe zu bauen aber der Wind blies den ganzen Rauch immer in die Zelte. Das war nicht so vorteilhaft wie man es gern gehabt hätte. 

"Jo Mitch, was gibt's?" erwartungsvoll sah er zu dem schwarz Haarigen auf. 

"Ich will Lebensmittel holen gehen, kommst du mit?" "Ich? Wieso nicht Tylor?" sah Alex ihn mit gehobener Braue an. Seufzend fäst Mitch sich mit der Hand an den Nasenrücken um diesen zwischen den Fingern zu massieren. 

"Hinterfrag es nicht und komm einfach mit" knurrte er, packte Alex einfach unter dem Arm und zog ihn etwas unsanft auf die Beine. "He! Ich kann selbst aufstehen" "Los jetzt bevor wir am ende noch hungern müssen." 

"Idiot!.." murmelte Alex, Mitch hinter her und zog seine Jeans richtig hoch. "Dabei ist Ty doch besser in sowas als ich." 

"Los jetzt bevor ich dich an deinen Ohren dahin schleife!" rief Mitch der bereits schon ein Stück unter der Brücke hervor gegangen ist und von dem grauen bewölktem Himmel begrüßt wurde. 

"Ist ja gut, Mann" Alex holte zu Mitch auf und vergrub seine Hände in den Taschen seiner dicken Weste die er über seinem roten Kaputzen Hoodie trug. Diese natürlich bessere Tage gesehen hatten, so wie auch Mitch's schwarze Lederjacke und alles andere was die Kids so an sich trugen. 

~~~~~

  Mit 617.594 Einwohnern ist Boston eine recht große Stadt. Zumindest empfinden es die Kids so. Das Leben, oder wohl eher Überleben in dieser Stadt, ist ertragbar. Auch wenn sie wenig Geld und Essen besitzen ist es ein schöner Ort den man wohl gern besuchen kann. 

Die zwei jungen bogen in eine belebte Straße ein und hielten vor einem etwas herunter gekommenen Kiosk an. 

Das Glöckchen über der Ladentür kündigte ihren Besuch an als sie in das Geschäft hinein traten. 

"Ihr könnt gleich wieder gehen, ich hab diesmal nichts für euch." kam es von einem etwas dicklichen, um die mitte 30 Jahre alten Mann. 

"Komm schon Eugen, schick uns nicht mit leeren Händen nach Hause. Wir sind echt arm dran Mann" "Was denkt ihr wie arm dran ich bin wenn ich wieder so viel an euch verschenke" "Diesmal haben wir ein wenig Bargeld dabei, wir bezahlen dir auch was dafür." 

Ohne weiteres holte Mitch seine herunter gekommene Brieftasche hervor und zückte 20 Dollar aus diesem. "20" schnaufte Eugen. "Mal sehen was ich da für dich da hab Mitch" Eugen verschwand in ein Hinterzimmer und holte eine Plastik Kiste, mit Dosen, Obst und Gemüse nach vorn und stellte diese auf den Tresen. 

"Ich geb euch die hier."

Der Kiosk Besitzer platzierte zwei Dosen. Eine war eine Tomatensuppe und die andere eine Dose mit Rindfleisch die nur noch darauf wartete aufgewärmt zu werden.

"Zwei Dosen!? Das ist zu wenig, ich hab 4 Mäuler zu stopfen, komm mir doch mal entgegen" "Die sind zwei Tage überreif, das ist das beste was du noch haben kannst, Junge". 

Während Mitch versuchte mit Eugen zu feilschen, sah Alex sich in aller ruhe ein wenig um. Lies dabei sogar unauffällig einen Schokoriegel in seine Hosentasche sinken. 

Es war eigentlich ein ganz gewöhnlicher Kiosk in einer belebten Stadt der versuchte irgendwie über die runden zu kommen, auch wenn er heimlich noch Lebensmittel an Obdachlosen vertickerte. 

"He! Komm bloß nicht auf den Gedanken was ein zu stecken Junge, sonst gibt's ärger" drohte es.

Seufzend wollte Alex den Schokoriegel wieder zurück legen, doch dann dachte er sich nur: "Scheiß drauf, ich bin schlimmer dran als der Fettsack, der hat nen ganzen Laden voll und ich habe nichts". 

Nichts...

Dieses Wort ist zu Alex's größten Hasswort geworden. Er hasste es, denn es erinnerte ihn Tag täglich was er war, was er besaß und wie er lebte. 

"Gut pass auf, ich geb euch die Dosen hier, dazu zwei Paprikas, schneidet die kleine schimmlige Stelle einfach weg und dafür noch das hier" Damit reichte er Mitch zwei Liter Flaschen Wasser. 

"Dude, du bist echt in Ordnung. Danke Mann" Auch wenn Eugen etwas streng wirkte hatte er dennoch ein Herz für diese Kids, er selber hatte drei Töchter und wusste aus nächster nähe wie es war wenn man zu wenig oder nichts besaß. 

Natürlich hatte Eugen ein Auge zugedrückt und es ihnen für nichts überlassen, denn es würden noch schwerere Zeiten für diese kommen.

"Kommt das nächste mal nicht zu mir" Eugen reichte Mitch eine Plastiktüte mit all den Lebensmitteln und reichte sie ihm über die Theke. "Danke noch mal". Bedankte sich Mitch erneut.

Definitiv war Mitch jetzt etwas erleichterter als zu vor. Zwar würde es für knapp zwei Tage reichen, dennoch war er froh das sie nicht erneut eine Nacht ohne Essen zu Bett gehen mussten.

Forever Together - we're gonna go FarWhere stories live. Discover now