Anfang von Allem

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Ich laufe immer schneller durch das trockene Unterholz und kann die Äste unter meinen hastigen Schritten krachen hören.
In was für eine schreckliche Situation ist unsere Welt nur hinein geraten, frage ich mich immer wieder jedoch mit dem Wissen im Hinterkopf dass, mir keine Zeit bleibt um zu grübeln denn ich muss laufen……schneller…..und immer weiter wenn ich leben möchte.
Als ich meinen Blick hinter mich werfe, sehe ich wie mir ungefähr zwanzig Untote Biester auf den Fersen sind und ich kann weit und breit keinen Ausweg erkennen, denn der Wald scheint schier endlos zu sein. Ich merke, wie meine Wangen zu glühen beginnen, mein Puls immer schneller rast und wie mir der Schweiß von der Stirn bis zu meinem Mund läuft denn, der salzige Geschmack sammelt sich auf meinen trockenen Lippen.
Ich habe schon eine halbe Ewigkeit keine Nahrung, geschweige denn Flüssigkeit zu mir genommen und fühle mich als würde ich auf Watte rennen, denn irgendwie gibt der Boden unter meinen Füßen nach.
Mir wird erschreckend klar, dass ich sehr bald am Ende meiner Kräfte sein werde, was natürlich in den sicheren Tod, für mich, führt. Aus letzten Reserven, sammele ich meine ganze Konzentration um mich um zu schauen und irgendeine Möglichkeit zum schnellen Schutz ausmachen zu können und tatsächlich……ich erkenne eine Art hohlen Baumstamm. Ich reiße mich noch ein letztes Mal zusammen und versuche die stechenden Schmerzen auf meiner Lunge und in meinen Seiten zu ignorieren um schneller zu flitzen bis ich schließlich den Baumstamm erreiche und halb in ihn hinein schliddere.
Ich ziehe schnell umliegendes Gestrüpp vor das Loch, rutsche an sein Ende und ziehe meine Beine dicht an meinen Körper.
In diesem Moment bete ich zu Gott, dass diese Herde an mir vorbei zieht. Ich halte den Atem unbewusst an, obwohl ich so stark außer Puste bin, dass mein Herz aus meiner Brust zu springen droht. Die schlurfenden und schmatzenden Geräusche nähern sich mir nun immer mehr bis der erste seiner neuen Art endlich an meinem Versteck vorbei zieht. Es hat geklappt und ich realisiere, dass ich für den Moment in Sicherheit war. Mein Körper entspannt sich  ein wenig aber meine Kräfte sind aufgebraucht und ich kippe sitzend zur Seite bis meine Lider  unweigerlich nach geben und ich in einen tiefen Schlaf falle.

„Maya“, rief eine helle und freundliche Stimme aus der Küche im unteren Geschoss des Hauses.
„Ja Mum“, gab ich zurück, „Ich bin gleich bei dir.“
Meine Mutter Jeannette war die schönste Frau die ich kannte und ihr Lachen erhellte das ganze Haus.
Ich schaltete meine Anlage aus und lief vor Freude pfeifend die Treppe hinunter um meiner Mum beim Abendessen zu helfen aber ich konnte sie nirgends entdecken. Schnell  glitt mein Blick durch die Räume und ich rief immer wieder,
„Mum? Mummy?“, aber ich bekam keine Antwort bis ich eine blasse und scheinbar leblose Hand hinter der Küchenzeile liegen sah. Ich eilte herum und da lag sie. Zitternd und nach Luft ringend und doch so schön und ruhig zu mir rauf blickend.
„MAYA…..MAYA….MA…Y..A“, hauchte sich sie immer wieder
MAYA
MAYA
MAYA

In diesem Moment, als meine Mum ganz eindringlich meinen Namen sagt reißt mich ein Ruck an meinem Bein aus meinem scheinbaren Traum. Ich werde mit einer unglaublichen Kraft am Fußgelenk aus dem Stamm gezerrt und befinde mich auch sofort Angesicht zu Angesicht mit einer Pfeilspitze vor meinem rechten, grünen Auge.

„Wer bist du?“, fragt mich eine rauhe und tiefe Stimme mit drohendem Unterton.
„Ma…Maya.“, antworte ich vor Angst zitternd als ich an dem Pfeil vorbei diesen Typen stehen sehe.
„Bitte tu mir nichts. Ich habe mich hier nur kurz vor einer Herde Streunern versteckt und ziehe auch sofort weiter, wenn du mich lässt.“, flehe ich ihn an aber er reagiert nicht.
Sein Blick haftet streng auf mir und ich versuche seine Mimik  unter den blonden Strähnen in seinem Gesicht zu erkennen.
„Steh auf!,“, befiehlt er, mit der Armbrust vor meinem Gesicht, fuchtelnd und ich tue was er verlangt.
Eine Wahl habe ich ohnehin nicht, da ich erstens unbewaffnet und zweitens körperlich einfach unterlegen bin.
Langsam erhebe ich mich mit gehobenen Händen und versuche seinem Blick in meine Augen stand zu halten. Dieser Mann wirkt extrem bedrohlich auf mich und ich habe keine Ahnung was er noch von mir wollen könnte wenn man jetzt die schlimmen Vorstellungen von Mord oder Vergewaltigungen einmal außer acht lässt, wozu ich mein Unterbewusstsein jetzt auch regelrecht zwinge. Mein Körper zittert und schüttelt mich förmlich durch. Ich glaube es liegt an dem Adrenalin und auch an dem Regen der seit Wochen endlich niederprasselt aber der Grund ist eigentlich ganz egal denn ich scheine mich in Gefahr zu befinden. Minutenlang stehen wir uns gegenüber ohne dass, einer von uns beiden irgendeine Reaktion zeigt. Mir scheint es allerdings, als würde er mich mustern, denn sein Blick wandert nun über meine sehr langen, schwarzen Haare, hinunter zu meinen Beinen und wieder hinauf in meine Augen. Mir ist bewusst, dass diese seine Aufmerksamkeit am meisten auf sich ziehen, da ich ein grünes und ein blaues Auge habe.
Dieser Moment bereitet mit Unbehagen und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, bis er schließlich seine Armbrust senkt und sein Schweigen bricht.
„Was tust du hier draußen?“, fragt er mich.
Bist ja nen echter Komiker, dachte ich bei mir denn viele Möglichkeiten gibt es heut zu Tage nicht mehr.
„Überleben.“, antworte ich kurz.
„Sieht nicht gut aus.“, sagt er trocken und macht auf dem Absatz kehrt.
„Hallo?“, rufe ich ihm vorsichtig hinterher, ohne darüber nachzudenken, welch Glück ich vielleicht gerade hatte.
Der Typ blieb stehen, dreht sich aber nicht zu mir herum.
„Hast du vielleicht etwas zu essen bei dir?, frage ich ganz vorsichtig.
„Wie viele Beißer hast du getötet?“, bekomme ich zur Antwort.
„Was?“, frage ich.
„Essen gegen Antworten“, sagt er kurz
„Ungefähr zehn.“, erkläre ich mit bebender Stimme.
„Wie viele Menschen?“, fragt er nun.
„Keinen.“, sage ich.
Er warf einen kleinen Schokoriegel über seine rechte Schulter welchen ich schnell gefangen und ausgewickelt habe.
„Hmmmm…..ooohhh….“, gebe ich schmatzend und genießerisch, als Dank, zurück‚
„Wir haben eine kleine Stadt. Folge mir!“, erklärt er, ohne mich einmal anzuschauen und ich tue wie mir befohlen denn ich habe nur die zwei Möglichkeiten. Nummer eins: im Wald bleiben, verhungern und irgendwann selbst als Futter enden oder auf gut Glück mit diesem schroffen Typen mit gehen Also ist meine Wahl klar.
Wir kommen zügig voran und der Wald scheint für den Moment auch frei von Beißern zu sein, was ich als Chance sehe, ihn anzusprechen.
„Wo liegt denn diese Stadt?“, frage ich.
Keine Reaktion
„Ist es denn dort sicher?“
Keine Reaktion
„Wie viele seid ihr?“
Keine Reaktion
„Ok.“, murmele ich, „Kein Freund großer Worte“, und schaue auf meine Füße, ohne zu bemerken dass, mein  Vordermann stehen blieb was nun dazu führt dass ich, direkt in ihn herein stolpere.
Ich beginne mich panisch zu entschuldigen und er dreht sich ruhig zu mir um und kneift seine Augen zusammen um mich zu fixieren.
Ich nehme all meinen Mut zusammen und stammele meine letzte Frage an ihn.
„Na…N…Name?“
Er legt seinen Kopf leicht schräg und antwortet mit einem gefährlichen Unterton,
„Daryl.“
Ich nicke ihm wortlos zu und wir gehen weiter als er plötzlich seine rechte Hand nach hinten hebt  um mir zu signalisieren ruhig zu bleiben und mich nicht zu bewegen. Aus linker Richtung poltern ungefähr zehn Beißer durch dickes Geäst und ich bin so auf diesen Daryl und seine Anweisungen fixiert, dass ich die Gefahr in meinem Rücken erst bemerke als sie mich schon erwischt hat.
Zwei faulige Hände greifen an meine Schultern und stinkende Sabber läuft auf meinen Kopf . Ich versuche mich jammernd aus dieser Todesumarmung zu befreien und schaffe es auch für einen Moment den Beißer von mich zu stoßen aber ich habe keine Waffe um ihn erledigen zu können. Gerade als er wieder auf mich zu stolpert, zischt ein Pfeil an meinem Ohr vorbei, durchbohrt die verweste Schädeldecke des Untoten und lässt ihn vor mir zu Boden fallen.
Ich drehe mich schnell zu Daryl herum um ihm zu danken als er auf mich zu rennt, mich über seine Schulter wirft und uns sicher von der Horde entfernt.
Als wir auf der langen Landstraße ankommen stellt er mich endlich wieder auf meine eigenen Beine ab und deutet mit einem Finger auf eine verdeckte Einfahrt. Ich folge ihm zügig dort herüber und traue meinen Augen kaum. Er schiebt ein Motorrad auf mich zu, setzt sich rauf und startet es. Mit fragendem Blick funkelt er mich an und als ich die Horde aus dem Wald stürmen sehe,, setze ich mich rasch hinter ihm, auf das Bike.
Auf dem Weg zu dieser kleinen Stadt habe ich eine wenig Zeit die  Dinge einmal Revue passieren zu lassen.
Vielleicht habe ich wirklich Glück gehabt, dass dieser Daryl mich in dem Baum gefunden hat denn wenn er mich töten oder verletzen wollte, dann hätte er mich eben sicher nicht vor den Beißern gerettet sondern seine eigene Haut in Sicherheit gebracht.
Wie alt wird er wohl sein? Ich mit meinen dreiundzwanzig Jahren wirke wie ein Kücken gehen ihn obwohl die Lebensumstände ihn sicher auch geprägt haben werden. Als ich mich fest an ihn und seine Lederjacke klammere, um nicht vom Motorrad zu fallen, bemerke ich wie hart sein Körper war. Ich vermute viele Muskeln unter seiner Kleidung und auch seine Haare haben einen goldenen Honigton als sie so im Fahrtwind flattern.
„Gott Maya!“,flüstere ich in mich hinein, „Wie naiv bist du bitte. Du findest diesen Fremden heiß, und weißt nicht einmal wo er dich hin führt.“
Ich schüttele meinen Kopf um diese schwärmenden Gedanken auszublenden und kann nun vor uns eine große Mauer und ein riesiges Tor erkennen.
Eine Frau mit grauen, kurzen Haaren öffnet es und wir fahren rasch hindurch.
Mein Abenteuer Liebe sollte hier seinen Anfang und sein bitteres Ende finden

Die letzte Rose Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt