12. Kapitel

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Ich wusste nicht wie lange ich noch dort so lag, aber es war noch eine Weile.
Erst als die Schmerzen fast komplett weg waren und die Tränen auf meinen Wangen getrocknet waren, richtete ich mich langsam auf.
Immer wieder stellte ich mir die Frage, warum Chanyeol ohne ein Wort gegangen war.
Seufzend stand ich auf und merkte, wie die Schmerzen noch einmal kurz meinen Körper durchzuckten und ich verzog mein Gesicht.
Ich schleppte mich ins Badezimmer.
Meine Wut war weg und ich ging vorsichtiger. Dafür war meine Verwirrung ziemlich groß.

Im Badezimmer stellte ich mich vor den Spiegel, vor das Waschbecken.
Ich sah geradeaus und stellte mir vor, wie ich mein Spiegelbild betrachtete.
Wie ich wohl aussah?
Meine Frisur würde ich nie wieder sehen können. Ich konnte nur fühlen wie sie waren.
Sah ich verheult aus? Waren meine Augen gerötet?
In meinem Kopf hatte ich weiße oder zumindest verblasste Augen, wie man es von Blinden in Filmen kennt.
Bisher habe ich diese Frage noch nie ausgesprochen, aus Angst. Ob ich Angst hatte vor der Reaktion die die Frage auslösen würde oder wie die Antwort war wusste ich nicht genau. Wahrscheinlich beides.
Meine Hand tastete nach dem Wasserhahn und ich drehte das Wasser auf. Ich formte eine Schale mit meinen Händen und füllte sie mit Wasser.
Das kalte Wasser in meinen Händen war angenehm und der Wasserstrahl war merkwürdigerweise entspannend.
Ich beugte mich über das Becken und wusch mir mein Gesicht mit dem eiskalten Wasser.
Es erfrischte mich und entfernte gleichzeitig meine getrockneten Tränen.
Danach ging es mir immerhin ein wenig besser.

Langsam ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich aufs Sofa fallen.
Es dauerte bestimmt 5 Minuten bis ich die Fernbedienung fand. Die richtigen Knöpfe zu finden war einfacher als erwartet. Ich zappte durch die Kanäle und blieb bei den Nachrichten. Da musste man meistens sowieso nicht groß hinschauen und ich bekam viele neue Infos was so passierte.
Während ich da so auf der Couch saß und dem Nachrichtensprecher zuhörte, fiel mir ein, dass meine Eltern gar nichts wussten von meiner Blindheit. Chanyeol hatte sie über den Unfall informiert, aber sie mochten Chanyeol nicht und er mochte sie nicht, weshalb es wahrscheinlich bei diesem einen Anruf geblieben war und sie nicht mehr wussten.
Also stand ich wieder auf und suchte mein Handy. Ich wusste nicht mehr wo ich es zuletzt hingelegt hatte und ich beschloss, ab jetzt immer den selben Platz dafür zu nehmen, am besten dort wo ich es auch immer lud.

Sobald ich das flache, kühle Gerät gefunden hatte, kehrte ich zurück ins Wohnzimmer. Den Fernseher machte ich ganz leise und dann entsperrte ich mein Handy indem ich mein Finger in eine leichte Wölbung legte.
''Mama anrufen'', befahl ich und hoffte, dass es klappte. Bisher hatte ich noch nie jemanden angerufen.

''Baekhyun? Wie schön, dass du dich meldest! Wie geht es dir?'', ertönte die Stimme meiner Mutter.
''Gut und dir? Wie geht's Papa?''
''Uns geht es gut. Du hattest doch letztens einen Unfall... war er sehr schlimm? Dein Freund hat uns gar nicht viel erzählt, er meinte nur, es wäre nicht so schlimm.''
Leicht schluckte ich. Warum hatte Chanyeol meine Eltern angelogen? Wollte er nicht, dass sie herkamen?
Sie mochten sich nicht, weil meine Eltern ihn als Grund ansahen, dass ich nie studierte und schwul war. Ich selber hatte einige Zeit Streit mit ihnen weil ich mit ihm zusammen war, aber irgendwann hatten sie eingesehen, dass sie keine Kontrolle über meine Gefühle hatten und tolerierten es.
''Baekhyun?''
''Ah, ja tut mir Leid. Ehm... naja wie soll ich das sagen...''
Krampfhaft überlegte ich, wie ich es meiner Mutter sagen sollte.
''Was denn?'', sie klang besorgt. ''Hast du mit deinem Freund Schluss gemacht?''
Leicht zuckte ich zusammen. ''Nein, natürlich nicht!''
Ich fuhr mir durch die Haare und beschloss es kurz und schmerzlos zu sagen. ''Ich bin blind.''
Stille. Am anderen Ende der Leitung war nichts zu hören.
''W-Was..?'', fragte meine Mutter dann nach ein paar Minuten zittrig.
''Der Unfall... ein Auto hat mich ja angefahren und dabei habe ich mich so stark am Kopf verletzt, dass meine Sehnerven beschädigt wurden und ich nun vollkommen blind bin.''
Während ich redete, sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. Ich blinzelte sie weg.
''Oh mein Gott... i-ich weiß nicht was ich sagen soll...''
''Schon okay'', gab ich tonlos von mir.
Unerwarteterweise hörte ich ein Schluchzen und es kam nicht von mir.
Mit zusammen gepressten Lippen starrte ich vor mir in die Dunkelheit. Meine Mutter weinte leise an meinem Ohr und ich fühlte mich schlecht.
Soviel zu dem Thema schmerzlos.
Bestimmt 5 Minuten sagte keiner was, dann redete meine Mutter wieder. ''Baekhyun, gibt es irgendwas, was wir für dich tun können?''
''Nein, es ist okay, ehrlich.''
''Sollen wir dich morgen besuchen? Oder dürfen wir..?''
''Selbstverständlich dürft ihr das!''
''Okay, danke. Wir bringen Essen mit. Sagen wir, wir sind gegen 12 Uhr da? Ist das okay für dich?''
''Ja, das ist gut. Danke..''
Meine Mutter klang fürchterlich. Bisher hatte ich sie erst zwei mal weinen sehen in meinem Leben. Und das war auf der Beerdigung ihrer Eltern und meinen Großeltern.
''Gut... dann bis morgen. Schlaf gut, wir haben dich lieb.''
''Ich euch auch'', sagte ich und dann hörte ich das Geräusch, wie sie auflegte.
Vorsichtig rieb ich mir meine Augen und atmete tief durch.
''Neue Nachrichten?'', sprach ich in die Dunkelheit. Vielleicht hatte Chanyeol mir ja geschrieben.
''Du hast keine neuen Nachrichten. Soll eine neue Nachricht verfasst werden?'', antwortete mein Handy.
''Nein.''
Ich schaltete es aus und sank in mich zusammen. Ich verstand Chanyeol einfach nicht. Er ging ohne ein Wort zu sagen oder eine Nachricht zu hinterlassen, er log meine Eltern an... warum tat er das?
Kurz spielte ich mit dem Gedanken ihn anzurufen, aber dazu fühlte ich mich nicht in der Lage. Also seufzte ich leise und schaltete den Fernseher aus. Damit verstummten auch die leisen Hintergrundgeräusche und alles war still.

Mit kleinen Schritten tappte ich ins Badezimmer und machte mein Handy wieder an.
''Musik abspielen.''
Kurz nach meinem Befehl ertönte meine Musik und ich überprüfte, dass der Klodeckel zu war und legte mein Handy darauf. Dann griff ich nach meiner Zahnbürste und Zahnpasta um mir die Zähne zu putzen.

Da die Musik lief, fiel es mir leichter mich zurecht zu finden, da ich mir besser vorstellen konnte, wo alles war, da ich den genauen Standort meiner Toilette kannte. Es mochte komisch klingen, aber so war es wirklich.
Als ich fertig war nahm ich mein Handy und ging ins Schlafzimmer wo ich mich umzog. Sobald ich im Bett lag, befahl ich meinem Handy die Musik auszumachen.

Es war gerade mal 20 Uhr aber dennoch war ich todmüde. Zu Abend gegessen hatte ich auch nicht, aber ich hatte einfach keinen Hunger.
Schutz suchend kuschelte ich mich in meine Bettdecke und schloss meine Augen.
Schließlich rutschte ich auf die andere Bettseite, da diese nach Chanyeol roch und mir beim Einschlafen half.
Nicht sehr viel später schlief ich ein.

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Tut mir Leid, dass ich so unregelmäßig was poste... mir geht's momentan nicht so gut.
Und ich habe das Gefühl, die Geschichte interessiert keinen.. 😅
Wenn das nicht so ist, freue ich mich, aber so fühlt es sich an 😅

Ich überlege momentan sie zu pausieren und andere weiter zu schreiben. (Nachdem es mir besser geht)

𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt