114|die Chancen vermasselt

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„Komm später zu mir. Meine Eltern sind nicht da.", schlug er vor. Ich nickte sofort und er lehnte sich wieder runter, doch da ertönte die Glocke und er hielt sich zurück. „Heute werden wir nur unterbrochen." Ich nickte erneut und seufzte deprimiert. „Scheint ganz so."

~

Kenan

Seren kreiste abwesend mit ihrer Hand auf meiner Brust während wir uns gemeinsam einen Film ansahen. Mein Arm war um sie gelegt und Seren lag halb auf mir während sie gefesselt zum Film sah, den ich nicht halb so interessant fand.

„Ich fühle mich wie im Kino, bei diesem riesigen Fernseher.", murmelte sie und wendete den Blick dabei nicht ab,„Ich wette ich kenne nicht einmal die Hälfte dieses Schlosses." Ich zwickte sie in die Seite und sie quiekte kurz auf, doch ließ sich nicht beirren.

„Bestimmt nicht. Du warst bis jetzt in meinem Zimmer, in der Küche im Erdgeschoss und im Klavierzimmer.", zählte ich auf und jetzt sah sie mich mit gerunzelter Stirn an.

„In der Küche im Erdgeschoss und das Klavierzimmer?", wiederholte sie und ich nickte,„Wie viele Küchen gibt es denn bitte?" Ich wickelte eine ihrer gemachten Locken um den Finger und spielte damit herum.

„Im Keller ist auch noch eine kleine Küche.", antwortete ich und sie hob abwehrend ihre Hände, als hätte ich sie angegriffen.

„Mir würden bestimmt die Augen ausfallen, wenn ich eure Bankkonten sehen würde.", meinte sie seufzend und legte ihren Kopf wieder an meiner Brust ab. Ganz bestimmt würde es das. Ich selbst sah mir nicht mal den Stand an. Bald würde ich arbeiten..
Das traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, weil ich es in letzter Zeit so gut es ging verdrängte. Seren half mir dabei auch sehr gut mit ihrer übertrieben dramatischen Periode und dem Unterricht, den ich ihr gab. Gestern hätte sie fast geweint, weil ich von ihr verlangte, dass sie mir die Vokabeln nennen sollte. Am besten ich drohte diesem Leo einfach und er brachte ihr das bei, dann waren alle Beteiligten glücklich. Vielleicht nicht Leo, aber ihn hatte niemand gefragt.

Ich sah zu ihr hinunter und sie lachte kurz, weil anscheinend etwas lustiges passierte, doch dem Film beachtete ich kein Stück. Ich könnte tagelang hier sitzen und ihr zusehen, wie sie voller Begeisterung einem Film zusah, welcher bei einem normalen Menschen keinen Funken Interesse wecken würde.
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich strich ihr vorsichtig übers Haar, immer und immer wieder. Sie schmiegte sich mehr an mich und ich erkannte auch das Lächeln, welches sich bei ihr bildete.

Es war so beruhigend Seren um mich zu haben. Egal wo, wenn sie bei mir war, dann fühlte ich mich.. zuhause. Am liebsten würde ich Seren rund um die Uhr bei mir haben, aber ihre Eltern würden mich köpfen, wenn ich sie wieder wegnehmen würde. Vor allem im jetzigen Zustand musste ich aufpassen, was ich tat. Sie hatte noch kein Wort darüber verloren, was ihre Eltern nun von mir hielten. Es konnte auch sein, dass sie nichts gesagt hatten. Oh Mist! Ich hatte wirklich keine Ahnung wie ich bei ihnen stand. Sie liebten mich nicht und würden es auch ganz sicher niemals tun, das war mir klar, aber wenn sie nur mit mir klarkamen reichte es mir. Ich wollte es Seren nicht noch schwerer machen als es war.

„Denkst du sie findet heraus, dass ihr Vater nicht ihr Vater ist?", fragte sie und ich kam wieder im echten Leben an. Verwirrt sah ich auf den Fernseher. Sie hob ihren Kopf an und dadurch, dass ich durch ihre Haare strich waren alle an eine Seite gekämmt.

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