Der pinke Delfin

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Frustriert starrte ich die Dateien auf dem flimmernden Bildschirm vor mir an.
Was interessiert es mich das Programmieren sowie das Verschlüsselungsverfahren?
Ich komme mir vor wie in "Matrix", überall Zahlen und Wörter die mir auch nach Jahren noch ein wahres Mysterium sind.
Informatik ist nicht schwer, solange man Dinge nicht hinterfragt.
Einfach machen wie Rubin immer so schön sagt.

Ein Blick auf meine beste Freundin, die zu meiner Linken saß verriet mir das sie wohl genauso lustlos war wie ich.
"Ich möchte wieder mit Word und Excel Tabellen arbeiten" jammerte Emma und schloss die Dateien ohne groß irgendwas abzuspeichern während der Lehrer den Unterricht beendete.
"Vergiss nicht die 'Ich- Präsentationen' bei der du dieses komische Kinderfoto von dir mit den viel zu vielen Effekten hinzugefügt hast" lachte ich und fuhr auch meinen PC herunter.

Etwas positives hatte unser Wahlpflichtfach jedoch: es war die letzte Stunde am Montag, der mit Geschichte, Physik und Mathe schon anstrengend genug war.
Ich war nicht schlecht in der Schule, gelernt hatte ich bis zur 10ten Klasse nie und trotzdem hielt ich mich immer im zweier Bereich am Ende des Schuljahres, etwas worauf ich Mal stolz auf mich sein konnte.

Die Wege von Emma und mir trennten sich am Schultor wo auch Rubin seinen eigenen Weg einschlug.
Sie hatten den Luxus von ihren Müttern abgeholt zu werden.

Eine Mutter, ein Mensch der immer für einen da ist, der einen auch in schweren Zeiten zur Seite steht und immer die richtigen Worte findet.

Ich habe eine Erzeugerin, hat das auch was Positives? Ein Mensch der sein Kind nach der Entlassung aus dem Krankenhaus im Stich lässt. Ein Mensch der seinen Partner grundlos verlässt. Ein Mensch der sich auch nach 17 Jahren nicht einmal gemeldet hat.

Wenn ich einen Menschen hasse dann sie.

Nachdem Finn und ich Zuhause angekommen waren bereiteten wir das Abendessen vor und räumten ein wenig auf.
Unser Vater arbeitet hart dafür daß wir soviel haben, ein Haus, ein Auto, Motorräder und sogar in den Urlaub fuhren wir einmal im Jahr.
Es war also schon immer für uns selbstverständlich ihm Dinge abzunehmen wie den Haushalt machen oder einkaufen gehen.

Nach einigen Stunden lag ich erschöpft in meinem Zimmer, Finn schlief schon und unser Vater würde auch bald kommen.
Mein Handy hatte ich die letzten Stunden nicht angerührt dementsprechend viele ungelesene Nachrichten warteten nur darauf endlich gelesen zu werden.

Während ich die Privatnachrichten nur überflog und schnell versuchte eine kurze Antwort zu tippen interessierte mich die Klassengruppe zum ersten Mal.
Frau Jansen war nun auch darin, sie schrieb, auf Nachfrage einiger Klassenkameraden, das ihr der erste Tag sehr gut gefallen habe und sie uns als sehr sympatische und amüsante Klasse empfand.

Schnell speicherte ich die neue Nummer auf meinem Handy und klickte auf ihr WhatsApp Profil in der Hoffnung ihr Profilbild sowie ihren Status zu sehen.

Tatsächlich.

Während ihr Status lediglich aus einem "Hey there! I am using WhatsApp" bestand welcher wohl seit 2015 nie von ihr verändert wurde, beindruckte mich ihr Profilbild umso mehr.
Zusehen war sie im Wasser zusammen mit einem Delfin. Die Augen des Säugetieres waren geschlossen während Frau Jansen dem Tier einen Kuss auf dem Schnabel gab. Da es sich dabei um einen äußerst seltenen pinken Delfin handelte konnte es nur der Amazonas in Südamerika, die Heimat der Botos sein, wo dieses Bild entstand.

Langezeit betrachtete ich das Bild, sie lächelte in den Kuss hinein, sie sah so glücklich aus.

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Diesmal ein sehr kurzes Kapitel hab im Moment viel zutun. Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag oder werdet einen schönen Resttag haben, jenachdem wann ihr dieses Kapitel lesen werdet 😊

Du hast alles verändert (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt