119|kein Ausweg in Sicht

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Nachdem ich fertig war eilte ich hinaus, ohne meinen Eltern nochmal über den Weg zu laufen. (Zum Glück.)
Sie hätten mich bestimmt dumm und dämlich geredet mit diesem Thema. Ich kratzte mich nervös am Hals, während ich auf die Bushaltestelle zusteuerte.

~

„Deine Hände sind wundervoll. Ich liebe deine Hände.", nuschelte Kenan unter mir und seufzte zutiefst entspannt aus. Ich massierte fester und erneut verließ ein Seufzen seinen Mund.
Eigentlich wollte ich massiert werden, also wundert es mich sehr, dass ich nun diejenige war, die massierte.

Die Wohnung war wirklich schön und zu meinem Erstaunen sogar sauber, was daran lag, dass es eine Haushälterin gab, die hier wohl alle zwei Tage hinkam und aufräumte, weil die Aksoy Brüder es wohl nicht hinbekamen. Sobald man reinkam befand sich rechts von einem die Tür in eine kleine, schicke Küche, die offen ins Wohnzimmer war, durch die man jedoch nicht gehen konnte, da die Bartheke keinen Platt dafür gab. Also müsste man wieder durch die Tür. Das Wohnzimmer war durch eine Halbwand vom Esszimmer getrennt.
Neben der Haustür links befand sich schon Kenans Zimmer, welches nicht halb so groß war, wie sein altes Zimmer. Also eine anständige Zimmergröße für einen Mann. Die nächste Tür führte in das Bad, welches wirklich riesig war und ausgestattet mit breiter Dusche plus Bad war. Dazu noch zwei Waschbecken. Hinter der nächsten und letzten Tür befand sich Korays Zimmer, in genau der selben Größe wie Kenans.
Die gesamte Wohnung war in schwarz und grau eingerichtet mit einem Tüpfelchen blaugrau, welches dem ganzen ein Stückchen Leben verpasste.
Alles in einem war die Wohnung perfekt für die beiden.

„Morgen fängst du an zu ar-..", wollte ich sagen, doch er hob seine Hand kurz hoch um sie kraftlos wieder auf das Sofa fallen zu lassen.

„Ich will nicht darüber nachdenken. Erst, wenn mein Wecker schellt werde ich mich mit dem Gedanken befassen.", murmelte er und ich knetete die bereits rötliche Stelle an seinem Rücken. Es wunderte mich, dass er mich noch nicht ermahnt hatte.

„Wieso arbeitest du dort überhaupt, wenn du nicht willst?", fragte ich und sah zu ihm, während er die Augen geschlossen hielt,„Du kannst deine Anteile doch verkaufen oder Koray überlassen. Es ist ja nicht so, als würdest du dich deinen Eltern nicht widersetzen." Kenan seufzte, doch dieses Mal nicht entspannt sondern eher gestresst.
Er hob seinen Oberkörper an, dass ich auf seinem Rücken sitzend zurückfiel in die Kissen.

„Ich will ja..", fing er und hob sein Oberteil vom Boden auf, um es sich überzuziehen, was er gerne hätte lassen können,„All die Arbeiter sind freundlich, sie arbeiten fleißig, die Partner sind alle gut, das Unternehmen ist weltweit bekannt und ich kann das alles auch leiten, das weiß ich. Ich bin perfekt dafür."

„Wollen wir nicht übermütig werden ja?", holte ich ihn schnell wieder auf den Boden zurück. Kenan ließ sich zurückfallen und starrte auf die Barhocker vor der Inseltheke, die die Küche abtrennte.

„Das einzige Problem sind meine Eltern. Es kotzt mich an sie jeden Tag sehen zu müssen und das fortzuführen, was sie geleitet haben.", setzte er das große Aber. Er sah nochmals vor sich bis er seinen Arm nah mir ausstreckte und mich an sich zog. Ich landete auf seiner Brust und schlang von selbst die Arme um seinen Bauch.

„Wirst du aber nicht die Vollmacht haben?", fragte ich und er nickte,„Dann müssen sie doch das tun was du willst oder nicht? Du kannst entscheiden was du tun willst und.. deine Eltern musst du nicht zwingend sehen. Vielleicht könntest du sie ja auf all die Auslandsreisen schicken, damit sie sich um die Geschäfte kümmern?" Ich wollte Kenan wirklich nicht dazu bewegen seine Eltern komplett aus seinem Leben zu streichen, doch das hatte er schon längst getan. Ihm erzählen, er sollte es mit ihnen probieren wollte ich auch nicht, denn es war zwecklos.

„Das Leben ist kein Wunschkonzert.", brummte er,„Da muss ich nun mal durch, ob mit oder ohne meine Eltern." Wir saßen schweigend auf dem Sofa und starrten in die Küche während jeder in eigenen Gedanken versunken war.
Mir fiel nichts ein, womit ich ihm helfen könnte. Wirklich nichts, wobei ich ihm doch so gerne helfen wollen würde. Kenan sollte nichts tun, was ihn unglücklich machte, egal ob nur ein kleines Bisschen.

„Wenn du etwas selbst aufbaust?", schlug ich vor. Er antwortete verspätet:„Meine Eltern würden das vernichten ehe jemand davon Wind bekommt, glaub mir mal." Ich seufzte deprimiert und bekam einen Kuss auf dem Haaransatz zu spüren. Ich kuschelte mich näher an ihn und starrte nun auf den Laminatboden.
Es war Aussichtslos.

„Tut mir leid Schatz. Mir fällt nichts ein.", murmelte ich betrübt. Seine Finger legten sich um meinen Kinn und er zog meinen Kopf hoch, dass ich ihn ansah.

„Das ist auch nicht dein Problem. Zerbrich dir nicht den Kopf daran.", meinte er und ich sah ihn unstimmig an. „Deine Probleme sind meine Probleme, Aksoy." Er schmunzelte und ich lächelte leicht, bei seinem amüsierten Blick. Wir näherten uns und hatten soweit ich es beurteilen konnte vor uns zu küssen, doch als Koray herumbrüllte schreckte ich zurück und sah auf seine geschlossene Zimmertür.

„Nicht auch noch tagsüber..", murmelte dieser und ging auf die Tür zu,„Halt endlich dir Fresse und hör auf zu zocken! Erst raubst du mir den Schlaf und jetzt kostbare Momente mit meiner Freundin!" Er hämmerte gegen die Tür und ich konnte nicht anders als in meine Hand zu kicherten.

Kenan drehte sich entsetzt zu mir um und warf die Arme in die Luft während er entsetzt feststellte:„Die Welt spielt gegen mich. Ich kann dich mittlerweile nicht einmal mehr in Ruhe küssen." Ich streckte die Arme nach ihm aus und sah ihn gespielt bemitleidet an.

„Du armer kleiner Junge. Komm und hol dir deinen Kuss.", schlug ich kichernd vor und sofort saß er wieder neben mir. „Das brauchst du mir nicht zweimal sagen." Seine Hand fand Platz an meiner Wange und erneut näherten sich unsere Lippen, als Koray nun jubelte.
Ich brach in Gelächter aus und Kenan warf sich trotzig zurück. „Ich hasse mein Leben."

Hello there!
Endlich mal in Kenans Wohnung angekommen
Denkt ihr in den letzten Kapiteln passiert noch etwas oder alles wird ruhig in den nächsten Teil starten? 🌚
Ich habe eine 2 für meine Aufgaben von gestern bekommen! Muss jetzt aber noch was in Politik machen 🙄😪

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