Kreuzfahrt ⇴ ᴊɪᴋᴏᴏᴋ ᵒˢ ✓

༼ Kreuzfahrt ༽

Schicksal ist,
wenn sich zwei finden,
die sich nie gesucht haben.

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Gelangweilt saß der junge Mann an seinem Tisch. Es war schon erstaunlich, dass man ihn mit der bloßen Drohung, seine Comic-Bücher zu entsorgen dazu gebracht hatte, dass er seine, an einer Midlife-Crisis leidenden Mutter auf diese mehr als langweilige Kreuzfahrt begleitete. Aber was hätte sie auch machen sollen? Immerhin war Jimin minderjährig und sollte keine zwei Wochen alleine zu Hause bleiben. Wahrscheinlich wäre er dann in Essenskartons und leeren Energy-Dosen versunken und hätte die ganze Zeit über kein Sonnenlicht gesehen.

Nun saß er da, mit dem Neusten Marvel-Comic in der Hand und einem alkoholfreien Cocktail in der Anderen, während seine Mutter sich auf der Tanzfläche mit irgendeinem Gigolo oder Animateur vergnügte. Dass er auf die Kreuzfahrt mitkommen sollte schön und gut, aber war es nötig, dass er seine Mutter auch auf diesem riesigen Dampfer überallhin begleiten musste? Wahrscheinlich nicht, aber mit seiner Mutter zu diskutieren wäre keine Option gewesen.

Sie hatte zum Beispiel mal aus Versehen ein Wasserglas direkt neben seiner Tastatur umgekippt, die dann natürlich hinüber war und er wusste nicht, wie sie das gemacht hatte, aber am Ende war er derjenige, der sich schuldig gefühlt und ihr Blumen gekauft hat. Und genau deshalb diskutierte er nicht mehr mit ihr. Und so furchtbar schlimm war es nun auch nicht, in dieser Bar zu sitzen, immerhin wurde er, während er las, mit frischen, leckeren Cocktails und allerlei Knabberzeug bedient. Einzig das schummrige Licht störte dabei, die neusten Abenteuer seines Lieblingshelden aufzusaugen.

Gerade fertig mit dieser Ausgabe, ließ Jimin seinen Blick durch die Bar wandern. Wohl genau zum richtigen Zeitpunkt, denn gerade lief eine Gruppe junger Männer auf die Bühne und das Licht wechselte zu einem seichten Rot. "Was für ein Klischee." brach es kopfschüttelnd aus dem Jugendlichen heraus und er stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab, während er die knackigen Männer auf der Bühne beobachtete. Er hatte ja schon damit gerechnet, dass etwas in der Art passieren würde, immerhin war "Ladies Night" in dieser Bar. Aber dass es gleich so abgedroschen werden würde, war selbst für Jimin unbegreiflich.

Gewiss, er hatte sich schon das ein oder andere Erotikfilmchen angesehen, schaltete sie bei den immer wiederkehrenden Handlungen wie dem typischen Klempner, der nur mal kurz was reparieren musste und sich keine 10 Minuten später schon auf dem Bett der hilfebedürftigen Frau befand, oder dem masturbierenden jungen Mädchen, die von ihrem Nachbarn beobachtet wurde, einfach so zum Sex eingeladen wird, wieder aus. Das war ihm dann doch zu blöd.

Die Musik setzte ein. 'Sexual Healing' dröhnte aus den überdimensionalen Boxen und Jimin stand resignierend auf. Zu viel Klischee für einen Tag. Also schnappte er sich seinen Comic, bezahlte seine Cocktails und verließ kopfschüttelnd die Bar, in der eine Meute aus kreischenden und pfeifenden Frauen, -darunter auch seine Mutter- die Männer auf der Bühne bejubelte und ihnen unzählige Scheine in die knappen Klamotten steckte. Ein letztes Mal drehte er sich noch um, um nach seiner Mutter zu sehen, sein Blick blieb jedoch an etwas ganz anderem hängen.

Ein letzter Mann, wohl der Mittelpunkt der Gruppe, kam auf die Bühne gelaufen. Ein äußerst schöner Mann um genau zu sein. Der Haarschopf dunkel und wild zurechtgemacht, der Oberkörper trainiert und bloß von einem schwarzen Netzhemd bedeckt, das mehr zeigte, als es versteckte und die muskulösen Beine in einer so engen Jeans, dass man meinen konnte, sie würde ihm jeden Moment vom Körper springen. Zu guter letzt blieb Jimin's Blick am Gesicht des Tänzers hängen und es ließ ihn beinahe sofort scharf die Luft einziehen. So trainiert und Sexy sein Körper auch war, so wunderschön war sein Gesicht. Feine Züge umspielten die Wangenknochen des Dunkelhaarigen, untermalt von pink geschwungenen Lippen, die sich zu einem süffisanten Grinsen formten, während er sich bewegte. Aber das Wichtigste waren diese weit geöffneten, gierigen Augen, die zu Jimin's Überraschung, direkt in seine starrten.