The Attack

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___"Unfassbar, wie schnell sich die Dinge von scheiße zu megascheiße entwickeln können."___


21. April 2014

Alaska:


Immer wieder gleitet mein Blick zu den vier Jungs hinüber, mit denen ich die nächsten Monate unterwegs sein werde- Verzeihung: unterwegs sein muss- und die mich mit unverholener Feindseligkeit anstarren.

Kein Wunder. Schließlich bin ich jetzt ganz offiziell "der Feind".

Kann ich auch irgendwie verstehen. Ich meine, wenn ich an ihrer Stelle wäre, könnte ich mich selbst vermutlich ebenso wenig ausstehen. Außerdem habe ich genauso wenig Bock, in der Öffentlichkeit mit Zayn herumzuturteln und damit den ganzen Hass einer pupertierenden Fangemeinde auf mich zu lenken.

Ich fühle mich zwar unbehaglich unter ihren Blicken, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen und mich stattdessen auf das Geplapper unserer PR- Assistenten zu konzentrieren, deren Namen ich gerade irgendwie vergessen habe.

Als ich jedoch trotzdem zum gefühlt tausendsten Mal zu ihnen hinübersehe, wenden sie endlich den Blick ab. Gott sei Dank, ich hab mir schon überlegt, mir die Kugel zu geben.

Nur einer sieht mich noch immer unverwandt an. Der schwarzhaarige mit den dunklen Augen, dessen Freundin ich sechs Monate lang spielen soll. Zayn Malik.

Er mustert mich mit so einer Abscheu, dass sich eine Gänsehaut über meinen nackten Armen ausbreitet und ich erschaudere. Trotzdem kann ich beim besten Willen einfach nicht den Blick senken. Provokant starre ich zurück. Ich bin kein blödes Tier in einem Zoo, verdammt!

Wenn ich nur daran denke, dass wir ab jetzt jeden Tag miteinander verbringen müssen, bekomme ich schon einen Brechreiz. Vierundzwanzig Stunden. Sechs unendliche Monate lang.

Unzählbare, qualvoll lange Stunden in der unmittelbaren Nähe dieser Idioten, die mir noch nicht mal richtig „Hallo" sagen konnten. Fuck! Ich brauch dringend ne Kippe. Nur dumm, dass ich jetzt ganz offiziell Nichtraucher bin... Hätte ich nur früher gewusst, worauf ich mich hier einlasse. Dann hätte ich mir die Sache ganz sicher zweimal überlegt.

Aber eigentlich wäre es letztendlich auf dasselbe hinausgelaufen. Ich habe nun mal keine andere Chance...

„Meine Herren. Mrs. McLeod.", unterbricht der Typ mit der gigantischen Sonnebrille meine Gedanken. Wie, verdammter Scheiß, war nochmal sein Name? Ich zermarte mir das Gehirn, aber ich komme beim besten Willen nicht drauf.

„Da wir so schnell, wie nur möglich mit der Umsetzung unseres Projekts beginnen möchten, haben wir beschlossen, Mrs. McLeod direkt zu dem nächsten Interviewtermin mitzunehmen. Hat irgendjemand der Anwesenden ein Problem damit?" Fragend sieht er in die Runde, aber obwohl die Jungs nicht sonderlich begeistert aussehen, wagt es keiner von ihnen, ihm etwas entgegen zu setzen. Liegt bestimmt an seiner autoritären Haltung und seinem strengen Aussehen.

Lediglich von Harry, der ein paar Meter hinter mir lässig an der Wand gelehnt steht, hört man ein missbilligendes Schnauben.

Harry. Mit ihm habe ich hier wirklich am allerwenigsten gerechnet, als ich diesen Scheißjob angenommen habe. Aber als ich ihn dann gesehen habe, hatte ich erstmal mit krassen Fluchtgedanken zu kämpfen.

Am liebsten wäre ich einfach abgehauen, hätte mir diese verfickten Markenklamotten, in die man mich gesteckt hat, vom Leib gerissen und hätte das Weite gesucht. Fühlt sich sowieso vollkommen bescheuert an. Heaven passt jetzt schon nicht zu mir. Sie ist mir so unglaublich fremd. So fremd, dass ich nicht mal in ihre Haut zu passen scheine. Sie ist mir eine Nummer zu groß, mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln, dem affigen Chaneltäschchen und den Jimmy Choo Schuhen. Ist ja schön und gut, dass ich von Modest die nötige Garderobe zur Verfügung gestellt bekomme, aber viel mehr interessiert mich, was die mit meinen Chucks angestellt haben. Hoffentlich haben sie die nicht in die Tonne gekippt, sonst lauf ich Amok.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now