Wie es dazu kam...

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"Schau mal wir schreiben jetzt schon unsere letzten Klausuren vor den Abschlussprüfungen und dann sind wir im Mai einfach schon fertig!" sagte Lea, eine meiner wenigen Freunde in meiner Klasse. "Die Zeit wird jetzt so schnell umgehen, weißt du schon was du danach machen möchtest, Kira?" sie schaute mich fragend an. Wie immer nickte ich und sagte aus voller Überzeugung:"Du weißt doch, dass ich Soziale Arbeit studieren möchte. Weißt du immer noch nicht was du machen wirst?" fragte ich sie. Lea zuckte mit den Schultern:"Erstmal raus aus der Schule, hab immernoch keinen Plan was ich danach machen möchte, mal schauen." Ich nickte nur, ich hatte ihr schon so oft gesagt, dass sie sich so langsam mal bewerben sollte. Ich steckte meine Hände in meine  Jackentasche um mich vor der Kälte zu schützen, während wir die letzten Meter zum DM liefen. Ich unterschätzte den November immer. "Ich brauch noch ein Weihnachtsgeschenk für meinen Freund!" sagte Lea "können wir nachdem du dir Reißwaffeln gekauft hast nochmal kurz nach H&M?" ich nickte und wir gingen in den DM.

Kurze Zeit später saßen Lea und ich mit Reißwaffeln bewaffnet und leider keinem Weihnachtsgeschenk für ihren Freund in unserem Klassenraum, ich stöberte gerade auf YouTube rum als unser neuer Politiklehrer in die Klasse kam. Kurz bevor ich mein Handy und meine geliebten Reißwaffeln weglegte sprang mir ein Video ins Auge "A typical day in my life as an Au Pair" es war von AgnesFox und ich hatte es vor drei Jahren schonmal geschaut.

"Ich möchte mal ein etwas anderes kennen lernen machen!" sagte Herr Plassmann und musterte uns "ich möchte keine langweiligen Hobbys wissen oder wissen woher ihr kommt. Gebt mir euren Namen und was ihr nach eurem Fachabi machen wollt, mehr will ich nicht wissen. Wir fangen bei Ihnen an." er deutete auf einen meiner Klassenkameraden. Ich wunderte mich wie viele meiner Mitschüler ins Ausland wollten von "Work and Travel" bis Weltreise war fast alles dabei. Dann war ich an der Reihe:" Ich bin Kira, 17 Jahre alt und möchte nach meinem Fachabi ein Au Pair Jahr in Amerika machen!" Lea sah mich verdutzt an, es war ja auch das erste Mal dass sie davon hörte und das erste Mal seit Jahren, dass ich wieder darüber nachdachte und Herr Plassmann meinte:"Cool! Und in welchem Staat?" ich zuckte mit den Schultern "Ich weiß es noch nicht, aber wenn ich mir einen Aussuchen könnte wäre Hawaii schon ganz cool!" "und welche der Inseln?" "Naja, Hawaii eben!" erwiderte ich. "Also Ohau?" ich nickte einfach nur, um ehrlich zu sein, für mich war Hawaii immer eine große Insel und keine Inselkette, darauf nickte er und es ging mit dem nächsten Schülern weiter.

Als wir dann endlich Schulschluss  hatten und ich in meinem Bus nach Hause saß, hatte ich schon die Nachricht von Lea auf dem Bildschirm am aufleuchten "Au Pair?" ich schmunzelte und lehnte meinen Kopf ans Fenster bevor ich antwortete "Ich glaube ich bin erstmal fertig mit Schule und möchte doch nicht direkt studieren" darauf bekam ich einfach nur einen Lach-Emoji zurück.

Zuhause angekommen aß ich schnell zu Mittag um direkt danach hoch in mein Zimmer zu verschwinden um mich zu informieren. Ich fand viele verschiedene Organisationen, die alle zwar irgendwie gleich waren, aber trotzdem super unterschiedlich. Ich schaute mir mal wieder unendlich viele YouTube Videos von Au Pairs an und verliebte mich in die Möglichkeit Amerika zu sehen und die Welt zu entdecken, oder zumindest einen Teil davon. Ich war so in meiner Recherche vertifft, dass ich mich total erschrak als es an der Tür klopfte und meine Mama mein Zimmer betrat. "Hey Große, ich hätte jetzt Zeit dich abzufragen." ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass ich sie darum gebeten hatte, ich reichte ihr meine Lernzettel und sie fragte mich ab. Als sie damit fertig war sagte ich:"Du Mama, was hältst du von der Idee das ich vielleicht ein Au Pair Jahr in Amerika mache?" sie sah mich verwirrt an. "Wie kommst du denn jetzt da wieder drauf?" fragte sie mich. "Naja, irgendwie fühle ich mich noch zu jung um zu studieren und eigentlich wollte ich ja schon immer ein Au Pair Jahr machen." meinte ich. "Mh ich weiß nicht so recht. Lass uns da nachher mal mit Papa drüber sprechen!" sagte sie und lächelte mich an. "Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?" fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Sie legte meine Lernzettel weg und verließ mein Zimmer.

Ich dachte die ganze Zeit weiter darüber nach und konnte aber einfach keinen Entschluss fassen, also ging ich zum Zimmer meines Bruders."Bist du da, Leon?" fragte ich nachdem ich angeklopft hatte. "Jo!" ich öffnete die Tür, "Darf ich dich mal was fragen?" er machte sich grad fertig um zum Training zu fahren. "Bereust du es manchmal nicht 'Work and Travel' gemacht zu haben?" "Manchmal, ich werde nie wieder so viel Zeit haben wie zu dem Zeitpunkt. Und nach der Ausbildung mach ich das auch nicht mehr, warum?" sagte er als er seine Krawatte aufmachte und auf den Boden schmiss. "Ich bin am überlegen ob ich ein Au Pair Jahr nach der Schule machen soll." sagte ich ihn und schaute ihn gespannt an.  "Ganz ehrlich Kira, ich würde es tun! Du wirst nie wieder die Möglichkeit haben und du kannst so unglaublich viel sehen, außerdem ist es nur ein Jahr, weißt du wie schnell das umgehen wird?" "Ehrlich?" ich hatte mit allem gerechnet aber nicht damit. "Aber was ist wenn in Deutschland was passiert?" fragte ich ihn, wenn ich jemanden hatte der mich unterstützt dann konnte ich ihm auch meine ganzen Sorgen mitteilen, die ich mir in den letzten Stunden gemacht hatte. "Es kann immer was passieren! Oma könnte morgen sterben oder wenn du auf Ameland bist, wenn du nicht da sein sollst, worst du nicht da sein!" sagte er und zuckte mit den Schultern. Ich ließ mich auf sein Bett fallen "aber was ist wenn ich der Aufgabe nicht gewachsen bin?" "Alter Kira, ich kenne keinen Menschen der seine Freizeit so gerne mit Kindern verbringt wie du! Wenn nicht du wer dann?" Leon schnappte sich seine Sporttasche "und niemand sagt das du nicht wieder nach Hause kommen kannst, wenn es dir nicht gefällt! Aber ich muss jetzt los!" ich stand auf und sagte: "Danke! Das hat mir sehr geholfen!" und verließ sein Zimmer. Leon hatte recht, wenn nicht jetzt wann dann und was hab ich zu verlieren außer ein bisschen Geld und einen Haufen Erfahrungen. Ich könnte gar nicht in Worte fassen wie sehr es mich gefreut das Leon sich mit mir unterhalten hat, ich hatte immer im Gefühl das mein Bruder mich nicht mag, oder besser gesagt froh ist wenn ich nicht da bin. Vielleicht war das der Grund warum er meinen Paln so befürwortet hat. Egal welche Intention er hatte, ich liebte es das er sich die Zeit genommen hat und so ehrlich mit mir war, dass bedeutete mir die Welt.

Ich machte mir die nächsten Wochen sehr viele Gedanken über alles und redete viel mit meiner Familie über den ganzen Job und alles. Machte mich schlau über Preise und Organisationen und versuchte mir so viele Meinungen wie möglich zu holen und im Grunde lief es immer darauf hin aus, dass  mir jeder sagte, dass es eine Erfahrung ist die mir keiner mehr nehmen kann und das wenn ich es nicht direkt nach der Schule machen würde, es gar nicht mehr machen würde. Viele zählten mir auch die negativen Seiten auf, um mir zu zeigen, dass es nicht immer einfach sein würde und Friede Freude Eierkuchen, aber sind wir mal ehrlich welches Jahr ist nur wunderbar? Es gibt immer Höhen und Tiefen, zumindest dachte ich mir dass.

Einen Tag war ich bei meiner Tante und meinem Onkel, wir saßen auf dem Sofa und ich redete mal wieder darüber ob ich mich bei einer Organisation anmelden soll. "Ich weiß echt nicht ob ich es tun soll, Elke!" und ließ mich tiefer in das Sofa sinken "was hast du zu verlieren, große?" fragte sie mich mit ihrer beruhigenden Stimme. "Ein Jahr hier!" sagte ich ohne drüber nachzudenken und Elke und Uwe beide lachten kurz auf. "Du wirst noch so viele Jahre hier bei uns in Deutschland oder unserer Kleinstadt verbringen, aber du wirst nur ein Jahr in Amerika leben können!" erinnerte mich Uwe und ich hätte diesen Satz schon so oft gehört und dennoch würde mir jetzt erst bewusst was das eigentlich hieß."und egal was dort passieren würde, wir wären immer für dich da und du weißt ganz genau das du jeder Zeit dich in den nächsten Flieger setzten kannst und wir dich mit offenen Armen in Empfang nehmen werden." sagte Elkebund zog mich in eine dieser innigen Umarmungen die so mit Liebe zu gepackt waren, die nur Familie einem geben kann."ihr habt so recht!" sagte ich und nahm Elke auch in den Arm.

Am nächsten Morgen stand ich auf, ging nach unten und sagte zu meinen Eltern. "Ich möchte gerne meine Kurzbewerbung heute machen." "okay." sagte mein Papa "dann hol den Laptop." und diese fünf kleinen Worte bedeutdten die Welt für mich und ich war so dankbar für meine Familie und Freunde.
Und so begann meine Reise.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 10, 2020 ⏰

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