Erbsache - Robert Ahlbecks erster Fall

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Prolog

Der Mörder hatte sich das Morden irgendwie anders vorgestellt. Spektakulärer. Aber jetzt war der alte Mann tot und doch hatte keiner von dem Mord Notiz genommen. Man ging von einem natürlichen Tod aus. So hatte der Mörder das ja auch gewollt, denn es ging dem Mörder ja nicht um das Morden, sondern nur um den Tod dieser einen speziellen Person. Der Mord war also nur Mittel zum Zweck. Wäre der alte Mann von allein gestorben, so wie es alte Männer für gewöhnlich zu tun pflegten, so hätte der Mörder gar nicht morden müssen. Nur leider hatte sich der alte Mann allerbester Gesundheit erfreut. Das war für die Pläne des Mörders etwas hinderlich, für die Pläne das alten Mannes aber förderlich. Nun, am Ende war es auch egal, denn der alte Mann war jetzt ja tot. Eines Morgens hatte er tot im Bett gelegen. Der Mörder beglückwünschte sich innerlich zu dieser gelungenen Tat. Es war einfach. Nicht mal der alte Mann hatte gewusst, dass er ermordet wurde. Wenn der Mörder so darüber nachdachte, so war das eigentlich der betrüblichste Teil an diesem so perfekten Plan. Gerne hätte der Mörder dem alten Mann gesagt, dass ein Mord verübt werden würde und er das Opfer war. Aber dann hätte der alte Mann vermutlich nicht mitgespielt, denn er war ja geistig und körperlich noch rege gewesen und hätte sicher etwas gegen die Pläne des Mörders gehabt. Dann hätte er möglicherweise laut geschrien oder sich irgendwie anders bemerkbar gemacht, und das hätte der Mörder nun gar nicht gebrauchen können. Nein, der Plan war perfekt, so wie er war. Und jetzt lag er schon unter der Erde. Niemand würde es je erfahren...

I

Die Sonne schien durch das schon länger nicht mehr geputzte Fenster und tauchte das Büro von Robert Ahlbeck in ein angenehm gedämpftes Licht. Robert saß am Schreibtisch und genoss die Sonnenstrahlen in seinem Rücken. Es würden wohl die letzten schönen Tage dieses Jahr sein, denn der Oktober neigte sich langsam seinem Ende und der Ahornbaum vor Roberts Fenster wurde schon zunehmend kahler. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits 9.30 Uhr war, Zeit, Theophilia mit ein paar Brötchen in ihrer Galerie zu überraschen. Seine Freundin mit dem klangvollen Namen liebte es, in der Galerie zu frühstücken, und da er eh gerade nicht wirklich etwas zu tun hatte, erschien ihm diese Aussicht auf frische Brötchen und eine Tasse Kaffee sehr verlockend. Robert griff seinen Mantel und war gerade in Begriff, das Büro zu verlassen, als das Telefon klingelte. Das Telefon war noch ein alter, klassischer Apparat mit Wählscheibe. Er tat Robert seit vielen Jahren gute Dienste und daher hatte er nie das Bedürfnis verspürt, es gegen ein neueres Modell einzutauschen. Was ihn allerdings doch ein wenig nervte war die fehlende Rufnummernanzeige. Eine solche käme seinem Konzept der Arbeitsvermeidung doch sehr entgegen. Nun stand er in einem heftigen Wiederstreit mit seiner Faulheit einerseits und seiner Neugier andererseits.

„Detektei Ahlbeck, was kann ich für Sie tun?“, gewann schließlich die Neugier überhand.

„Herr Ahlbeck, Birnbaum hier!“ Robert verfluchte seine Neugier sofort wieder. Der Birnbaum hatte ihm gerade noch gefehlt. Seit drei Wochen beschattete er jetzt nun schon dessen angeblich untreue Ehefrau Paula, ohne auch nur den geringsten Anhalt dafür gefunden zu haben, dass an den abstrusen Anschuldigungen des Herrn Birnbaums gegenüber seiner Frau irgendetwas dran sein könnte. Leider war der Birnbaum im Moment sein einziger Auftraggeber, daher konnte er ihm nicht einmal ordentlich die Meinung geigen.

„Herr Birnbaum, wie schön von Ihnen zu hören.“ flötete Robert und hasste sich sofort dafür.


„Ja, Herr Ahlbeck… ich wollte mich nur mal nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen erkundigen. Haben Sie etwas Neues in Erfahrung bringen können?“ 


Wie der schon redete! Wenn Robert nicht gestanden hätte, hätte er jetzt mit dem Kopf gegen die Tischkante geschlagen. So aber wusste er sich zu beherrschen.

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