Kapitel Drei

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Nach ein paar Minuten stillen Gehens, erblickte ich eine Ansammlung von Häusern. Ich vermutete, dass dies das Dorf von Satumar ist.

»Hier wohne ich«, bestätigte er damit auch schon meine Vermutung.

Mich umgehend nickte ich. Wir kamen dem Dorf immer näher und schon bald sah ich Kinder auf der Straße spielen. Lächelnd sah ich ihnen kurz zu. Sie wirkten so unschuldig, rein und so, als gäbe es kein Leid auf dieser Welt. Noch hatten sie uns nicht entdeckt, doch ich sollte merken, dass sich dies ziemlich schnell ändern kann.

»Satumar!«, hörte ich da auch schon ein Mädchen rufen, welches zu ihm lief und an seinem Bein zog.

»Wo warst du? Ich dachte, du willst mit mir spielen?«, fragte das Mädchen empört.

Entschuldigend blickte Satumar das Mädchen an. Auch ich sah sie mir etwas genauer an. Ihre blonden, langen Haare umrahmten ihr Gesicht und brachten ihre blauen Augen so mehr zum Vorschein. Erstaunt blickte ich zwischen Satumar und dem Mädchen hin und her. War das vielleicht seine Schwester?, dachte ich.

»Wer ist das?«, fragte das Mädchen weiter, bevor Satumar auch nur ein Wort sagen konnte.

Leise lachte ich. Ich mochte das Mädchen und ihre Neugier. Ich selbst war ein Einzelkind, weshalb ich nie wusste, wie es ist, wenn ein anderes Kind da ist. Gut konnte ich mir vorstellen, dass es Segen und Fluch zugleich sein kann. Einerseits ist da jemand, mit dem man spielen kann, aber genauso gut kann man auch mit demjenigen streiten. Ich wusste nicht, was ich besser fand. Doch als ich Satumars kleine Schwester sah, sehnte ich mich nach einer Schwester oder einem Bruder. Traurig sah ich zu, wie Satumar das Mädchen Boch nahm und wie durch Watte hörte ich, wie er ihr erklärte, dass ich niemand wichtiges war und wie er mich gefunden hatte. Meine Gedanken wanderten weiter bis zu meinen Eltern und fragte mich, wie es ihnen wohl ging und ob sie überhaupt noch lebten. Dass sie gestorben sind, konnte ich nicht glauben, da ich dachte, dass ich es spüren würde. Außerdem konnte ich nicht glauben, dass meine Eltern sterben. Ich wüsste nicht, was ich dann machen würde. Würde ich dann regieren? Würde es überhaupt noch unser Königreich geben oder würden wir dann zu König Mading gehören? Müsste ich dann vor ihm das Knie beugen? Lässt er mich überhaupt am Leben, wenn es jemals so weit kommen würde? All dies fragte ich mich, während Satumar seine Schwester begrüßte. Beide bekamen nichts davon mir.

Plötzlich ertönte ein Geräusch, welches ich erst nicht zuordnen konnte, bis mir auffiel, dass jemand schluchzte. Auf einmal hörten die Kindern auf zu spielen und starrten mich an. Verwundert sah ich zurück, unwissend wieso ich jetzt so entgeistert angesehen wurde. Bis etwas nasses auf meine Hand tropfte. Länge sag ich auf diese hinab, bis mir klar wurde, dass das eine Träne war. Langsam hob ich meine linke Hand und wischte mir über mein Gesicht. Sofort spürte ich das kühle Nass an meinen Fingern. Überrascht starrte ich auf meine Hand. Ich hatte noch nie in Anwesenheit von anderen geweint. Noch immer spürte ich, wie die Tränen meine Wangen runter liefen. Ein weiteres Schluchzen entfuhr mir und ich bemerkte einen kleinen Schmerz tief in mir. Weinend vergrub ich mein Gesicht in meine Hände. Mein Herz schlug so laut, dass ich befürchtete, dass jede es hören müsste. Während meine Gedanken wieder zu meinen Eltern schweiften, Tannen mir immer mehr Tränen die Anlagen hinab. Langsam ging ich in die Knie, mein Gesicht noch immer bedeckt. Es fiel mir immer schwerer zu atmen und ich hatte das Gefühl, dass ich erstickte.

Auf einmal spürte ich, wie mir jemand einen Arm um die Schultern legte. Traurig sah ich hoch, um zu sehen, wer da war. Neben mir kniete Satumar mit einem besorgten Ausdruck in den Augen.

»Was ist los?«, fragte er leise, als würde mich ein zu lautes Wort verscheuchen.

»Ich habe Angst«, flüsterte ich leise.

»Wovor?«, wollte er wissen.

»Davor, dass ich meine Eltern vielleicht nie wieder sehe«, meine Stimme brach bei den letzten Worten.

»Was ist denn passiert?«, fragte er besorgt.

Kurz schüttelte ich den Kopf, um den selbigen wieder frei zu bekommen. »Durch den Krieg drängten sie mich dazu zu fliehen. Erst habe ich es geschafft dieser Flucht zu entkommen, aber letztendlich haben sie mich doch dazu bewegt zu gehen«, antwortete ich mit leiser Stimme, darauf bedacht mich nicht zu verraten. Auch wenn er das gewisse Etwas an sich hatte, das mich ihm vertrauen ließ, blieb doch ein Stück Misstrauen. Wie viel Zeit seit er mich geweckt hat, vergangen ist, konnte ich nicht sagen, denn es war noch hell, aber die Sonne war von den Wolken verdeckt, weshalb ich mich nicht an ihr orientieren konnte.

»Bist du Prinzessin Ramuras?«, hörte ich da die Stimme von Satumars Schwester.

»Vraldes denk doch mal nach«, schalt Satumar sie. »Das kann nicht Ramura sein. Die Prinzessin würde sich niemals mit einem einfachen Bauern abgeben«, flüsterte er. Hörte ich da Wehmut in seiner Stimme?

»Das stimmt nicht«, meinte ich leise, doch nicht leise genug. Satumar hatte mich gehört.

»Was meinst du damit?«, fragte er mich, während er mich erneut musterte.

Schnell schüttelte ich den Kopf und schimpfte mich einen Narren. Wenn ich nicht vorsichtiger war, dann wird er es bald wissen.

»Bist du...«, flüsterte Satumar. »Bist du Prinzessin Ramura?«, fing er erneut an.

Der rote MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt