Not anymore...

357 28 30
                                    

Louise stand vor dem Restaurant mit der roten Markise und beobachtete die ausgelassen wirkenden Gäste im Inneren. Wie wohl typisch für einen Samstagabend war das gemütliche Restaurant sehr gut gefüllt. In aller Spontanität hatte Louise es versäumt Tom Bescheid gegeben, dass sie kommen würde und haderte nun mit sich, ob es so eine gute Idee war dort einfach hineinzuplatzen, vor allem, da er ihr gegenüber wohl bewusst erwähnt hatte, dass er nicht alleine war. Dem Umstand darüber, dass seine Begleitung vielleicht über den ungewöhnlichen, fremden Gast vielleicht nicht sonderlich erfreut war, schob sie bewusst beiseite. Viel zu groß war die Vorfreude auf die Emotionen, die Tom in ihre auslöste und die sie so beflügelten. Kurzzeitig fragte Louise sich, ob seine Begleitung männlich oder weiblich war und was er dieser über sie überhaupt erzählt hatte?

Fest presste Louise ihre mittlerweile erkalteten Finger um ihr Telefon, das sie seit der Autofahrt nicht aus der Hand gelegt hatte. Sie stand bestimmt schon einige Minuten auf der gegenüberliegenden Straßenseite und haderte mit sich, ob sie nun einfach reingehen oder Tom zumindest kurz Bescheid geben sollte. Ihre erstarrten Finger bugsierten das Smartphone in ihre Handinnenfläche bevor sie das eiskalte Telefon an ihr Ohr legte. Es klingelte.

"Hey Louise!", meldete sich ein überaus fröhlicher Tom und Louise hörte das bunte, laute Treiben des Restaurants im Hintergrund, in das sie von ihrem Standpunkt aus hineinsehen konnte.

"Hello Tom, how are you?", begann Louise und ließ ihren Blick so gut es ging ins Innere des Lokals wandern in der Hoffnung ihn bereits zu erspähen.
"I'm very well, thank you! How are you?", sprach Tom gegen die Lautstärke an, "Wait a second, it is quite noisy in here, I'll step outside."

Louise hörte, wie Tom sich mit einigen überaus höflichen Redewendungen entschuldigte und sich scheinbar auf dem Weg nach Draußen begab, um in Ruhe mit ihr zu telefonieren. Dass es so kommen würde, hatte sie bei Weitem nicht geplant. Jedoch wusste sie nun, dass sobald er vor die Tür des Lokals treten würde, sie ziemlich leicht entdecken konnte. Louise schüttelte den Kopf und lächelte in sich hinein über diese überaus kitschige Situation. Gespannt starrte sie auf die Eingangstür, als sie die ersten Bewegungen wahrnahm und ihr Herz verschnellerte seine Frequenz.

"Just a second, darling.", sprach Tom und Louise hörte den sanften sog einer sich öffnenden Tür durch den Telefonhörer. Da stand er nun und schloss schnell die Eingangstür hinter sich.

"Okay, darling. I'm sorry, I'm all yours now. How was your day, are you back at the hotel?", plapperte Tom munter darauf los und Louise beobachtete wie er seine Arme wärmend vor seiner Brust verschränkte und sich an die kleine rote Hauseingangstür neben dem Schaufenster lehnte. Selbst in dem schummrigen Licht der Straßenlaternen konnte sie gut erkennen, wie er lächelte. Schlagartig erhellte sich Louises Gemüt noch mehr und dieses unbeschreiblich schöne Gefühl machte sich breit, als sie ihn musterte. Er hatte sie auf der anderen Seite der schwach beleuchteten Straße hinter den parkenden Autos nicht entdeckt, was ihr noch einige Momente gab, um sich an seinen Anblick zu gewöhnen,

"Louise?", fragte er, um sicher zu gehen, dass sie noch dran war.

"See that blue car in front of you?", forderte Louise ihn auf und konnte beobachten, wie er sich sofort kerzengerade aufstellte und prompt den gemeinten Wagen fixierte. Langsamen Schrittes schlängelte sich Louise an den Autos vorbei und trat somit in das Licht der Straßenlaterne. Ihr Herz pochte hörbar in ihrer Brust, als sie sah, wie Toms Augen sich weiteten und sich kurz darauf seine Mundwinkel zu seinem typischen, ausdrucksvollen Lächeln formten. Ohne ein weiteres Wort durch den Hörer zusagen, ließ er das Telefon gekonnt in seine Hosentasche gleiten und bewegte sich ihr zu.

"Darling, what a surprise!", rief Tom enthusiastisch und blieb am Bordstein stehen, um Louise in Empfang zu nehmen. Sie konnte gar nicht anders, als bis über beide Ohren zu grinsen, sah sich einmal nach links und rechts um, um nicht noch einen Unfall mit Personenschaden auf der Straße zu verursachen und joggte ihrem Tom entgegen. Tom hatte seine Arme weit ausgestreckt und ließ Louise somit direkt gegen seinen Körper laufen. Vertraut schlang sie ihre Arme um seinen Taille und wurde sofort von seinen fest umschlossen. Sanft aber dennoch innig drückte Tom Louise sichtlich erfreut an sich und wiegte sie vorsichtig hin und her, während er sie liebevoll auf den Scheitel küsste und beinahe unweigerlich hörbar ausatmete.

If we meet again... [Wattys 2018 Longlist]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt