Kapitel 28

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Kapitel 28

Erzähler Sicht

Wieder im Zimmer saß Sarah immer noch auf dem Stuhl, doch kaum hatte Layla die Tür hinter sich geschlossen, stand sie auf, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte bissig: „Wo warst du denn so lange?".
Genervt verdrehte Angesprochene die Augen. „Ich habe über zehn Minuten warten müssen!", sagte sie nun etwas lauter. „Also?", verlangte sie nach einer Antwort. „Wie redest du denn mit mir?", gab Layla sauer zurück.

„Du hast mir nicht geantwortet", meinte sie tadelnd. Nun verdunkelte sich das Gesicht der Grafentochter. Sie verstand es, wenn ihr Vater so mit ihr redete, aber so ließ sie nicht Menschen mit sich reden. Sie hasste es, wenn Sterbliche dachten sie wären etwas Besseres. Also baute sich Layla vor Sarah auf und sah sie ebenso herausfordernd an.
„Was glaubst du eigentlich wer du bist, dass du so mit mir redest?", zischte sie, worauf die Wirtstochter schnippisch antwortete: „Der Graf von Krolock persönlich hat mich auf diesen Ball eingeladen und ich bin auf seinen Wunsch hier. Außerdem bin ich älter als du. Darfst du überhaupt auf den Ball? Schließlich bist du noch ein Kind und Kinder haben auf einem solchen Fest nichts verloren. Wer weiß? Vielleicht werde ich ja bald die Gräfin sein und Bredas Frau. Also was willst du mir schon? Immerhin bist du nur ein kleines Mädchen und so lange kannst du noch gar nicht auf diesem Schloss wohnen, ansonsten hätten die Leute aus dem Dorf", sie zählte sich seit sie auf dem Schloss ein eigenes Zimmer bekommen hatte nicht mehr zu den Dorfleuten, was Layla nicht unbemerkt blieb, „von dir gewusst. Wahrscheinlich bist du nicht einmal seine Tochter, sondern führst dich nur so auf, weil deine richtigen Eltern Bettler sind", schloss sie ihre Rede und schaute hinab auf die Person, die vor ihr stand.

Nun war Layla an der Reihe ihr eine Rede zu halten. „Vater mag dich wohl auf den Ball eingeladen haben, aber mit dir hat er sich ein großes Problem in das Schloss geholt und seine Frau wirst du sicher nicht und denk auch bloß nicht ich würde eines Tages auf deine Befehle hören. Und es stimmt, so lange bin ich noch nicht hier. Aber in den anderen Punkten muss ich dir widersprechen: Du magst größer sein und älter wirken als ich, doch der Schein trügt; zweitens ich darf auf den Mitternachtsball gehen. Was deine letzte Behauptung angeht: Ich bin Layla von Krolock, Tochter von Graf Breda von Krolock und Gräfin Maria von Krolock, mit der du es wagst so zu reden, wie mit einem einfachen Mädchen aus dem Dorf, welches in einem Wirtshaus voller Knoblauch haust, mit einem dreckigen, ekelerregenden Wirt , der seine Frau mit der Magd betrügt als Vater hat, wie du eines bist! Und wenn hier einer in diesem Raum das Sagen hat, dann wäre ich das wohl!", sagte Layla laut.

Nun war es Sarah, die den Kopf einzog und unter ihrem strengen und erzürnten Blick klein wurde. Nach einer Weile des Schweigens ergriff Layla erneut das Wort: „Entschuldige mich, ich muss noch zu meinem Vater, deine Frisur kann warten". Sie grinste Sarah noch einmal frech an und ging zur Tür, wo sie stoppte. „Ach und bevor ich es vergesse, rede noch einmal so mit mir und ich werde dir dein zukünftiges Leben zur Hölle machen", drohte sie.
Mit zuckersüßem Lächeln verließ sie das Zimmer und ging zu Bredas Arbeitszimmer. Dem Professor sagte die Grafentochter, als er ihr über den Weg lief, er solle mehr auf seinen Assistenten achten. Er belästige sie. Damit hatte sie einen ziemlich verwirrten Professor zurückgelassen, der gleich nach Alfred rief.

Vor der hölzernen Tür zum Arbeitszimmer des Grafen blieb sie stehen und klopfte an. „Herein", tönte es gedämpft aus dem Zimmer. Lächelnd trat Layla ein und schloss die Tür hinter sich. Im Arbeitszimmer standen Regale mit Büchern und Ordnern links und rechts an den Wänden. In der Mitte des Raumes stand ein Schreibtisch und dahinter war ein großes Fenster, welches durch dunkelrote schwere Vorhänge verdeckt wurde. Links hinten war noch eine Tür, die zum früheren Schlafzimmer des Grafen und seiner Gattin führte. Hinter dem Schreibtisch saß der Graf und ihm nach rechts versetzt gegenüber Herbert.
„Da bist du ja Layla. Auf dich haben wir gewartet. Setzt dich doch", sagte ihr Vater und deutete mit der Hand auf den Stuhl, der links von Herbert vor dem Schreibtisch stand. Layla ließ sich das nicht zweimal sagen und nahm aufrecht neben ihrem Bruder Platz. „Verzeih die Verspätung Vater, aber ich musste noch etwas erledigen", entschuldigte sie sich, doch ihr Vater wank ab. „Schon gut. Aber kommen wir zum Thema. Ich wollte mit euch das weitere Vorgehen besprechen. Zuerst aber, Layla, wie war dein Tag?", fragte er und nun lagen beide Blicke bei ihr.
Sie aber schloss zu aller erst die Augen und verwandelte sich zurück in einen Vampir. „Besser. Also, wo fang ich an? Ah ja, ich bin den ganzen Tag hinter Alfred und Abronsius hergeschlichen, hab mich vor ihnen versteckt um sie dann wieder zu suchen. Dieses Theater ging den ganzen Tag durch das halbe Schloss, aber an einem Ort hat das Versteckspiel aufgehört", sagte Layla ernst, worauf sie neugierig und auffordernd angesehen wurde. „In der Gruft mit unseren geöffneten Särgen und einem Pflog über deinem Herzen!", ließ sie die Bombe platzen, wurde zum Ende hin lauter und zeigte auf Breda.

Die Augen des Grafen und seines Sohnes weiteten sich, sodass seine Tochter dachte, ihnen würden sie aus dem Kopf fallen. So verharrten sie einige Minuten bis der Graf sich laut seufzend in seinen Stuhl zurückfallen ließ, ebenso Herbert.
„Dann verdanke ich dir wohl mein Leben", sagte der Graf leise. Die Kinder nickten nur zustimmend. Auch wenn der Graf sein Leben als Vampir hasste, war er seiner Tochter doch dankbar, ihn gerettet zu haben. Seine Kinder waren das einzige für ihn, die ihm seinen Lebenswillen gaben. Ohne sie würde er keinen Sinn mehr finden weiterzuleben. Ohne sie würde er sich von der Sonne verbrennen lassen.
Die letzten Jahrhunderte war es nur Herbert der ihn hielt. Aber mit Layla kam erneut ein guter Grund das verfluchte und blutdürstige Leben zu ertragen. Der Graf hatte sich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt, wie in dem Moment indem herauskam dass Layla, seine Layla war und er sie wieder in seinen Armen hatte. All das wurde dem Grafen von Krolock, der sich seit ihrer Rückkehr nicht mehr nach Erlösung sehnte, bewusst.
Layla sah geistig abwesend nach unten. Sie wollte sich nicht ausmalen, wie es wäre, hätte der Pflog das Herz ihres Vaters durchbohrt. Auch Herbert ging es nicht anders, denn auch er wollte von seiner kleinen Schwester nicht mehr getrennt sein.

Nach einer Zeit der Stille sagte Breda: „Danke". „Danke", flüsterte auch Herbert und umarmte seine Schwester, die inzwischen wieder richtig da war und stumm die Umarmung erwiderte. Als sich alle wieder gefangen hatten, räusperte Layla sich und erzählte weiter: „Ich habe sie aus der Gruft geschmissen und bin dann in die Bibliothek. Davor habe ich Koukol beauftragt, aufzupassen, dass die beiden sich nicht mehr der Gruft nähern. In der Bibliothek sind mir dann der Professor und Alfred wieder über den Weg gelaufen, aber ich blieb. Später habe ich ein Gespräch zwischen Sarah und Alfred belauscht und habe Sarah wieder in ihr Zimmer gebracht, nachdem Alfred den Raum verlassen hatte. Dort habe ich ihr bei der Frisur für den Ball geholfen, sie ist noch nicht fertig. Und dann hörte ich Alfred schreien und bin nachsehen gegangen. Der Grund für den Schrei war eine Rangelei mit dir, Herbert. Nachdem ich dem Theater ein Ende gesetzt habe, habe ich mit Alfred gesprochen. Es ging um euch. Er sagte mir ihr wärt Vampire und ich habe ihm das ängstliche kleine Mädchen vorgespielt, worauf er versprochen hat mit mir, Sarah und dem Professor noch heute Nacht zu fliehen. Ich habe natürlich aus lauter Angst eingewilligt", „Das kleine ängstliche Mädchen. Woran erinnert mich das bloß?", warf Herbert belustigt ein, worauf Layla sich unschuldig pfeifend im Raum umsah.

Ihr Bruder und ihr Vater konnten sich das Grinsen und ein leises Kichern nicht verkneifen. Sie wussten wie gut sie schauspielern kann. Schließlich sind sie selbst darauf herein gefallen. Kurz darauf deutete der Graf mit seiner Hand es sei genug und sie solle weiter berichten. Da wurden seine Kinder ernst.

„Aber dann hat er etwas getan, wofür ich ihn eine geklatscht habe und am liebsten noch den Hals umgedreht hätte". Die Geschwister spannten sich merklich an, was den Grafen von Krolock den Anlass gab misstrauisch zu werden, was er bei ihren Worten sowieso schon war. Sie holte noch einmal tief Luft, auch wenn es unnötig war und sagte wütend:

„Er hat mich geküsst!".

1437 Wörter

Layla- The daughter of the night (Tanz der Vampire FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt